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MieterEcho 400 / Februar 2019

Der gläserne Haushalt

Den aktuellen Trend der digitalen Durchdringung aller Lebensbereiche verfolgt die DW systematisch mit ihrer „smarten“ Wohnung

Vom Ausschuss Immobilien-Aktiengesellschaften

In einer Kreuzberger Altbauwohnung unterhält der Konzern eine „smarte WG“ mit fünf Studierenden als „Testfeld für das Wohnen von morgen“, wie es im Geschäftsbericht 2017 heißt. Ausgestattet ist die Wohnung mit dem Sprachassistenten „Alexa“, der für seine akustische Überwachung rund um die Uhr den BigBrotherAward 2018 in der Kategorie „Verbraucherschutz“ erhielt. Laut der Laudatio zu dem Preis lausche das Gerät „24 Stunden am Tag in meiner Wohnung, weil es darauf lauert, dass ich das Wort ‚Alexa‘ sage. Sobald es dieses Wort ‚hört‘, zeichnet es die nachfolgenden Sätze auf und sendet diese zur Analyse zu den Rechnern in der Amazon-Cloud. (…) Mit diesem ‚Alexa‘ will Amazon noch mehr Macht im Onlinehandel kriegen.“ Doch der gläserne Haushalt ist nicht alles, was die DW mit ihrem Konzept der „smarten“ Wohnung anzustreben scheint. Mit engen Kooperationen und Beteiligungen an Start-up-Unternehmen, Energie- und Breitbandversorgern stärkt der Konzern seit rund zwei Jahren seine Position entlang der Wohnraumverwertungskette. Für Mieter/innen schlägt sich das in den Betriebskosten nieder. Der Zugang zu DW-Gebäuden soll mit dem schlüssellosen Zugangssystem KIWI vereinfacht werden und das Start-up-Unternehmen VRnow soll sämtliche Wohnungsgrundrisse des DW-Bestands erfassen. Mit dem Kabelnetzbetreiber Tele Columbus, der Beteiligung an den Stadtwerken Thale sowie der Übernahme des Energiedienstleisters GETEC verfügt der Konzern über wachsende Infrastrukturen im Bereich der Strom-, Gas- und Breitbandversorgung.
Dieser Logik folgend startete die DW kürzlich in Pankow ihren ersten Feldversuch mit dem Smart Home-System MiA (Meine intelligente Assistenz), mit dem Heizungen zentral steuerbar sind. Erweiterbar ist MiA um smarte Anwendungen wie „etwa Lichtsteuerung oder marktübliche Sprachsteuerungsgeräte“, wie eine Presseerklärung vom September 2018 verrät.


MieterEcho 400 / Februar 2019

Schlüsselbegriffe: Digitalisierung,smarte Wohnung,Deutsche Wohnen,DW,