Interessengemeinschaft und Beratung für Berliner Mieter
MieterEcho 358 / Februar 2013

Geschäftsmodell Studentenwohnheim

Beim studentischen Wohnraummangel ist keine Lösung in Sicht

Jutta Blume

31.500 Erstsemester/innen nahmen im Wintersemester 2012/13 in Berlin ein Studium auf. Bei steigenden Mietpreisen und einem beengten Wohnungsmarkt steigt die Nachfrage nach Plätzen in Studentenwohnheimen.


Trotz immer mehr Studierenden hat sich in Berlin in den letzten Jahren die Zahl der Wohnraumplätze kontinuierlich verringert (siehe auch MieterEcho Nr. 357 / Dezember 2012). Das Studentenwerk Berlin verfügt zurzeit über 9.500 Plätze. Die Wohnheime werden ohne Zuschüsse der Stadt betrieben, lediglich die Liegenschaften wurden vom Land Berlin zum Zweck des studentischen Wohnens überlassen. Der Rückgang der Wohnheimplätze liegt zum Teil daran, dass die Verträge für kleinere Objekte, die das Studentenwerk als Generalmieter angemietet hatte, auslaufen, oder dass die Mieten einfach zu teuer werden.

 

Lange Wartelisten

Ende November 2012 standen in Berlin noch 1.100 Studierende auf der Warteliste für einen Wohnheimplatz. Das entspricht ungefähr der Größenordnung, in der das Studentenwerk Neubau fordert. SPD und CDU wollen laut Koalitionsvertrag die Zahl der studentischen Wohnheimplätze erhöhen, „zum Beispiel in Kooperation mit den landeseigenen Wohnungsgesellschaften“. Geschehen ist bislang jedoch nichts, was bei der geringen Zahl an geplanten Neubauwohnungen der Wohnungsgesellschaften auch kaum verwundert. „Aufstockungen sind gewünscht, aber derzeit nicht in Aussicht. Das Studentenwerk Berlin geht davon aus, dass zwischen 500 und 1.000 Wohnheimplätze für den Wissenschaftsstandort Berlin sehr wünschenswert wären, besonders in Hochschulnähe beziehungsweise im Stadtzentrum“, erklärt Jürgen Morgenstern, Pressesprecher des Studentenwerks Berlin. Auch Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU) nahm sich im November 2012 bei einem Runden Tisch zusammen mit dem Bundesverband der deutschen Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) verbal der studentischen Wohnungsnot an. Lösungen gab es bei diesem Treffen nicht. Es wurde lediglich festgestellt, dass bundesweit 70.000 Wohnheimplätze fehlen. Die Schaffung von günstigem Wohnraum für Studierende sei Ländersache, so der Minister. Der Vorschlag Ramsauers, Studierende in leer stehenden Kasernen unterzubringen, wird kritisch zu prüfen sein. Zum einen gibt es nicht in jeder Stadt leere Kasernen, zum anderen müssten sie entsprechend umgebaut werden. Zahlen sollen das die Studentenwerke.

 

Immobilienfonds für Wohnheime

Während es die öffentliche Hand bei Ankündigungen belässt, entdecken private Investoren die studentische Wohnungsknappheit als lukratives Geschäft. In Berlin nehmen sie inzwischen den Wohnheimbau in die Hand. In Lichtenberg wird ein Plattenbau an der Frankfurter Allee, der ehemals Büros beherbergte, zum „Quartier 216“ umgebaut. Die 438 Wohnungen sind 22 bis 40 qm groß und sollen zwischen 300 und 572 Euro Warmmiete im Monat kosten. Die Genossenschaft Studentendorf Schlachtensee will in Adlershof 377 Apartments und WG-Zimmer bauen, die dann 340 bis 390 Euro bruttowarm kosten sollen. An der Köpenicker Straße in Mitte will die International Campus AG ein Wohnheim der Luxusklasse mit Concierge- und Reinigungsservice bauen. Unter dem Markennamen „The Fizz“ eröffnete das Unternehmen bereits ein Wohnheim in Bremen und baut in Bayreuth und Freiburg. Für das Wohnheim in Bremen legte die Firma Kapitalpartner Konzept GmbH einen Immobilienfonds auf. Auch die Analysten des Immobilienmarktforschungsunternehmens BulwienGesa AG sehen Immobilienfonds für studentisches Wohnen als sicheres Geschäftsmodell: „Bei entsprechender Lage, Infrastruktur- und Wohnqualität werden Nettoanfangsrenditen von 5 bis 6% erzielt.“ Jürgen Morgenstern vom Berliner Studentenwerk beurteilt die private Bautätigkeit kritisch: „Investoren wollen ihre Kosten amortisiert wissen und am Ende Gewinne machen. Das deckt sich nicht mit dem Auftrag und dem Selbstverständnis des Studentenwerks Berlin: Wir bieten Wohnraum zu fairen Preisen ohne jegliche Gewinnabsicht.“ Solange der Berliner Senat nichts für den Neubau von günstigen Wohnungen für Studierende tut, wird die Mehrzahl von ihnen aber wohl zu unfairen Preisen wohnen müssen.

 


MieterEcho 358 / Februar 2013

Schlüsselbegriffe: Studentenwohnheime, studentischer Wohnraummangel, Wohnheimplätze, Wartelisten, steigenden Mietpreise, Bundesbauminister Peter Ramsauer, Studentenwerk Berlin, Immobilienfonds, studentisches Wohnen

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