MieterEcho 328/Juni 2008: Unbezahlbare Mieten

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MieterEcho 328/Juni 2008

Quadrat WOHNEN INTERNATIONAL

Unbezahlbare Mieten

Die Wohnungskrise in Paris spitzt sich weiter zu

Charlotte Dianoux

Nach der Wende träumten unsere politisch Verantwortlichen davon, dass Berlin zu einer Global City wird. In Paris bedarf es solcher Träume nicht, denn dort ist die Global City schon lange Wirklichkeit. Paris ist nicht nur die politische Hauptstadt Frankreichs, sie ist auch die wirtschaftliche und kulturelle Metropole. Weil sich hier die Staatsmacht und der große Reichtum des Landes zusammendrängen, wird das Wohnen immer teurer, ja geradezu unerschwinglich für normale Haushalte.

Der folgende Blick gilt dem eigentlichen Paris, dem sogenannten Paris intra muros. In ihm leben 2.168.000 Einwohner/innen von den fast 12 Millionen Einwohner/innen der gesamten Metropolenregion (Unité urbaine). Nach dem zweiten Weltkrieg hatte die Innenstadt 2,9 Millionen Einwohner/innen, seither ist ihre Zahl kontinuierlich gesunken und erst in den letzten Jahren steigt sie wieder vor allem durch den Zuzug junger und zum Teil hochqualifizierter Beschäftigter vornehmlich des Dienstleistungsgewerbes. Arbeiter und ihre Familien hingegen verlassen die Stadt, denn ihre Arbeitsplätze sind bereits fast ganz verschwunden.

Fast 18 Euro pro Quadratmeter Miete

Von den 1.119.430 Pariser Hauptwohnungen befinden sich 96% in Mehrfamilienhäusern und davon sind 62% Mietwohnungen. Die durchschnittliche Wohnfläche beträgt lediglich 52 qm (Berlin: 70 qm) und der außerordentlich angespannte Wohnungsmarkt führt zu durchschnittlichen Nettokaltmieten von 17,7 Euro/ qm. Ende letzten Jahres wurden für Eigentumswohnungen durchschnittlich 6300 Euro/qm gezahlt.

Haushalte mit niedrigem Einkommen sehen sich großen Schwierigkeiten ausgesetzt, aber auch die Mittelschichten sind von der Wohnungskrise betroffen. Dementsprechend vergrößert sich kontinuierlich die Nachfrage nach Sozialwohnungen. Zwar wurden Ende 2006 nur 37.760 Anträge gestellt, aber die Zahl der Berechtigten ist mit 736.000 fast zwanzig mal so hoch. Es fällt dabei zweierlei auf: Die Haushalte der Antragsteller sind größer als die durchschnittlichen Pariser Haushalte (mehr Personen pro Haushalt) und der größte Teil der Antragsteller stammt aus der Umgebung, arbeitet aber in Paris (42%).

Im Jahr 2000 wurde ein Gesetz verabschiedet, das die großen Städte verpflichtet, den Anteil an Sozialwohnungen auf 20% des gesamten Wohnungsbestands auszudehnen. Zwar wurden auch 2006 mehr als 5000 Sozialwohnungen gebaut und 2007 sogar 6165. Dennoch ist die Bautätigkeit mehr als ungenügend, denn in den Jahren 1999 bis 2003 stagnierte sie mit unter 500 Wohnungen fast ganz.

Weitere Berichte zum Wohnen in Frankreich siehe MieterEcho Nr.

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