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„Steigende Mieten und hohe Mietsteigerungspotenziale“

Was ausländische Investoren am Berliner Wohnungsmarkt zu schätzen wissen

Joachim Oellerich
 

Im Juli berichtete der „Tagesspiegel“ über wachsende Aktivitäten ausländischer Investoren in Berlin. „Ihre Motive und Erwartungen sind unterschiedlich; eine Überzeugung aber ist ihnen allen gemein: nämlich die, dass der Kauf von Berliner Wohnungen unter Renditegesichtspunkten eine gute Sache ist.“ Einer dieser Investoren ist die österreichische Buwog, die für mehr als 100 Millionen Euro 2235 Wohnungen in Spandau und Tempelhof erworben hat. Der Geschäftsführer Daniel Riedl erläutert das Konzept seines Unternehmens auf verblüffend einfache Weise: „Wir wollen nicht die schönsten, sondern die profitabelsten Häuser.“ Damit niemand auf falsche Gedanken kommt: Es geht nicht darum zu bauen, sondern zu kaufen und entsprechend zu verwerten.

 

Der Chef des norwegischen Immobilienunternehmens Industrifinans Real Estate, Einar Skjerven, gibt sich standesbewusster: „Wir kaufen nur Wohnungen, in denen wir selbst wohnen möchten.“ Als bevorzugte Standorte zählt er Prenzlauer Berg, Mitte, Steglitz-Zehlendorf und Friedrichshain-Kreuzberg auf. Der hiesige Wohnungsmarkt bringt ihn zum Schwärmen: „Der Berliner Wohnungsmarkt ist einer der interessantesten Wohnimmobilienmärkte Europas. Günstige Einstiegspreise, steigende Mieten und hohe Mietsteigerungspotenziale, eine überwiegend positive demografische Entwicklung sowie eine geringe Neubautätigkeit sind gute Voraussetzungen für attraktive Renditen und ein hohes Maß an Investitionssicherheit.“

Hier ist zu fragen: Erklärt er das politische Programm der Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer oder hat diese sich ihre politische Linie von Einar Skjerven vorgeben lassen?

Wie dem auch sei: Steigende Mieten, hohe Mietsteigerungspotenziale, geringe Neubautätigkeit und eine starke Nachfrageentwicklung, teils durch Bevölkerungswachstum, teils durch überproportionalen Anstieg kleiner Haushalte, kennzeichnen die – politisch gewollte – Lage in der Stadt.

Die Gegenden, in denen Einar Skjerven den Mieter/innen demnächst Mietsteigerungen zu bescheren gedenkt, sind Bernd Ital, dem Chefeinkäufer des Immobilienunternehmens Zentral Boden Immobilien (ZBI) aus Erlangen (um deutsche Aktivitäten nicht zu unterschlagen), zu teuer. Ihn zieht es in das Afrikanische Viertel im Wedding und nach Reinickendorf. Allerdings plant die ZBI keineswegs, die Bestände selbst zu verwalten. Sie zielt auf Weiterverkauf, indem sie Pakete schnürt, die für ausländische Investoren interessant sein könnten. Und dabei spielt Berlin eine zentrale Rolle. „Wenn sie einen ausländischen Investor gewinnen wollen,“ so Bernd Ital, „muss der Anteil von Berliner Immobilien in einem deutschen Portfolio mindestens 25% betragen.“

Die Frage nach dem Warum erübrigt sich.
 

MieterEcho Nr. 342 / September 2010


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