Interessengemeinschaft und Beratung für Berliner Mieter
MieterEcho 414 / Februar 2021

Editorial

Editorial MieterEcho

Liebe Leserinnen und Leser,

in Berlin fehlen Wohnungen, das ist eine Binsenweisheit. Doch die Bauleistungen der letzten Jahre  hinken dem Bedarf hinterher. Die Lücke vergrößert sich ständig. In Berlin gab es am 1. Januar 2020 1.938.436 Wohnungen für 3.657.159 Einwohner. Bei einer durchschnittlichen Haushaltsgröße von 1,8 Personen fehlen also rund 100.000 Wohnungen,  um jeden Haushalt angemessen unterzubringen.

Zwar lässt sich hoffen, dass der Mietendeckel den durch den Mangel induzierten Anstieg der Mieten halbwegs in Grenzen hält, aber diesem Instrument selbst droht Gefahr – nicht nur durch das Bundesverfassungsgericht. Für die Spitzenkandidatin der SPD, Frau Giffey, stellt er keinen „Automatismus“ dar, sondern lediglich „eine Atempause.“ Nach den fünf Jahren seiner Geltungsdauer, „muss man auch zu anderen Wegen kommen, damit die Investoren nicht sagen, ich gehe woanders hin,“ vertraute sie dem RBB an.

Dass sich die Investoren sonst wohin scheren können und dass Berlin statt der Investoren einen kommunalen Wohnungsbau braucht, mit leistbaren Wohnungen für alle, ist eine Lösung, die in ihrem politischen Horizont keinen Platz hat. Wie die von ihr vorgestellten „anderen Wege“, eines investorengerechten Wohnungsmarktes aussehen werden, zeigt schon jetzt der vom Mietendeckel ausgenommene Markt für Eigentumswohnungen.

Die HypoVereinsbank beschreibt ihn eher zurückhaltend: „Neue und gebrauchte Eigentumswohnungen stehen in Berlin hoch im Kurs und dies sowohl bei Eigennutzern als auch bei deutschen sowie internationalen Kapitalanlegern. Die Nachfrage fiel im Herbst wieder höher aus.“ Doch die Immobilienzeitung (51/20) wird deutlicher: „5.000 Euro pro Quadratmeter für eine Eigentumswohnung galt hauptstädtischen Maklern bis vor wenigen Jahren als Schwelle zur Luxusimmobilie.“In welchem Maße diese Zeiten Geschichte sind, lässt sich einer Untersuchung des Analysehauses Bulwiengesa AG entnehmen. Die durchschnittlichen Angebotspreise der neu errichteten Eigentumswohnungen betragen in der östlichen Innenstadt 8.370 Euro/qm und im westlichen Teil 8.610 Euro/qm. Das entspricht Preissteigerungen von 18 bzw. 16% innerhalb eines Jahres.

Den Vogel schießt im Osten die Firma Aermont Capital ab. Sie hatte 2014 über einen Fond das Areal AM TACHELES in der Oranienburger Straße erworben und die städtebauliche Entwicklung an das Architekturbüro Herzog & de Meuron vergeben. Diese Firma ist für repräsentatives Bauen bekannt. Auf ihr Konto geht die Hamburger Elbphilharmonie und die demnächst entstehende  Kunstlagerhalle auf dem Berliner Kulturforum.  Eigentumswohnungen in dem ehemals besetzten Kunsthaus Tacheles werden – wenig überraschend – jetzt für 13.800 Euro/qm angeboten. Es ist zu befürchten, dass Frau Giffey dies als einen Meilenstein auf dem von ihr vorgestellten Weg für die Wohnungsversorgung der Berliner/innen ansieht.

Ihr MieterEcho


MieterEcho 414 / Februar 2021

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