MieterEcho 313/Dezember 2005: Elastische Fußbodenbeläge

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 RATGEBER WOHNUNG

Elastische Fußbodenbeläge

Vor- und Nachteile von PVC, Linoleum und Co

Ulla Otte

Was tun, wenn endlich eine passende Wohnung gefunden ist, aber der dort verlegte Teppichboden nicht gefällt oder der Fußboden aus Spanplatten besteht? Oder wenn ein strapazierfähigerer Bodenbelag als Holzdielen für die Küche benötigt wird? Auch wenn Laminat sehr beliebt ist, ist es mit vielen Nachteilen verbunden (MieterEcho Nr. 303 berichtete), und es stellt sich die Frage, welche Alternativen es gibt. Wenn der Fußboden unempfindlich sein soll, bieten sich die universell einsetzbaren elastischen Fußbodenbeläge an. Obwohl sie nur wenige Millimeter dick sind, können sie den Boden um Farbe und Struktur bereichern und damit einem Raum ein völlig neues Aussehen verleihen. Da sie pflegeleicht, strapazierfähig, kostengünstig und meist auch einfach selbst zu verlegen sind, werden sie gern verwendet, wo Holzfußböden oder Teppiche nicht infrage kommen.

PVC

Der bekannteste Kunststoffbelag wird aus Polyvinylchlorid (PVC) hergestellt. Er wird seit den 1960er Jahren als billigerer Nachfolger des als altmodisch dargestellten Linoleums verkauft. Im PVC-Belag sind außerdem Weichmacher, Füllstoffe, Pigmente und andere Zusatzstoffe enthalten. PVC-Beläge sind ein- oder mehrschichtig in unterschiedlichen Stärken erhältlich. Diese Beläge auf Trägermaterial haben unter der Nutzschicht eine elastische Unterlage. Der Belag gilt als enorm strapazierfähig, wasserfest und kostengünstig. Allerdings gehen von dem Material Belastungen für Umwelt und Gesundheit aus, und zwar von der Herstellung über die Nutzung bis zur Entsorgung. So entsteht z.B. sowohl bei der Herstellung als auch bei der Verbrennung von PVC hochgiftiges Dioxin. Darüber hinaus enthält PVC schwerflüchtige organische Verbindungen wie z. B. die gesundheitsgefährdenden Phthalate (Weichmacher), die an die Raumluft ausgasen. DEHP (Diethyhexylphthalat) ist der für PVC am häufigsten verwendete Weichmacher und wurde 2002 auf EU-Ebene als fortpflanzungsgefährdend eingestuft. Die Ausweitung des bereits resultierenden Verwendungsverbots für Kosmetika und Kinderspielzeug, auf weitere Produkte wird diskutiert.

Polyolefin

Ein Ersatzstoff für PVC-Böden sind Polyolefin-Beläge, die aus Kunststoffen hergestellt werden, die als unbedenklich gelten. Einige Hersteller haben ihre Produktion auf Bodenbeläge aus Polypropylen (PP) und Polyethylen (PE) umgestellt. Die Materialien haben ähnliche Eigenschaften wie PVC, beim Verbrennen wird allerdings nur CO2 und Wasser freigesetzt.

Gummi

Gummibeläge werden aus natürlichem oder synthetischem Kautschuk hergestellt. Die Oberfläche ist glänzend oder matt, oft mit Noppen oder Rillen versehen. Man kennt sie beispielsweise aus Flughäfen oder Büros, sieht sie aber zunehmend auch in Wohngebäuden als Ersatz für PVC. Gummibeläge gelten als fußwarm, trittsicher und besonders strapazierfähig. Ein Vorteil gegenüber dem PVC ist sicherlich, dass Gummi antistatisch wirkt. Allerdings sind Gummibeläge teurer als PVC und können nicht so einfach selbst verlegt werden. Aus ökologischer Sicht können sie auch nicht als Ersatz für andere Kunststoffe dienen, da bei ihrer Produktion Schadstoffe entstehen. Synthesekautschuk basiert auf dem Grundstoff Erdöl.

Linoleum

Linoleum ist der älteste industriell gefertigte Bodenbelag. Er wird seit Mitte des 19. Jahrhunderts hergestellt. Aus Leinöl, Holz- oder Korkmehl, Kreide, Naturharz und Farbpigmenten wird ein Gemisch hergestellt, das dünn auf Jutebahnen als Trägermaterial gewalzt wird. Nach einigen Wochen Aushärtung bei hohen Temperaturen wird das Material zu Bahnen oder Fliesen weiterverarbeitet. Lange Zeit war Linoleum nur noch von den Fluren in Krankenhäusern und Behörden bekannt, hat aber sein schäbiges Image abgelegt und hält nun auch aufgrund seiner guten baubiologischen Eigenschaften wieder vermehrt in Wohnungen Einzug. Das Material ist strapazierfähig und besitzt gute Wärme- und Schalldämmeigenschaften.

Mittlerweile wird Linoleum in vielen verschiedenen Farben - uni oder gemustert - angeboten und kann auch seit einiger Zeit bequem selbst verlegt werden, da es auch als praktische Verlegeplatte mit Klick-Mechanismus für den Do-it-yourself-Bereich verkauft wird. Linoleum hat eine gute Ökobilanz, bei seiner Herstellung wird wenig Energie verbraucht und seine Nutzungsdauer kann 20 bis 30 Jahre betragen.

Kork

Kork wird aus der Borke der Korkeiche gewonnen: Diese besteht aus toten Zellen des Baums und ist nach ca. acht Jahren wieder nachgewachsen. Die Rinde wird geschält, geschrotet, mit Bindemitteln unter Druck zu Blöcken verarbeitet und dann zu Platten geschnitten. Korkplatten werden meist mit versiegelter oder gewachster Oberfläche, aber auch unbehandelt verkauft. Obwohl das Material nur in einer kleinen Palette natürlicher Farbtöne erhältlich ist, ist es gerade für naturorientiertes Wohnen attraktiv. Kork ist aufgrund seiner natürlichen Luftpolster enorm fußwarm und schalldämmend und wird deshalb häufig für Kinderzimmer angepriesen. Kork ist allerdings nicht für Feuchträume wie Bäder geeignet, da Wasser eindringen kann, welches das Material aufquellen lässt und evt. die Bindemittel löst. Auch zur Verlegung in Küchen oder Fluren eignet sich Kork nur bedingt.

KORKFERTIGFUSSBODEN:

Kork ist auch als Fertigfußboden bzw. Fertigparkett erhältlich, was aber nicht mehr zu den elastischen Bodenbelägen zählt. Diese Fertigelemente bestehen aus einer Korkauflage als Oberfläche und einer Trägerplatte und werden mit Nut-und-Feder-Klicksystem (wie Laminat oder Fertigparkett) miteinander verbunden. Sie haben in der Regel eine Stärke von 12 mm und werden in verschiedenen Ausführungen im Handel angeboten: naturbelassen, geölt, versiegelt und/oder eingefärbt. Korkfertigparkett wird schwimmend verlegt, d.h. es ist kein Verkleben mit dem Untergrund notwendig. Korkfertigparkett eignet sich gut für Do-it-yourself und für Mietwohnungen, da die Fertigelemente wieder entfernt und mitgenommen werden können und stellt eine echte Alternative zu Laminat dar. Weitere Infos zu Kork: Deutscher Korkverband e.V. http://www.kork.de

Kleber, Öle und Wachse

Herkömmliche Kleber enthalten in der Regel Kunstharze. Gesundheitsschädlich sind weniger die klebenden Bestandteile als die in ihnen enthaltenen Lösemittel. Lösemittelfreie Naturkleber gelten als gesundheitlich unbedenklicher. Auch Öle und Wachse, beispielsweise als Oberflächenversiegelung für Kork, enthalten Lösemittel. Zum Teil bestehen diese Lösemittel aus natürlichen Rohstoffen wie Zitrusfruchtölen, die aber trotzdem gesundheitlich bedenklich sein können und auch mit Sorgfalt und Vorsicht verarbeitet werden sollten. Hersteller erarbeiten für jedes ihrer Produkte "Technische Merkblätter", auf denen die genaue Verarbeitung der Produkte, aber auch ihre Gefahren erläutert sind. Am besten sollte das Merkblatt schon vor dem Kauf genau gelesen werden. Die meisten Hersteller stellen diese Merkblätter auch auf ihren Internetseiten vor. Bei der Arbeit mit lösemittelhaltigen Produkten sollte man auf jeden Fall gut lüften und evtl. sogar bei offenem Fenster arbeiten. Außerdem ist es günstig, wenn die Räume nicht sofort bewohnt werden.

Do it yourself

Die elastischen Bodenbeläge werden als Bahnen, Fliesen oder Verlegeplatten angeboten und mit dem Untergrund verklebt. Fliesen sind auf den ersten Blick meist etwas teurer, lassen sich aber leichter handhaben und der Verschnitt wird in vielen Fällen geringer ausfallen. Mit elastischen Bodenbelägen lassen sich auch Muster gestalten.

Auf einem glatten, gut durchgetrockneten Zementestrich kann man elastische Bodenbeläge ohne große Schwierigkeiten verkleben. Einen stark saugenden Boden sollte man grundieren, raue Betonböden müssen mit einer Ausgleichsmasse (Fließestrich) geglättet werden. In Altbauten empfiehlt sich, auf einem eventuell vorhandenen Dielenboden Verlegeplatten mit Nut und Feder zu verschrauben. Diese Art des Unterbodens wird auch Trockenestrich genannt. Gut geeignet sind Holzfaserplatten wie Spanplatten oder Gipsplatten. Die Fugen sollten verspachtelt werden. Unter die Platten kann eine Zwischenlage aus Filz oder anderem Material als Trittschalldämmung gelegt werden.

Damit man sich bei der Bedarfsermittlung nicht verrechnet und auch nichts vergisst, sollte der Grundriss der Verlegefläche maßstäblich aufgezeichnet und auch alle Besonderheiten des Raums, also Nischen, Durchgänge und Heizungsrohre berücksichtigt werden. In den meisten Fällen reicht es, zu der ermittelten Fläche etwa 10% Verschnitt hinzuzurechnen, hierzu können aber auch die Fachhändler Auskunft geben. Sind Bodenelemente paketweise verpackt, wird die Verlegefläche durch die auf den Gebinden angegebene Fläche geteilt, das Ergebnis ergibt die Anzahl der erforderlichen Pakete.

Vor dem Verlegen sollten sich die Materialien an das Raumklima gewöhnen. Dazu werden sie ein paar Tage bei Raumtemperatur gelagert und Bahnenware während der Zeit am besten ausgerollt. Für die Verlegerichtung gibt es keine festen Regeln. Grundsätzlich ist aber eine Verlegung längs zum Lichteinfall günstig. Auf einem alten Dielenboden sollte man die Elemente quer zum Altbelag ausrichten.

Je nach Dicke des neuen Bodenbelags kann es sein, dass die Türen am Boden schleifen. Bevor sie mit Hobel oder Säge gekürzt werden, sollte man versuchen, sie mit Unterlegscheiben in den Scharnieren anzuheben. Falls dann der Riegel nicht mehr ins Schließblech passt, kann dieses ein wenig nach oben versetzt oder etwas aufgefeilt werden.

Tipps für die Wohnungssuche

Wer Wert auf ökologisch und gesundheitlich unbedenkliche Materialien legt, sollte schon bei der Wohnungssuche darauf achten, dass der richtige Bodenbelag in der Wohnung vorhanden ist. Manche Vermieter kennen den Unterschied von PVC und Linoleum selbst nicht und preisen billigen Kunststoff als ökologisch korrektes Material an. Meist erkennt man den Unterschied schon an der Oberfläche: PVC glänzt und Linoleum wirkt matter. Ein weiterer Hinweis ist die Haptik: Linoleum fühlt sich wärmer an, weil es Wärme schlechter leitet, sozusagen isoliert. Wer auch dann noch nicht sicher ist, hebt an einer Ecke oder an der Türschwelle den Belag an. Bei Linoleum sollten die Schichten aus Trägermaterial (Jute o. ä.) und dem Leim-Pigment-Mehlgemisch erkennbar sein. Außerdem ist PVC wesentlich weicher und meist dünner.

Manchmal werden auch Wohnungen vermietet, bei denen der alte Dielenboden mit Verlegeplatten belegt wurde, sozusagen als Vorbereitung für einen Teppich oder elastischen Boden. Darauf kann man elastische Böden gut verlegen und meist stimmt der Vermieter auch einer vollflächigen Verklebung zu.

Umgang mit dem Vermieter

Wer einen Boden selbst verlegen will, muss ein paar Dinge beachten. In Mietwohnungen sollte man unbedingt eine schriftliche Erlaubnis des Vermieters für das feste Verlegen eines Bodenbelags einholen. Stimmt der Vermieter nicht zu, bleibt nichts anderes übrig, als den Boden lose zu verlegen und ihn nur an einigen Stellen zu fixieren, damit er nicht verrutscht. Dazu bieten sich doppelseitige Klebebänder an, die sich relativ rückstandsfrei abziehen lassen. Auch wenn diese Lösung vielleicht zunächst unbefriedigend erscheint, ist sie allemal besser, als beim Auszug vollflächig aufgetragenen Klebstoff mühsam vom Fußboden zu kratzen.

Manche Vermieter erkennen in einem fachgerecht verlegten Bodenbelag eine wohnwertverbessernde Maßnahme, die sie vielleicht sogar finanziell unterstützen. Das kann von der Übernahme der Materialkosten bis hin zur befristeten Mietfreiheit (Nettokaltmiete) reichen. Es kann sich also lohnen, danach zu fragen. Vereinbarungen hierzu sollten schriftlich festgehalten werden und können auch Bestandteil eines neuen Mietvertrags sein.

Mietermodernisierung

Sie sollten sich in einer unserer Beratungsstellen individuell beraten lassen, wie Sie am besten vorgehen, wenn Sie in Ihrer Wohnung wohnwertverbessernde Maßnahmen durchführen wollen.

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