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MieterEcho 402 / April 2019

Editorial

Editorial MieterEcho

Liebe Leserinnen und Leser,


Stefanie Frensch war acht Jahre lang Geschäftsführerin der Howoge, bevor sie zum 1. April 2019 in den Vorstand der Familienstiftung Becker & Kries wechselte. Ihre Aufgabe ist dort, das Immobilienvermögen der Grundstücksgesellschaften unter dem Dach dieser Stiftung zu mehren. Das wird ihr nicht sonderlich schwer fallen, denn bevor sie bei der Howoge tätig wurde, war sie als Partnerin bei der Ernst & Young Real Estate GmbH unter anderem für das Bestandsmanagement verantwortlich und noch immer bekleidet sie eine verantwortungsvolle Funktion im Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA). Ihr Nachfolger, Ulrich Schiller, war seit Anfang 2016 als  Geschäftsführer der Vonovia für rund 70.000 Wohnungen in Norddeutschland zuständig. Zuvor hatte er der Deutschen  Annington, der Vonovia-Vorläuferin, unter anderem als  Geschäftsführer gedient. Bei der Howoge wird er sich heimisch fühlen, denn der seit Mitte letzten Jahres amtierende Aufsichtsratsvorsitzende Hendrik Jellema hat ebenfalls Vonovia-Erfahrung. Eine seiner beruflichen Stationen in der Immobilienwirtschaft war die Mitgliedschaft im Aufsichtsrat dieses Unternehmens. Dass solch eine illustre Truppe aus der privaten Immobilienwirtschaft für eine öffentliche Wohnungsbaugesellschaft, die seit vergangenem Jahr auch für die Schulbauoffensive des Senats zuständig ist, Verantwortung trägt, erscheint befremdlich. Die Erklärung lieferte unlängst Thilo Sarrazin auf der Webseite achgut.com. Dort erinnert er sich: „Ich drängte den Einfluss der Bauverwaltung und der Politik zurück, besetzte die Aufsichtsräte um, tauschte Geschäftsführungen und Vorstände aus und gab den Unternehmen nachvollziehbare betriebswirtschaftliche Ziele, die einem strikten Controlling durch meine Verwaltung und mich unterworfen wurden. Das funktionierte ausnehmend gut.“ Ausnehmend gut konnte es nur deswegen funktionieren, weil der gesamte rot-rote Wowereit-Senat neoliberal ausgerichtet war und auch die Fraktion der PDS (später DIE LINKE) die sarrazinsche Orientierung auf den Markt beifällig unterstützte. Die in diesem Sinne erfolgreiche Sanierung, „war nur möglich“, fährt Sarrazin fort, „indem ich den politischen Einfluss aus dem Parlament und den Parteien und das Hineinregieren der Verwaltung in die Unternehmen strikt unterband“. Wie das Beispiel Howoge zeigt, hat er damit sehr erfolgreich eine auch unter r2g fortgesetzte Tradition begründet.

 

Ihr MieterEcho


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