Mieterecho - Zeitung der Berliner Mietergemeinschaft e.V.

Nr. 298   Juli 2003

In eigener Sache

Liebe Leserinnen und Leser,

in Deutschland gerät die Arbeitslosigkeit zögerlich in das Visier der Wohnungsbaugesellschaften. In den USA, wo die sozialen Standards schon immer sehr niedrig waren, ist man auch in dieser Hinsicht weiter, wie der Bericht über Los Angeles zeigt. Arbeitslosigkeit bietet Beschäftigung. Und eine derjenigen, die sich mit Arbeitslosigkeit beschäftigt und klotzig daran verdient, ist Frau Barbara Pniower. Jahrelang hat sie mit ihrer Firma TECO 'lukrative' Beschäftigung durch Wohnungsvermittlungen denen angeboten, die dringend eine Beschäftigung suchten, weil sie ihren Arbeitsplatz verloren hatten, nur teilzeitbeschäftigt waren oder in sonstigen prekären Beschäftigungsverhältnissen steckten. Jetzt geht sie mit ihrer Firma CONMATIS noch direkter zur Sache. Großzügig verteilt sie "Beschäftigungsgarantien" durch private Arbeitsvermittlung.

Aber vor dem Beginn der Beschäftigung müssen sich die Beschäftigungswilligen schulen lassen. Dafür verlangt CONMATIS eine als 'Kaution' verpackte Gebühr in Höhe von 580 Euro von den Interessenten, denen in der Regel finanziell das Wasser ohnehin schon bis zum Hals steht.

Zu den Profiteuren des verwesenden Sozialstaats gehören auch Firmen, die großzügige Kredite zu beschaffen versprechen. Gegen entsprechende Gebühr versteht sich. Eine Aasgeier-Ökonomie erblüht.

Ob die Staatsanwaltschaft zur Strafverfolgung zu bewegen ist, bleibt nach den Erfahrungen mit TECO bzw. Kolja Poppe zweifelhaft.

Wer allerdings mit Wohnungen spekuliert, kann die Staatsmacht problemloser in Bewegung setzen: Friedrichshain erlebte unlängst eine Miniaturausgabe der Vorgänge in der Mainzer Straße von vor zwölf Jahren. Herr Suitbert Beulker kaufte besetzte Häuser, ließ sie teilweise räumen und kann nun das politisch hochbewertete Geschäft der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen angehen.

Die Bewohnerinnen und Bewohner in der Rigaer Straße 94 und der Liebigstraße 14 haben noch längst nicht aufgegeben. Gerne veröffentlichen wir ihren Aufruf zu einem Straßenfest:

"Am 12.07.2003 findet von 14 bis 22 Uhr ein Straßenfest in der Rigaer Straße/Ecke Liebigstraße statt. Das Fest soll unter dem Motto 'Berlin umsonst' stehen, d.h. wir wollen versuchen den Normalzustand, dass Spaß auch Geld kosten muss, aufzubrechen. Es wird Konzerte geben, Varieté, Marionettentheater, einen Kinderhof mit diversen Spielen, leckeres Essen und noch viel mehr. Neben all dem Trubel soll das Straßenfest aber auch Raum für politische Diskussionen bieten. In Form von Infoständen, Workshops und Vorträgen werden folgende Schwerpunkte thematisiert: Sozialabbau, Antirepression (zum Thema Knastindustrie, Privatisierung von Knästen), Antirassismus, Haftbedingungen und Alltagsleben im Abschiebeknast.
Alle sind herzlich eingeladen zu kommen und sich an den Aktivitäten zu beteiligen.
Schöne Grüße vom
Projekte- und Initiativenrat (PiRat)"

Ihre Berliner MieterGemeinschaft