Interessengemeinschaft und Beratung für Berliner Mieter
MieterEcho 430 / Februar 2023

Studierende werden abgezockt

Wohnen wie in der Jugendherberge, bezahlen wie im Hotel


Von Tom Küstner

Der Wedding wurde in den vergangenen Jahren mit Studierendenwohnheimen regelrecht zugepflastert. Zwischen S-Bahnhof Humboldthain und Virchow-Klinikum befinden sich mehr als zehn solcher Wohnanlagen. Im Bezirk befindet sich die staatliche Berliner Hochschule für Technik (BHT), die von 2009 bis 2021 den Namen „Beuth Hochschule für Technik“ trug, bis eine Diskussion über den Antisemitismus des Namensgebers Peter Beuth schließlich zur Namensänderung führte.

Die Trägerschaft dieser Anlagen ist sehr unterschiedlich. In der Luxemburger Straße und Neuen Hochstraße befinden sich Wohnheime vom Berliner StudierendenWerk. Auch landeseigene Wohnungsbaugesellschaften haben Unterkünfte für Studierende errichtet. Die Gewobag in der Amrumer Straße 16 und 36 und die Gesobau in der Nordbahnstraße 12-14.

Die „Bürgermeister-Reuter-Stiftung“ unterhält hier gleich vier Wohnkomplexe. Die bereits 1953 gegründete „gemeinnützige privatrechtliche Stiftung“, die sich zugleich als Unternehmensgruppe sieht, versammelt in ihrem Vorstand und Aufsichtsrat eine Reihe ehemaliger sozialdemokratischer Politiker.

Ob der Baustadtrat in Mitte, Ephraim Gothe (SPD), auch wegen der Nähe zu Parteigenossen für Studierendenwohnheime in privater Rechtsform so große Sympathien hat, kann nicht eindeutig beantwortet werden. An entsprechenden Baugenehmigungen mangelte es in der letzten Zeit jedenfalls nicht.Die privaten Firmen Youniq, Studio B II, Boardinghouse, Neon Wood und Campus Viva haben seit 2015 gleich sechs Standorte allein im Wedding errichtet. Von „privaten Studierendenwohnheimen“ zu sprechen, ist dabei eigentlich ein doppelter Euphemismus, denn sie verbinden das Schlechteste aus zwei Welten.

Die Idee eines Wohnheims besteht darin, eine Unterkunft mit einem einfachen Standard für einen Zeitraum von mehreren Jahren, eben die Zeit des Studiums, zu einem besonders günstigen Preis nutzen zu können. Aufgrund des niedrigen Preises nimmt man Einbußen in der Qualität in Kauf. So wie bei dem Urlaub in der Jugendherberge.

Mikroappartements zu Mondpreisen

Dem entgegengesetzt sind möblierte, voll eingerichtete Mikroappartements, die zu einer Pauschalmiete zum Wohnen auf Zeit zu Miethöhen knapp unter Hotelpreisen angeboten werden, eher vergleichbar mit Ferienwohnungen auf Airbnb. Ihnen eilt der von der Werbung transportierte Ruf voraus, zwar teuer, aber dafür auch besonders luxuriös ausgestattet zu sein, und folglich eine entsprechend zahlungskräftige Kundschaft anzulocken.
Mit dem Konzept der privaten Student Appartements verbinden Immobilienspekulanten Renditeträume aus beiden Welten. Sie bieten billig hergestellte, kleine möblierte Zimmer (12 bis 20 qm) zu Luxuspreisen von durchschnittlich 750 Euro und in der Spitze bis zu 1.300 Euro an.

Dabei zeigen Rezensionen im Netz, dass viele Anbieter ihre Werbeversprechen offenbar nicht einlösen können. Von Bettwanzen über Ameisenstraßen, defekten sanitären Einrichtungen, langsamem Internet, kaputten Wasserrohren, Hausmeistern, die kaum erreichbar sind, unbeantworteten E-Mails bis zu hohen Geldnachforderungen für Strom und Heizung finden sich eine Vielzahl von Beschwerden in den Bewertungen im Internet.
So verflüchtigt sich teilweise das Bild von finanziell gut ausgestatteten Yuppie-Studierenden, die im Luxus leben, hin zu dem Eindruck, dass die dramatische Wohnungsnot hier auch Menschen zu massiv überhöhten Preisen in Vertragsverhältnisse bei Anbietern drängt, die nur noch schwer von betrügerischem Geschäftsgebaren zu unterscheiden sind.

Die überteuerten Appartements schaden so am Ende nicht nur den Bewohner/innen, sondern allen Mieter/innen in der Stadt, da die Tendenz, immer kleinere Wohnflächen mit niedrigen Qualitätsstandards zu noch höheren Preisen zu akzeptieren, auch auf die Umgebung ausstrahlt. 

Mit den Mikroappartements ist ein Geschäftsmodell entstanden, das es Spekulanten ermöglicht, die dramatische Unterversorgung mit Wohnraum in Berlin auszunutzen, um ein weiteres Mal deutlich die Mieten und Gewinne nach oben zu schrauben. Mieter/innen innerhalb und außerhalb dieser Wohnform sollten sich daher gemeinsam entschieden gegen diese Entwicklung stellen.        

Die Trägerschaft dieser Anlagen ist sehr unterschiedlich. In der Luxemburger Straße und Neuen Hochstraße befinden sich Wohnheime vom Berliner StudierendenWerk. Auch landeseigene Wohnungsbaugesellschaften haben Unterkünfte für Studierende errichtet. Die Gewobag in der Amrumer Straße 16 und 36 und die Gesobau in der Nordbahnstraße 12-14. Die „Bürgermeister-Reuter-Stiftung“ unterhält hier gleich vier Wohnkomplexe. Die bereits 1953 gegründete „gemeinnützige privatrechtliche Stiftung“, die sich zugleich als Unternehmensgruppe sieht, versammelt in ihrem Vorstand und Aufsichtsrat eine Reihe ehemaliger sozialdemokratischer Politiker. Ob der Baustadtrat in Mitte, Ephraim Gothe (SPD), auch wegen der Nähe zu Parteigenossen für Studierendenwohnheime in privater Rechtsform so große Sympathien hat, kann nicht eindeutig beantwortet werden. An entsprechenden Baugenehmigungen mangelte es in der letzten Zeit jedenfalls nicht. Die privaten Firmen Youniq, Studio B II, Boardinghouse, Neon Wood und Campus Viva haben seit 2015 gleich sechs Standorte allein im Wedding errichtet. Von „privaten Studierendenwohnheimen“ zu sprechen, ist dabei eigentlich ein doppelter Euphemismus, denn sie verbinden das Schlechteste aus zwei Welten.
Die Idee eines Wohnheims besteht darin, eine Unterkunft mit einem einfachen Standard für einen Zeitraum von mehreren Jahren, eben die Zeit des Studiums, zu einem besonders günstigen Preis nutzen zu können. Aufgrund des niedrigen Preises nimmt man Einbußen in der Qualität in Kauf. So wie bei dem Urlaub in der Jugendherberge. 
 Mikroappartements zu Mondpreisen 
Dem entgegengesetzt sind möblierte, voll eingerichtete Mikroappartements, die zu einer Pauschalmiete zum Wohnen auf Zeit zu Miethöhen knapp unter Hotelpreisen angeboten werden, eher vergleichbar mit Ferienwohnungen auf Airbnb. Ihnen eilt der von der Werbung transportierte Ruf voraus, zwar teuer, aber dafür auch besonders luxuriös ausgestattet zu sein, und folglich eine entsprechend zahlungskräftige Kundschaft anzulocken.
Mit dem Konzept der privaten Student Appartements verbinden Immobilienspekulanten Renditeträume aus beiden Welten. Sie bieten billig hergestellte, kleine möblierte Zimmer (12 bis 20 qm) zu Luxuspreisen von durchschnittlich 750 Euro und in der Spitze bis zu 1.300 Euro an. Dabei zeigen Rezensionen im Netz, dass viele Anbieter ihre Werbeversprechen offenbar nicht einlösen können. Von Bettwanzen über Ameisenstraßen, defekten sanitären Einrichtungen, langsamem Internet, kaputten Wasserrohren, Hausmeistern, die kaum erreichbar sind, unbeantworteten E-Mails bis zu hohen Geldnachforderungen für Strom und Heizung finden sich eine Vielzahl von Beschwerden in den Bewertungen im Internet.
So verflüchtigt sich teilweise das Bild von finanziell gut ausgestatteten Yuppie-Studierenden, die im Luxus leben, hin zu dem Eindruck, dass die dramatische Wohnungsnot hier auch Menschen zu massiv überhöhten Preisen in Vertragsverhältnisse bei Anbietern drängt, die nur noch schwer von betrügerischem Geschäftsgebaren zu unterscheiden sind. Die überteuerten Appartements schaden so am Ende nicht nur den Bewohner/innen, sondern allen Mieter/innen in der Stadt, da die Tendenz, immer kleinere Wohnflächen mit niedrigen Qualitätsstandards zu noch höheren Preisen zu akzeptieren, auch auf die Umgebung ausstrahlt. Mit den Mikroappartements ist ein Geschäftsmodell entstanden, das es Spekulanten ermöglicht, die dramatische Unterversorgung mit Wohnraum in Berlin auszunutzen, um ein weiteres Mal deutlich die Mieten und Gewinne nach oben zu schrauben. Mieter/innen innerhalb und außerhalb dieser Wohnform sollten sich daher gemeinsam entschieden gegen diese Entwicklung stellen.

 

Tom Küstner studierte Philosophie, Soziologie und Neuere Geschichte in Berlin. Er ist seit vielen Jahren in wohnungs- und mietenpolitischen Initiativen in Berlin aktiv.


MieterEcho 430 / Februar 2023

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