MieterEcho

MieterEcho 333/April 2009

Quadrat MIETRECHT AKTUELL

Leserbriefe

Ergänzend zum Beitrag im letzten MieterEcho Nr. 332/ Februar 2009 "Alltägliche Diskriminierung" berichten Mitglieder über ihre Erfahrungen:

Leer stehende Wohnungen plötzlich vergeben

Mit Interesse habe ich Ihren Artikel gelesen und kann als Freundin eines Mannes mit Migrationshintergrund (wir haben auch ein gemeinsames Kind) Ähnliches berichten. Wohnungen, über die Hausmeister sagten, sie stünden leer (teilweise schon lange) waren nach telefonischer Auskunft der Verwaltung auf einmal alle vergeben. Teilweise hat man meinen Freund noch nicht einmal ausreden lassen und konnte also gar nicht wissen, um welche Wohnungen es ging. Die Wohnungssuche hatte erst Aussicht auf Erfolg, als ich (deutsch, deutscher Name, eloquent) bei den Verwaltungen anrief und mich nach Wohnungen für meinen Freund erkundigte, möglichst bei mir in der Nähe wegen des gemeinsamen Kinds, ohne dabei seinen Namen zu erwähnen. Parallel zu meinem Freund suchte auch sein Cousin eine Wohnung. Ähnliche Erlebnisse. Letztendlich klappte es auf den letzten Drücker, weil wir zufällig an eine engagierte Bearbeiterin mit Herz gerieten, die dann sogar auch noch eine Wohnung für den Cousin meines Freundes fand. Beide sind übrigens zurzeit arbeitslos, was natürlich die Situation noch mehr verschärfte.

Ich finde diese Zustände unglaublich! Vor allem begegnet uns die Diskriminierung ja nicht nur bei der Wohnungssuche, sondern auch sehr viel im Alltag. Das mögen die Leute mit dem begrenzten Vorstellungsvermögen nicht glauben, ist aber so. Wie krass das ist, merkt man erst, wenn man über das persönliche Umfeld näher dran ist.

Jetzt bitte mal für einen kurzen Moment vorstellen, was das mit einem Menschen macht, der gut gebildet und besten Willens ist, sich "zu integrieren", wenn er auf dem hiesigen Arbeitsmarkt keine Chancen hat, da seine Ausbildungen nicht anerkannt werden, der im Alltag ständig Diskriminierungen erfährt und dann auch noch solche Ungeheuerlichkeiten bei der Wohnungssuche.

Name wird auf Wunsch der Verfasserin nicht genannt.

Die Schadrollis vom Aalemannufer

Meine Eltern wollen nach Berlin ziehen und mussten bei der Wohnungssuche Unglaubliches erleben.

Die Siedlung am Aalemannufer in Spandau gefiel ihnen besonders gut. Dort, nahe der Autofähre, ist eine ruhige Wohngegend, Wald und Wasser vor der Haustür und der nahe Uferwanderweg lädt zum Spazierengehen ein. Die Anlage ist sehr gepflegt und die Wohnungen entsprechen einem gehobenen Standard. Angeboten werden diese Wohnungen z. B. im Tagesspiegel und auf verschiedenen Internetportalen. Meine Eltern interessierten sich für eine 4-Zimmer-Wohnung und baten vor vier Wochen per E-Mail um nähere Auskünfte. Eine Antwort erhielten sie nicht. Im Glauben, die E-Mail sei fehlgeleitet worden, nahmen sie telefonisch Kontakt mit Frau Lichterfeld auf, welche die jeweiligen Hausverwaltungen vertritt, seinerzeit die Firma Tema Terrain Verwaltungs GmbH, jetzt WIG Immobilien GmbH, deren Geschäftsführerin sie ist. Mit Bedauern, so Frau Lichterfeld, müsse sie ihnen mitteilen, dass für Rollstuhlfahrer/innen die Türen in allen Wohnungen zu schmal seien.

Durch Besuche bei befreundeten Mieter/innen der Siedlung Aalemannufer wussten meine Eltern aber, dass diese Aussage nicht zutrifft. Alle Türen sind sehr wohl breit genug für Rollstühle. Zumal dort auch (noch?) einige Rollstuhlfahrer/innen wohnen.

Ein neuerlicher Anruf bei Frau Lichterfeld am 23. Februar 2009 brachte dann aber Klarheit. Rollstuhlfahrer/innen, so die Geschäftsführerin der WIG, richteten zu viel Schaden an, sie hätten schon Tausende Euro für die Beseitigung eben dieser Schäden ausgeben müssen und nun habe die Geschäftsführung beschlossen, fortan nicht mehr an Rollstuhlfahrer/innen zu vermieten.

Nun fragt man sich, welche Schäden "Rollis" wohl anrichten: Beschädigen sie durch wildes Herumfahren die Wohnung und lassen diese bei Auszug nicht wieder herrichten, wie es andere Mieter/innen tun müssen? Hinterlassen sie dreist Reifenspuren in Hausfluren und Fahrstühlen oder beschädigen sie gar die Außenanlage, rollen frech über Blumenbeete und Kinderspielplätze? Oder beschädigen sie einfach durch ihre sichtbare Anwesenheit das "Image" der Siedlung?

Thomas Sielemann

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