MieterEcho

MieterEcho 305/August 2004

 Immobilienverwertung

Hausbesitzer verlor vor Gericht

Zwangsverwaltung für Rigaer Straße 94 kann nicht ausgeschlossen werden

Peter Nowak

Suitbert Beulker hatte in der letzen Zeit wenig Glück - sowohl mit seinen Mitarbeiter/innen als auch in Gerichtsverhandlungen. Seine Sekretärin Franziska Hobrecht* kündigte nicht nur ihre Stelle, sondern ging auch an die Öffentlichkeit und berichtete über einige seltsame Geschäftsgebaren des Eigentümers mehrerer Häuser in Friedrichshain (siehe auch MieterEcho Nr. 302).

Der pressescheue Hausbesitzer wollte im Vorfeld zu den Angaben keine Stellung nehmen und sprach nur allgemein von einer Verleumdung, gegen die er sich juristisch zur Wehr setzen werde. Das tat er dann auch umgehend. Beulker wollte mit einer einstweiligen Verfügung gegen einen Artikel in der taz vorgehen, der Franziska Hobrechts Aussagen zur Grundlage hatte. Doch auch vor Gericht hatte Beulker kein Glück. Die Pressekammer des Berliner Landgerichts hob am 20.04.2004 bis auf einen Punkt diese Verfügung wieder auf. Einzig die Höhe der Schuldenlast von Beulker konnte vor Gericht nicht beweiskräftig belegt werden. "Ich hatte lediglich ein grobes Gedächtnisprotokoll darüber anfertigen können, welche Forderungen gegenüber Beulker mir bekannt sind", so Hobrecht. Doch in allen Punkten konnte die ehemalige Sekretärin mit eidesstattlichen Erklärungen und anderen Beweisen ihre Aussagen belegen. Beulker, der zunächst alles abgestritten hatte, musste sich im Laufe des turbulenten Prozesses immer wieder korrigieren und die zuvor abgestrittenen Sachverhalte zugeben. So räumte er ein, dass er aus einem gemeinsamen Büro wegen Zahlungsschwierigkeiten ausgeschlossen, und dass aus dem gleichen Grund von einer Baufirma Werkzeug einbehalten worden war. Noch brisanter für Beulker: Jetzt darf auch wieder behauptet werden, dass Beulker im Beisein der Sekretärin einem Elektriker "einen unkonventionellen Vorschlag" zur Rigaer Straße 94 unterbreitete: Der Elektriker sollte die Stromversorgung des bewohnten Hinterhauses an den Baustellen-Starkstrom anschließen. Der Elektriker hatte dieses Ansinnen empört abgelehnt. Der Justitiar der taz Johannes Eisenberg kündigte nach dem Urteil an, dass der gesamte Vorgang jetzt der Staatsanwaltschaft zugeleitet werden soll. "Beulkers Aussageverhalten legt nahe, den Strafverfolgungsbehörden Gelegenheit zu geben, zu prüfen, ob Herr Beulker der Lügner ist", schreibt Eisenberg.

Mieterversammlungen zeigen Erfolg

Beulker sorgt schon seit Jahren immer wieder für Schlagzeilen und auch im MieterEcho wurde schon mehrmals über ihn berichtet. Schließlich versucht er seit Jahren, die Bewohner/innen der Rigaer Straße 94 aus den von ihm gekauften Haus zu vertreiben. Mehrere Polizeieinsätze und ein einige Wochen Tag und Nacht kontrollierender Wachdienst gehören dazu. Daher waren die Bewohner/innen der Rigaer Straße 94 über die Entwicklung auch nicht sonderlich überrascht. Doch mittlerweile fanden auch in den übrigen Beulker-Häusern Mieterversammlungen statt. Sollte es zu einem Konkursverfahren kommen, rechnet man mit einer Zwangsverwaltung der Häuser. Damit sind natürlich die Sorgen der Hausbewohner/innen noch längst nicht vorbei. Doch vorerst scheint sich in den Beulker-Häusern die Stimmung zu verbreiten: "Alles ist besser als dieser Hausbesitzer."

*) Name auf ihren Wunsch durch den Autor geändert.

Suitbert Beulker besitzt neben dem Haus Rigaer Str. 94 auch die Häuser Rigaer Str. 95 und 96 sowie das angrenzende Haus in der Liebigstraße 14.

Infos im Internet unter www.rigaer94.squat.net

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