Aufwertung am Treptower Spreeufer
Drei neue Hochhäuser mit Hotel und Luxuswohnungen geplant
Samira Fansa
Das hatten sich die Verantwortlichen des Immobilienunternehmens Agromex ursprünglich reibungsloser vorgestellt. Selbstsicher äußerte sich der Geschäftsführer Franz Rembold gegenüber der Presse: „Da das Vorhaben in Alt-Treptow nicht zu Mediaspree gehört, rechnet er nicht mit Anfeindungen von Gegnern.“ Doch mittlerweile gerät das „Vorhaben“ mächtig unter Druck. Geplant sind am Spreeufer drei Hochhäuser, ein Hotel mit 200 Zimmern sowie zwei Wohnhäuser mit 200 hochpreisigen Wohnungen, wovon eins mit 110 Metern „nur“ 15 Meter niedriger als der Treptower sein soll.
Der Einladung zu einer Informationsveranstaltung von „Karla Pappel“, der örtlichen „Stadtteilinitiative gegen Mieterhöhung und Verdrängung“, folgten Anfang des Jahres ungefähr 50 Anwohner/innen. Die Anwohner/innen befürchten zu Recht – eingekreist von den Bürohochhäusern Twintowers und Treptower sowie den neuen Eigentumswohnungen der Baugruppe „Stadtgrün“ an der Martin-Hoffmann-Straße – , dass eine weitere Luxusbebauung die bisherige „einfache Wohnlage“ des Mietspiegels kippen könnte. Bereits jetzt liegen die Mieten zum großen Teil oberhalb des Mietspiegels. Viele Kleinverdiener/innen und besonders die Rentner/innen in der Siedlung an der Fanny-Zobel-Straße haben große Schwierigkeiten, sie zu bezahlen.
Bürgerpark statt Hotel
Deshalb fordern die Anwohner/innen, dass auf der Freifläche am Ufer ein Bürgerpark angelegt wird, oder, falls der sich nicht realisieren lässt, den Bau von bezahlbaren Wohnungen. Die Anwohnerinitiative Martin-Hoffmann-Straße/Fanny-Zobel-Straße stellte daraufhin im Bündnis mit „Karla Pappel“ und dem Initiativkreis „Mediaspree versenken!“ bereits am 24. Mai 2012 in der Bezirksverordnetenversammlung mehrere Bürgeranfragen an den für Bauen und Stadtentwicklung zuständigen Bezirksstadtrat Rainer Hölmer (SPD). Auf die Frage, wie er die Bebauung am Spreeufer im Luxuspreissegment zu verhindern suche, um eine Aufwertung der Wohnumgebung mit Mietpreissteigerungen zu vermeiden, entgegnete er, dass er nicht daran denke, eine Bebauung zu verhindern. Im Gegenteil, eine Bebauung des Ufergeländes neben den Twintowers sei ausdrücklich erwünscht. Eine Aufwertung der Wohnumgebung mit Mietpreissteigerungen durch die geplante Bebauung bezeichnete er als nicht zwangsläufig und nicht nachgewiesen.
Besuch beim Investor
Darauf erfolgte der Schritt in die Öffentlichkeit. Begleitet von erfolgreicher Pressearbeit mobilisierte das Bündnis in Alt-Treptow zum Besuch beim Investor. Am 25. Juni 2012 veranstaltete Agromex im Radialsystem einen Architekturwettbewerb zur Bebauung am Spreeufer unter Ausschluss der Öffentlichkeit, aber mit Beteiligung der Amtsleiterin vom Bezirk und mit der Senatsbaudirektorin Regula Lüscher in der Jury. Das wollte das Bündnis nicht hinnehmen. Die Anwohner/innen forderten eine Beteiligung und sofortigen Kontakt zu den Verantwortlichen der Uferbebauung. Diese aber hatten zuvor ihre Mitarbeiter angewiesen, den Ort des Architekturwettbewerbs geheim zuhalten.
Weiterer Protest zu erwarten
Das Bündnis glaubt, dass sich nach der Sommerpause Bezirk und Investor zur gemeinsamen Informationsoffensive zusammenfinden. Doch die Glaubwürdigkeit ist nicht zuletzt durch die Kooperation in der Jury beschädigt. Ein demokratisches Verfahren wird nicht erwartet und deshalb wird sich das Bürgerbündnis mit dem investorenfreundlichen Bebauungsplan nicht abfinden. Doch bereits jetzt ist der Imageschaden für den Investor Agromex beträchtlich – und die Politik ist durch den Konflikt deutlich unter Druck geraten.
Weitere Infos:
www.karlapappel.wordpress.com
MieterEcho 356 / September 2012
Schlüsselbegriffe: Treptower Spreeufer, Hochhäuser, Luxuswohnungen, Agromex, Alt-Treptow, Karla Pappel, investorenfreundlichen Bebauungsplan, Anwohnerinitiative Martin-Hoffmann-Straße/Fanny-Zobel-Straße, Mediaspree versenken!, Bürgeranfragen