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MieterEcho 401 / April 2019

Harte Landung für die Waldstraße 37

Ob die Bewohner/innen der Waldstraße 37 auch in die Kirche gegangen sind, um für ihr Haus zu beten, ist nicht bekannt.

Von Rainer Balcerowiak

Ob die Bewohner/innen der Waldstraße 37 auch in die Kirche gegangen sind, um für ihr Haus zu beten, ist nicht bekannt. Ansonsten haben sie wirklich alles versucht, den Berliner Senat und den Bezirk Mitte dazu zu bewegen, das in diesem Moabiter Milieuschutzgebiet geltende Vorkaufsrecht auszuüben, um die Übernahme durch einen berüchtigten Investor mit Sitz in Luxemburg zu verhindern.

An gutem Willen hat es dabei nicht gemangelt, alle Akteure - Senat, Bezirksamt, Bezirksverordnetenversammlung - waren in seltener Einmütigkeit dafür. Wenn da nicht die Sache mit dem lieben Geld wäre. 7 Millionen Euro sollte der aus 30 Wohneinheiten bestehende Komplex kosten, was, notwendige Sanierungen eingerechnet, einem Quadratmeterpreis von über 4.000 Euro entspräche. Und so winkten alle von Senat und Bezirk angefragten städtischen Wohnungsbaugesellschaften auch dankend ab: Trotz eines vom Senat in Aussicht gestellten Zuschusses sei ein Ankauf dieser Immobilie mit anschließender Mietpreisdeckelung „wirtschaftlich nicht darstellbar“, hieß es unisono. Das von einigen Bezirks- und Landespolitiker/innen seit einiger Zeit wie ein Heilsversprechen verkündete Vorkaufsrecht als Schutz vor explodierenden Mieten und Verdrängung landet allmählich in den profanen Niederungen der entfesselten Immobilienspekulation, denn die Waldstraße ist nicht der erste Fall dieser Art und weitere werden folgen. Die Investoren brauchen bloß ein extra großes Preisschild an das Haus zu hängen. Kauft die öffentliche Hand trotzdem, klingeln die Kassen, kauft sie nicht, klingeln sie auch, wenn auch etwas später.
Davon abgesehen: Mit 4.000 Euro/m2 ließe sich problemlos Neubau in kommunaler Trägerschaft mit dauerhaft günstigen Mieten realisieren. Mit den 100 Millionen Euro, die die Blöcke an der Karl-Marx-Allee kosten sollen, und den rund 7 Milliarden Euro für einen neuerdings von der SPD geforderten Rückkauf der privatisierten GSW-Wohnungen sogar in erheblichen Größenordnungen. Aber das wäre ja – igitt! – Neubau.


MieterEcho 401 / April 2019

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