Interessengemeinschaft und Beratung für Berliner Mieter
MieterEcho 409 /

Auch in der Krise ein sicherer Hafen

Während die Gesamtwirtschaft schrumpft, setzen Immobilienkonzerne auf Wachstum

Von Hermann Werle     

Nach den ersten drei Monaten schien das Jahr 2020 ein Rekordjahr für die Immobilienwirtschaft zu werden. Jetzt haben sich die Aussichten zwar etwas getrübt, doch die Wohnungswirtschaft blickt trotz der allgemeinen Krisenerscheinungen mit Zuversicht in die Zukunft. Dazu haben sie auch allen Grund, denn trotz Corona fallen die Mietzahlungen selten aus.                                       

Am 19. März erreichte der wichtigste Aktienindex mit 8.255 Punkten den Tiefpunkt der aktuellen Krise. Im laufenden Jahr verloren der Dax wie auch der MDAX bis Mitte April rund 40% ihres Wertes. Erheblich günstiger gestaltet sich die Situation für die börsennotierten Immobilienkonzerne. Die beiden Platzhirsche Vonovia und Deutsche Wohnen (DW) lagen im gleichen Zeitraum lediglich bei 5,5 bzw. 4,4% unter den Kursen vom Jahresbeginn. Von der Wirtschaftspresse wurde das entsprechend kommentiert. So titelte  am 19. März Börse Online: „Immobilienaktien: Sturmfeste Fundamente“, der Börsenbericht der ARD am gleichen Tag: „Vonovia: Corona – war da was?“ und wallstreet:online berichtete am 2. April unter dem Titel: „Deutsche Wohnen trotzt Corona“.               


Zu den Hintergründen der optimistischen Berichterstattung äußerte sich der Präsident des Immobilienverbands Deutschland (IVD), Jürgen Michael Schick. Im Handelsblatt vom 9. April wird er mit den Worten zitiert, dass auch nach der 
Corona-Krise „die Nachfrage auf dem Mietmarkt hoch und der Wohnraum knapp bleiben“ wird. Die Steigerung der Mietpreise dürfte sich auf das Niveau des Vorjahres belaufen, so die Erwartung des IVD. So sieht das auch das Forschungs- und Beratungsinstitut empirica, welches das Geschäft mit Wohnimmobilien als stabil erachtet, da es im Unterschied etwa zur Automobilindustrie keine angebotsseitigen Probleme wie fehlende Zulieferteile oder Mitarbeiter/innen habe. „Langfristig“, so das Fazit der empirica-Studie, „wird Deutschland ein sicherer Hafen für Kapitalanleger bleiben, und auch die Konsumnachfrage nach dem Gut ‚Wohnen‘ wird spätestens durch eine nicht unwahrscheinliche neue Außenwanderungswelle aus (Süd-)Europa stabil wachsen.“       


Die Wohnungskonzerne rechnen mit Mietausfällen, die aber wenig Einfluss auf ihre Geschäfte haben dürften. DW wie auch Vonovia wollen jeweils einen Fonds einrichten, der notleidenden Mieter/innen zugute kommen soll. Während DW einen kleinen Teil der Dividendenzahlung für diesen Fonds abzweigen möchte, finanziert Vonovia die angekündigte Dividende aus dem erfolgreichen Geschäftsergebnis des letzten Jahres. Festgehalten wird auch an den Expansionsplänen. So erwarb die DW Ende März den Münchener Bauträger Isaria, um verstärkt in den Wohnungsbau einzusteigen. Weitere Aufkäufe seien nicht ausgeschlossen, wie Vorstandschef Michael Zahn gegenüber der Immobilien Zeitung kundtat. Kleinere Unternehmen würden derzeit Finanzierungsprobleme bekommen, was günstige Übernahmemöglichkeiten ergeben könnte. Vonovia übernahm derweil die Bien-Ries GmbH in Hanau, ebenfalls um den Bereich des Wohnungsbaus zu stärken.   

                           
Wachstum und ein neuer Konzern
Inmitten der Krise wurde im April auch die Übernahme der Adler Real Estate durch die ADO Properties besiegelt. Mit über 75.000 Wohnungen entsteht damit der drittgrößte private Wohnungskonzern Deutschlands. Vorausgegangen war im Dezember 2019 der Verkauf von rund 5.900 Wohnungen der ADO an die landeseigene Wohnungsgesellschaft Gewobag. Die Wohnungen gelangten somit nach der Privatisierung der GSW im Jahr 2004 nun wieder in Landeseigentum, allerdings zu einem Preis, der die damaligen Einnahmen aus dem GSW-Verkauf übersteigt. Geld spielt keine Rolle, wird sich der Staatssekretär Lompschers und stellvertretende Aufsichtsrat der Gewobag, Sebastian Scheel (Die Linke), gedacht haben. Ganz im Sinne seiner Dienstherrin: Hauptsache möglichst viele Wohnungen in Landeseigentum. Das ADO/Adler-Management wird es ihm und dem Senat gedankt haben. Folgt man den Angebotsunterlagen der ADO, verhalfen die 920 Millionen Euro des Gewobag-Deals der Finanzierung der Übernahme und damit zur Geburt eines neuen Wohnungskonzerns.


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