MieterEcho 315/April 2006: Vertrocknete Geranien ade!

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MieterEcho 315/April 2006

 RATGEBER WOHNUNG

Vertrocknete Geranien ade!

Tipps und Infos für eine Balkonbegrünung

Simon Folkerts

Der Balkon steht bei der Wohnungssuche meist ganz oben auf der Wunschliste und auf den meisten Balkonen werden Pflanzen kultiviert - mit mehr oder minder großem Erfolg. Der Startschuss für die Balkonblumensaison fällt spätestens Mitte Mai nach den Eisheiligen, weil danach kein Frost mehr zu erwarten ist.

Wer sich mit den Standardsorten zufrieden gibt und keinen Wert auf beste Qualität legt, kann bei Lebensmitteldiscountern ein Schnäppchen machen. Seltenere Sorten zu angemessenen Preisen findet man aber nur in der Gärtnerei oder im Fachhandel.

Welche Blumen passen zusammen?

Falls Sie sich unsicher sind, sollten Sie drei Gestaltungsgrundsätze beachten, damit ein Blumenarrangement seine Wirkung nicht verfehlt:

Nicht zu viele Blütenfarben

Kombinieren Sie nicht zu viele verschiedene Farben. Legen Sie sich besser auf beispielsweise zwei Komplementärfarben wie Gelb und Violett oder Blau und Orange fest und bepflanzen Sie das Gefäß mit Arten und Sorten, die in unterschiedlichen Tönungen dieser Farben blühen. Alternativ können Sie auch zwei oder drei verwandte Farben wie Gelb, Orange und Rot kombinieren. Weiß ist eine Ausnahme, denn es passt zu jeder anderen Farbe.

Kontraste nutzen

Nutzen Sie die Wirkung unterschiedlicher Blattfarben und -formen. Es kann sehr reizvoll sein, Balkonblumen mit ähnlichen Blütentönen aber völlig unterschiedlichen Blattstrukturen zu kombinieren. Auch können Kontraste zwischen Blatt- und Blütenfarben edel wirken, zum Beispiel das silbrige Laub des Lakritzkrauts in Kombination mit dem dunklen Blauviolett einer Glockenblume. Schöne Blattschmuck- und Stukturpflanzen sind die Buntnessel, Arten mit schmalen, gräserähnlichen Blättern wie der Neuseelandflachs und der Graskalmus sowie das purpurrote Papageienblatt.

Richtige Anordnung

Verwenden Sie Pflanzen mit unterschiedlichen Wuchsformen. Wenn Sie Arten mit hängendem Wuchs wie Männertreu, Aztekengold oder Schneeflockenblume vorne im Blumenkasten platzieren und aufrecht wachsende weiter hinten, bildet sich im Laufe der Saison eine regelrechte Blütenwand. Angenehmer Nebeneffekt: Den Kasten selbst nimmt man kaum noch wahr, da die Hängepflanzen seine Vorderseite vollständig verbergen. Sie können also bei geschickter Bepflanzung anstelle teurer Terrakotta-Gefäße ohne weiteres preisgünstige Kunststoff-Blumenkästen verwenden.

Vorteile der Balkonbepflanzung:
Sichtschutz bei unsympathischen Nachbarn

Kletterpflanzen sind ein praktischer und gleichzeitig dekorativer Sichtschutz. Man verwendet meist einjährige Kletterer wie Wicken, Feuerbohnen, Schwarzäugige Susanne und Prunkwinde. Als Rankgerüst reicht ein einfaches Drahtgestell oder ein mit Schnur zusammengebundenes Gitter aus dünnen Bambusstäben aus. Befestigen Sie es entweder direkt am Balkongeländer oder am Pflanzgefäß, indem Sie ein paar kleine Löcher in den Kunststoffkasten bohren und das Rankgitter mit Drahtschlaufen fixieren - einfach in die Blumenerde stecken reicht nicht, da sie zu weich ist und dem Aufbau nicht genügend Stabilität gibt.

Bereicherung der Küche

Frische Kräuter bereichern das Essen. Mediterrane Pflanzen wie Rosmarin und Thymian entwickeln in voller Sonne ein intensives Aroma und nehmen es auch nicht gleich übel, wenn Sie mal das Gießen vergessen. Petersilie, Schnittlauch und Basilikum säen Sie am besten in kleinen Kästen selbst aus. Die Pflanzen keimen zwar langsam, wachsen dann aber recht schnell und können bei guter Pflege schon nach acht bis zehn Wochen geerntet werden.

Tomaten sind das ideale Gemüse für den Balkongarten, da sie sehr gut im Kübel wachsen. Bei Platzmangel sollten Sie kleinfrüchtige Zwerg-Tomaten pflanzen. Sie brauchen aber trotz ihrer geringen Größe ein Pflanzgefäß mit mindestens 30 bis 40 cm Durchmesser und müssen regelmäßig mit einem organischen Flüssigdünger versorgt werden.

Problemfälle:
Nordbalkon

In halbschattiger oder gar schattiger Lage blühen die meisten Balkonblumen kaum. Es gibt nur ein paar Arten, die mit diesen Lichtverhältnissen gut zurechtkommen, zum Beispiel Fleißiges Lieschen, verschiedene Begonien und Buntnesseln.

Größer ist dagegen die Auswahl unter den mehrjährigen winterharten Gartenstauden. Arten mit schönen Blättern wie die Funkie und das Purpurglöckchen kann man sehr gut in Töpfen halten. Schattenverträgliche Blütenstauden wie Astilben, Wald-Glockenblumen und Herbst-Anemonen gedeihen ebenfalls problemlos auf einem lichtärmeren Balkon, blühen aber nicht ganz so ausdauernd wie die klassischen Balkonblumen. Schattenverträglich sind außerdem Gehölze wie kugelig geschnittener Buchsbaum und die zahlreichen Sorten des Fächer-Ahorns mit ihren abwechslungsreichen Blattformen und -farben. Beide brauchen ein ausreichend großes Gefäß, damit sie sich gut entwickeln können.

Keine Zeit zum Gärtnern

Wenn der Balkon nicht allzu viel Arbeit machen darf, sollte man ausschließlich auf mehrjährige winterharte Pflanzen zurückgreifen. Sie treiben im Frühjahr immer wieder neu aus und brauchen lediglich etwa alle drei Jahre ein etwas größeres Gefäß. Aber: Ganz ohne Winterschutz geht es nicht. Im Topf ist das Wurzelwerk anfälliger für Frostschäden, da die Kälte den Topfballen von allen Seiten durchdringen kann. Stellen Sie das Gefäß am besten in eine Holzkiste und füllen Sie die Hohlräume mit Holzhäckseln oder Rindenmulch auf. Alternativ können Sie den Kübel mit mehreren Lagen Luftpolsterfolie umwickeln. Eine Styroporplatte als Unterlage schützt den Wurzelballen von unten gegen die Kälte.

Tipp: Beim Einkauf sollten Sie darauf achten, dass auch die Gefäße frostbeständig sind.

Vergesslich beim Gießen

Ohne Wasser kann keine Pflanze lange überleben - schon gar nicht auf einem Südbalkon. Gießen Sie täglich - am besten morgens oder in den späten Abendstunden, wenn die Topfballen wieder etwas abgekühlt sind. Verwenden Sie möglichst abgestandenes Leitungswasser. Für Gießfaule gibt es eine Reihe von Hilfsmitteln: Automatische Bewässerungsanlagen geben das Wasser aus einem großen Vorratsbehälter über Tropfdüsen oder spezielle Bewässerungskegel kontinuierlich in kleinen Mengen an die Topfpflanzen ab. Bei Blumenkästen können Sie sich mit Wasserspeichermatten oder speziellen Wasserreservoirs auf dem Kastenboden das Gießen erleichtern. Je kleiner das Gefäß ist, desto häufiger müssen Sie wässern. Greifen Sie deshalb im Zweifelsfall zum größeren Behälter.

Tipp: Ein paar Hände voll Blähton in der Blumenerde verbessern die Speicherfähigkeit, eine dünne Schicht desselben Materials auf dem Boden des Blumenkastens verhindert, dass sich Staunässe bildet und die Wurzeln faulen.

Hohe Abgasbelastung?

Die Schadstoffbelastung an Hauptverkehrsstraßen beeinflusst die Vitalität Ihrer Balkonpflanzen nicht. Im Gegenteil: Sie wachsen in der Stadt sogar schneller, da die Temperaturen und der Kohlendioxid-Anteil in der Luft immer etwas höher sind als auf dem Land. Nur die Staubablagerungen sollten Sie gelegentlich abbrausen.

Was ist noch zu beachten?
Das passende Pflanzgefäß

Ob man Gefäße aus Ton oder Kunststoff verwendet, ist in erster Linie eine Geschmacksfrage. Aus ästhetischer Sicht spricht vieles für ein Tongefäß. Da aber die Möglichkeiten der Form- und Farbgebung beim Kunststoff unbegrenzt sind, ist auch das Angebot unterschiedlicher Designs größer - es gibt sogar täuschend echte Terrakotta-Nachbildungen. Töpfe und Pflanzkästen aus Polyethylen oder Polypropylen sind stabiler und haltbarer als die billigeren PVC-Produkte. Unglasierte Tongefäße verlieren durch die Porenstruktur und Saugfähigkeit des Materials immer eine gewisse Menge Wasser und können mit der Zeit bei hartem Gießwasser Kalkausblühungen zeigen, die nur mühsam mit Essig zu entfernen sind. Diese Nachteile haben Kunststofftöpfe nicht. Ein großer Vorteil von Tongefäßen ist jedoch, dass sie den Wurzelballen besser vor starker Erwärmung schützen. Wenn Sie große Kübelpflanzen umtopfen wollen, sprechen das höhere Gewicht und damit die bessere Standfestigkeit ebenfalls für einen Tontopf.

Die richtige Blumenerde

Untersuchungen der Stiftung Warentest und verschiedener Institute haben mehrfach bestätigt, dass Billigerden keine gute Wahl sind. Sie haben in der Regel einen höheren Schwarztorfanteil und verschlämmen deshalb leicht. Folge: Der Grobporenanteil geht zurück und im Topfballen entsteht ein Sauerstoffdefizit, das das Wachstum der Pflanzen beeinträchtigt. Außerdem fehlen den billigen Erden oft wichtige Spurenelemente und andere Zuschlagstoffe, die die Speicherfähigkeit für Wasser und Nährstoffe verbessern. Bei Blumenerde ist ein Markenprodukt also tatsächlich empfehlenswert.

Den Spezialisierungstrend bei Blumenerden müssen Sie nicht unbedingt unterstützen, denn teure, vermeintliche Spezialprodukte wie Tomatenerde und Kräutererde unterscheiden sich von Universalerde oft fast gar nicht. Meist ist es deshalb deutlich preiswerter, wenn Sie eine Standard-Erde kaufen und zum Beispiel für die Kultur von Kräutern einfach etwas Quarzsand untermischen.

Wer torffreie Erden kauft, leistet einen Beitrag zum Umweltschutz, da für die Herstellung keine Hochmoore zerstört werden. Der Torfanteil wird dabei durch eine Mischung unterschiedlicher Naturprodukte wie Grünkompost, Rindenhumus, Holz- und Kokosfasern ersetzt. Allerdings müssen Sie in der Regel öfter düngen.

Ausreichend düngen

Was für die Blumenerde gilt, das gilt auch für den Dünger: Tests decken bei Billigprodukten immer wieder Qualitätsmängel wie falsch deklarierte Nährstoffverhältnisse und zu hohe Kochsalzanteile auf, deshalb sind Markendünger die bessere Wahl. Ein Universaldünger erfüllt aber auch hier seinen Zweck und es müssen nicht unbedingt die teuren Spezialmischungen sein. Flüssigdünger wird dem Gießwasser beigemischt und zeigt rasche Wirkung, allerdings ist auch die Gefahr einer schädlichen Überdosierung höher. Bequemer und sicherer ist ein gekörnter Langzeitdünger, den Sie gleich beim Bepflanzen unter die Erde mischen. Je nach Produkt müssen Sie allerdings im Sommer noch einmal nachdüngen.

Kartoffelzucht auf dem Balkon?

Mit einer besonderen Anbautechnik können Sie auf Ihrem Balkon sogar Kartoffeln ernten: Verwenden Sie ein möglichst hohes Gefäß mit rund 50 cm Durchmesser und bedecken Sie den Boden etwa 10 cm dick mit Blumenerde. Sie legen ihn nun dicht an dicht mit Pflanzkartoffeln aus und bedecken diese mit einer Mischung aus Blumenerde und Hornspänen. Sobald nach einiger Zeit die ersten grünen Sprosse zu sehen sind, füllen Sie gerade so viel Blumenerde-Hornspäne-Gemisch nach, dass diese vollständig bedeckt sind. So geht es weiter, bis das Gefäß voll ist. Jetzt müssen Sie nur noch abwarten und die Erde gleichmäßig feucht halten. Wenn im Spätsommer das Laub eintrocknet, ist Erntezeit: Die Pflanzen haben in jeder "Erd-Etage" neue Knollen gebildet, deshalb sind bei der genannten Topfgröße 8 bis 10 kg erntefrische Kartoffeln möglich.

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