MieterEcho 319/Dezember 2006: Gagfah an der Börse - Fortress macht Kasse

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MieterEcho 319/Dezember 2006

Quadrat WOHNUNGSMARKT

Gagfah an der Börse - Fortress macht Kasse

"Gagfah weckt Appetit auf Immobilienaktien", titelte die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) nach dem Börsenstart im Oktober. Unter dem Dach der "Gemeinnützigen Aktien-Gesellschaft für Angestellten-Heimstätten" bündelte der Finanzdienstleister Fortress seit 2004 ein milliardenschweres Immobilienpaket bestehend aus der ehemals staatlichen Gagfah, der Dresdener WOBA und der niedersächsischen NILEG - insgesamt über 150.000 Wohnungen.

Für rund ein Fünftel seiner Beteiligung strich Fortress 853 Millionen Euro ein, die jedoch nicht der Gagfah-Immobiliengruppe, sondern den "abgebenden Aktionären zufließen" und somit der Realisierung der Eigenkapitalrendite dienen. Wie dem Prospekt zum Börsengang ebenfalls zu entnehmen ist, sollen die Gewinne der Gesellschaft durch Mieterhöhungen und Modernisierungen weiter gesteigert werden: "Wir beabsichtigen wie bisher, die Mieten über die Zeit bis auf das marktübliche Niveau anzuheben", welches ein durchschnittliches Erhöhungspotenzial von 9% ergeben würde. Insbesondere in Dresden sind "ausgewählte Modernisierungsprojekte" vorgesehen, die unter anderem den Anbau von Balkonen vorsehen.

Aufgrund der massiven Kritik an der gängigen Geschäftspraxis der "Wohnungsspekulanten" vermutet die FAZ, hätte Fortress den Börsengang nicht mit dem sonst üblichen "Getöse" bei Börsengängen veranstaltet: "Keine Flaggen, keine Anzeigenkampagne und kein Imagefilm." Dass die Nachfrage nach den Gagfah-Aktien ihr Angebot dennoch um ein Vielfaches übertraf, ist darauf zurückzuführen, dass vor allem institutionelle Investoren (z.B. Versicherungen und Pensionskassen) zuschlugen, während private Kleinanleger beinahe leer ausgingen. Der Kurs der Aktie stieg durch die hohe Nachfrage bereits nach wenigen Tagen auf über 23 Euro - bei einem Ausgabewert von 19 Euro. Für die FAZ sieht so ein erfolgreicher Börsenstart aus, der Nachahmer finden dürfte. Die "Anlageklasse Immobilien" sei "aus dem Dornröschenschlaf erwacht", wird Markus Strietzel, Partner der Unternehmensberatung Roland Berger zitiert.

Dieses Erwachen ist nicht zuletzt dem Engagement hochkarätiger Sozialdemokraten zu verdanken. War der frühere Vorstand der Agentur für Arbeit Florian Gerster vor zwei Jahren schon als Berater für Fortress engagiert, so konnten die Finanzjongleure kürzlich den ehemaligen SPD-Oberbürgermeister der Stadt Oberhausen, Burkhard Drescher für den Chefposten der Gagfah-Gruppe gewinnen.

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