Interessengemeinschaft und Beratung für Berliner Mieter
MieterEcho 343 / Oktober 2010

B-Laden, der kleine Nachbarschaftsladen in der Lehrter Straße

Der „Verein für eine billige Prachtstraße – Lehrter Straße e.V.“ organisiert eine Anlaufstelle für Anwohner/innen des Lehrter Kiezes

Susanne Torka
 

Bis heute betreibt der „Verein für eine billige Prachtstraße – Lehrter Straße e.V.“ den B-Laden. Im Jahr 1988 wurde der Verein aus einer Bürgerinitiative von Anwohner/innen gegründet, die sich zusammengeschlossen hatten, um gegen den Abriss der Häuser Lehrter Straße 50 und 51 zu protestieren.

 

Ebenfalls Ende der 80er Jahre entstand im damaligen Bezirk Tiergarten unter Baustadtrat Horst Porath (SPD) eine bezirklich organisierte Bürgerbeteiligung. Vier Moabiter Kieze wurden untersucht, ob sie zu Sanierungsgebieten werden sollten. Es wurden vier Betroffenenräte als Interessenvertretungen der Bevölkerung gewählt und der Moabiter Ratschlag e.V. als Stadtteilverein gegründet. 1990 konnte der B-Laden als Anlaufstelle für die Interessierten aus dem Lehrter Kiez eröffnet werden. Zunächst hieß er Betroffenenratsladen, später Betroffenen-Laden und seit Langem einfach B-Laden, vielleicht inspiriert durch den A-Laden, den es lange Zeit in der nahen Rathenower Straße gab. Der B-Laden hat seitdem regelmäßige Öffnungszeiten.

Jeden Montag und Donnerstag stehen nachmittags im „Offenen Büro“ Anwohner/innen für direkte Nachbarschaftshilfe zur Verfügung. Sie wollen ansprechbar sein bei Problemen mit Vermietern oder beim Ausfüllen von Anträgen helfen. Bei Problemen zeigen sie Wege zur Selbsthilfe oder zu professioneller Beratung. Dienstags ist Frauentag und mittwochs treffen sich Anwohner/innen zum Erwerbslosenfrühstück. Einmal im Monat kommt ein professioneller Sozialberater zur Unterstützung, finanziert vom Verbund für Nachbarschaft und Selbsthilfe in Moabit, in dem der B-Laden Mitglied ist. Einmal im Monat trifft sich auch der Betroffenenrat Lehrter Straße im B-Laden, der einzige der vier ursprünglich gewählten Betroffenenräte, der noch existiert. Hier kommen alle Themen zur Sprache, die mit der Lehrter Straße und ihrer näheren Umgebung zu tun haben. Deshalb beschäftigt sich der Laden unter anderem auch mit den Plänen für das neue Stadtviertel an der Heidestraße, Abholzungen am Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal oder dem Verkauf von Häusern an luxemburgische Großinvestoren.

Der Laden steht für Mieterversammlungen zur Verfügung, hier kann die Nachbarschaft ihr öffentliches Leben organisieren. Es entstehen immer wieder verschiedene Gruppen, die sich um die Verbesserung des Wohnumfelds kümmern. Einiges wurde schon erreicht – beispielsweise der Bau eines Spielplatzes, Verkehrsberuhigungsmaßnahmen wie Tempo 30 oder Zebrastreifen und das Aufstellen von Bänken. Manche Errungenschaften sind über die Jahre allerdings wieder verloren gegangen, etwa das jährliche Straßenfest. In der Anfangszeit des B-Ladens waren die Sanierung der Häuser und der Kampf gegen die Tiergarten-Tunnel Thema, später der Baulärm der Großbaustelle. Zurzeit treffen sich neben dem Betroffenenrat eine Verkehrsinitiative, die den Durchgangsverkehr aus der Lehrter Straße heraus drängen will, die Initiative „Mittelbereich“, die die Bebauung des Vivico-Grundstücks in der Mitte der Lehrter Straße verträglicher gestalten und die Gärten der Eisenbahner-Landwirtschaft erhalten möchte und die Initiative „Wem gehört Moabit?“. Vielleicht wird in Kürze auch eine Naturschutzbund-Bezirksgruppe entstehen. Neue, aktive Mitstreiter/innen sind herzlich willkommen.
 

Weitere Infos und Kontakt:

B-Laden
Lehrter Straße 27-30, 10557 Berlin
Tel./Fax 030-3975238
www.lehrter-strasse-berlin.net
 

Öffnungszeiten:

Montag und Donnerstag: 15 – 18 Uhr (oft auch länger),
Dienstag 13 – 17 Uhr Frauentreff,
Mittwoch ab 10 Uhr Erwerbslosenfrühstück,
jeden 3. Montag im Monat 16 – 18 Uhr Sozialberatung,
jeden 1. Dienstag im Monat um 19 Uhr Betroffenenratssitzung
 

MieterEcho Nr. 343 / November 2010


MieterEcho 343 / Oktober 2010

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