MieterEcho 325/Dezember 2007: Neubau von Wohnungen nimmt weiter ab

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MieterEcho 325/Dezember 2007

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Neubau von Wohnungen nimmt weiter ab

Wenn es nach der Immobilienwirtschaft ginge, würde sich der Wohnungsbestand in Berlin in absehbarer Zeit dramatisch verringern. Tatsächlich geht es nicht nur nach ihr, sondern auch nach dem Senat und der fördert den Abriss von Wohnungen kräftig. Der Abriss ist ein Instrument zur Bereinigung des Wohnungsmarkts im Sinne der Immobilieneigentümer, aber der natürliche Schwund wirkt sich noch viel nachhaltiger aus.

"Pro Jahr müsste der Neubau bei etwa einem Prozent des Wohnungsbestands liegen, wenn Marktabgänge infolge von Alter oder Sanierungszustand ausgeglichen werden sollen. In Berlin wären das knapp 19.000 Wohnungen. Von diesem einen Prozent sind wir aber weit entfernt", stellte Ludwig Burkardt, Vorstandsmitglied des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) anlässlich der Präsentation des BBU-Marktmonitors 2007 fest.

Zwar wurden 2006 in der Metropolenregion 9419 Wohnungen bezugsfertig, aber auf Berlin entfielen davon nur 2781 Wohnungen. Das waren noch einmal weniger als die bereits mageren 3184 Wohnungen des Vorjahrs.

Seit 1997, als die Zahl der Baugenehmigungen von 19.198 abrupt auf 6654 fiel, dümpelt der Baumarkt auf niedrigstem Niveau vor sich hin. Seit zehn Jahren verringert sich der Bestand an Wohnungen in Berlin kontinuierlich. Wer an einer neuen Wohnungsnot in dieser Stadt interessiert ist, hat folglich gute Karten. Und das sind in erster Linie die neuen Investoren, die sogenannten Heuschrecken.

Die ehemals öffentlichen Wohnungsbauunternehmen, die Gehag und die GSW, trugen Verantwortung nicht nur für den Erhalt ihrer Wohnungsbestände und für ihre Verwaltung, sondern auch für deren Erweiterung, soll heißen: für den Wohnungsbau in dieser Stadt. Dieser Verantwortung wurden sie mit geringen Abstrichen auch stets gerecht. Doch seit fast zehn Jahren werden in Berlin Wohnungsunternehmen und Wohnungsbestände an Private-Equity-Unternehmen verkauft mit der Folge, dass Wohnungen, Siedlungen und ganze Gesellschaften nur noch gehandelt werden.

Der Wohnungshandel aber ist an einer Ausweitung des Angebots nicht interessiert, er begeistert sich für die Verknappung. Wen kann es daher wundern, dass die von der rot-roten Koalition verkauften Gesellschaften als Bauträger aus der Stadt verschwunden sind. Finanzsenator Sarrazin, unterstützt von Wirtschaftssenator Wolf, versucht überdies - nicht ohne Erfolg - mit den noch in öffentlichem Eigentum verbliebenen Wohnungsgesellschaften den privaten Investoren nachzueifern. Die erneute Anspannung des Wohnungsmarkts ist damit, den politisch Verantwortlichen in dieser Stadt geschuldet, nur noch eine Frage der Zeit.

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