Interessengemeinschaft und Beratung für Berliner Mieter
MieterEcho 361 / Juli 2013

Leuchttürme statt Wohnungen

Senat legt „Masterplan“ zur Nachnutzung des Flughafens Tegel vor

Von Benedict Ugarte Chacón        

                       

Der Flughafen Tegel soll kurz nach der Inbetriebnahme des Flughafens Berlin Brandenburg (BER) geschlossen werden. Wann das erfolgt, ist bislang offen. Nichtsdestotrotz hat der Senat zusammen mit anderen Akteuren ein grobes Nachnutzungskonzept erarbeitet und es Ende April vorgestellt. Auf dem Flughafengelände soll ein zukunftsweisendes Technologie-Quartier entstehen. Neuer Wohnraum ist jedoch kaum vorgesehen.                            

 

Der Flughafen Tegel wurde 1974 in Betrieb genommen. Der Entwurf stammt vom Hamburger Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner, welches bis Sommer 2012 auch mit der Planung des BER-Terminals beauftragt war. Sechs Monate nach der Inbetriebnahme des BER soll Tegel geschlossen werden. Dies geht auf den sogenannten Konsensbeschluss zurück, einer im Jahr 1996 getroffenen Vereinbarung zwischen Berlin, Brandenburg und Bund. Zuvor war jahrelang über den Standort des neuen Flughafens diskutiert worden, bis die Entscheidung auf Schönefeld als „Single-Standort“ für den Großflughafen fiel (MieterEcho Nr. 359/April 2013). Inhalt des Beschlusses ist auch die Vereinbarung, die Flughäfen Tegel und Tempelhof zu schließen. Auf dem Konsensbeschluss baute das spätere Planfeststellungsverfahren für den BER in Schönefeld auf. Dies hat zur Folge, dass ein Weiterbetrieb des Flughafens Tegel auch nach der Inbetriebnahme des BER – trotz immer wieder geäußerter Ideen – nicht ohne Weiteres rechtlich möglich ist. Das Flughafengelände umfasst rund 460 Hektar mit rund 100 Gebäuden. Berlin ist nicht der einzige Eigentümer, zwei Drittel der Gesamtfläche befinden sich laut Tegel Projekt GmbH im Eigentum des Bundes. Ende April machte der Senat seinen „Masterplan TXL“ öffentlich. Dieser soll die Grundlage für die Nachnutzung des Flughafengeländes samt Terminal bilden. Entwickelt wurde der Plan in mehreren Phasen. So fanden seit 2008 sechs öffentliche Standortkonferenzen und damit verzahnte Werkstattverfahren statt, die schließlich in der Erstellung des Masterplans mündeten. Am Verfahren beteiligt waren die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben als Vertreterin des Bundes, die Senatsverwaltungen für Stadtentwicklung, Finanzen, Wirtschaft und Bildung sowie die Industrie- und Handelskammer, verschiedene Architektur- und Planungsbüros und die landeseigene Tegel Projekt GmbH. Letztere ist seit 2011 mit der Standortentwicklung des Flughafengeländes beauftragt und soll nach eigenen Angaben Gebäude und Flächen „sichern, bewirtschaften und vermarkten“.                                        

 

Technologiepark statt Wohnraum    

Nach der Schließung des Flughafens sollen Gebäude und Gelände in mehreren Phasen entwickelt werden, bis schließlich ein „Leuchtturm für umweltverträgliche Spitzentechnologien“ entstanden ist. Einer Pressemitteilung des Senats zufolge sollen zunächst die Terminalgebäude für neue Zwecke nutzbar gemacht werden. Für das Hauptgebäude sei als Nutzerin die Beuth Hochschule für Technik vorgesehen und angrenzende Flächen stünden „als ‚Campus’ für Hochschul-, Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiezwecke zur Verfügung“. Westlich und südlich vom Terminalbereich soll ein Gewerbegebiet für Start-up-Unternehmen entstehen, den Übergang zu einem großzügig gehaltenen Landschaftsraum mit der Bezeichnung „Tegeler Stadtheide“ soll ein rund zwei Kilometer langer Industriepark bilden. Das alles bildet schließlich eine „Urban Tech Republic“, wie die Tegel Projekt GmbH das neu entstehende Quartier getauft hat und worunter ein „dichtes Netzwerk aus Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Industrie“ zu verstehen ist. Bis das Areal vollständig entwickelt ist, werden laut Masterplan mehrere Jahrzehnte vergehen. Im Zusammenhang mit all diesen Zukunftsvisionen spielt die Frage nach der Schaffung neuen Wohnraums in Innenstadtnähe im Masterplan nur eine marginale Rolle. Zwar ist die Rede von der Entwicklung eines „städtisch gemischten Kurt-Schumacher-Quartiers“, dieses soll jedoch nur 1.000 Wohnungen umfassen. Hierzu soll irgendwann einmal ein städtebaulicher Wettbewerb stattfinden.               

 


MieterEcho 361 / Juli 2013

Schlüsselbegriffe: Nachnutzung, Flughafens Tegel, Berliner Senat, Masterplan TXL, Technologie-Quartier, Flughafengelände, Wohnraum

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