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Altbauten in gentrifizierter Lage

Das dänische Wohnungsunternehmen Taekker bietet Wohnungen weit über dem Mietspiegel

Jutta Blume
 

Wie viele Leute passen in eine winzige 1-Zimmer-Wohnung, mag man sich während einer Wohnungsbesichtigung in einem Taekker-Haus im Kreuzberger Wrangelkiez fragen. Knapp 30 qm für 255 Euro nettokalt, das heißt 9 Euro/qm sind geboten. Damit liegt die Wohnung mehr als 2 Euro über dem oberen Spannenwert des Mietspiegels, und trotzdem drängeln sich die Interessent/innen. Die wortkarge Mitarbeiterin des Immobilienunternehmens verteilt Selbstauskunftsbögen, die längst nicht für alle reichen. Darin wird, wie bei den meisten Vermietern üblich, nach dem Beruf, dem monatlichem Einkommen samt Nachweisen, etwaigen Schulden und Kreditbelastungen sowie der Einwilligung zur Schufa-Auskunft gefragt.

 

Der dänische Investor Jörn Taekker scheint auf dem Berliner Wohnungsmarkt aus Vermietersicht alles richtig zu machen. 2006 stieg Taekker mit der Gründung der Taekker Immobilienverwaltung GmbH in den deutschen Wohnungsmarkt ein. Das dänische Mutterunternehmen existierte zu diesem Zeitpunkt bereits zehn Jahre. 2009 hielt die Firma nach Angaben der Zeitung „Jyllands Posten“ 3800 Wohnungen in Berlin. Taekker besitzt in Kreuzberg 60 Häuser, weitere Schwerpunkte liegen in Friedrichshain und Prenzlauer Berg. Die aktuellen Vermietungsangebote richten sich vor allem an eine junge Klientel. So werden die Besichtigungen nicht nur auf den Internetseiten der Firma, sondern auch in Internetportalen wie Facebook und MeinVZ beworben. Bei Facebook stehen die Wohnungsangebote auf Englisch in der Kategorie „I love Berlin Apartments“, wohl um Interessent/innen in aller Welt zu gewinnen. Dahinter mag das Kalkül stehen, dass diese zum einen weniger mit dem Berliner Wohnungsmarkt vertraut sind, zum anderen wahrscheinlich nicht allzu lange in einer Wohnung bleiben. Mit der Ansprache von jüngeren und mobilen Leuten steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Wohnungen schneller neu vermietet werden können und dadurch schneller größere Mietsteigerungen möglich sind. Momentan liegen die meisten Angebote für Neuvermietungen 1 bis 2 Euro oberhalb des oberen Spannenwerts im Mietspiegel. Auch das ist in begehrten Stadtteilen allerdings üblich.

Bewusst gibt sich Taekker auch ein künstlerisches Image. So stellt das Unternehmen zeitweise Künstler/innen Räume zum Arbeiten und für Ausstellungen zur Verfügung. Doch während Kreuzberg als sicheres Geschäft gilt, wagte sich das Unternehmen bisher kaum ins angrenzende Neukölln vor, wo längst eine Gentrifizierungswelle begonnen hat. Wahrscheinlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis Taekker auch hier erhebliche Bestände erwerben wird.

Auch das Geschäft mit Ferienwohnungen lässt Taekker nicht aus. Unter der Rubrik „I love Berlin“ finden dänischsprachige Besucher der Firmen-Website einen Kontakt für die kurzzeitige Wohnungsvermittlung.
 

MieterEcho Nr. 342 / September 2010


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