Mieterecho - Zeitung der Berliner Mietergemeinschaft e.V.

Nr. 297   Mai 2003

Wenn MieterInnen sich einig sind

MieterInnen bei Suitbert Beulker blieben Frostbeulen erspart

UBI KLiZ e.V./Mieterladen

Am 16.01.2003 fand im Mieterladen eine Versammlung mit MieterInnen der Häuser Rigaer Straße 94, 95, 96 und Liebigstraße 14 statt. Die Häuser haben einen gemeinsamen Eigentümer, Dr. Suitbert Beulker, der in Friedrichshain schon lange kein unbeschriebenes Blatt mehr ist.

Die oben genannten Häuser haben über den gemeinsamen Eigentümer auch einen gemeinsamen Wärmelieferanten: die WFM GmbH & Co. Die Firma informierte mit Schreiben vom 18.12.02 die MieterInnen, dass nach dem mit dem Eigentümer geschlossenen Wärmelieferungsvertrag mit einer Frist von sechs Wochen die Wärmelieferung eingestellt würde. Grund sei ein Zahlungsverzug auf die Abschlagsbeträge des Eigentümers Beulker. Weiterhin informierte die Firma, dass sie nach dem Wärmelieferungsvertrag von einer Abtretung der Warmmietzahlungen an den Vermieter Gebrauch machen würden. Das heißt, die MieterInnen könnten zukünftig die warmen Betriebskosten direkt an die Firma WFM zahlen.

Am 24.12.03 informierte dann der Eigentümer die MieterInnen darüber, dass es seit geraumer Zeit Mängel an der Heizungsanlage gibt, die in der Verantwortung der Firma WFM liegen. Das Problem würde wohl gerichtlich geklärt werden müssen. Etwaige Zahlungen an die WFM würden nicht als Mietzahlungen gelten.

Dies verunsicherte die MieterInnen nun völlig. In Anbetracht der Situation (Minusgrade und anhaltender Winter), hatten die MieterInnen Angst, ab dem 01.02.03 in kalten Wohnungen zu sitzen und traten an uns heran um verschiedene Vorgehensmöglichkeiten zu besprechen.

Bei dem Treffen am 16.01.03 wurden mehrere Möglichkeiten durchgespielt: Rahmenvertrag mit der Firma WFB, wo alle MieterInnen gemeinschaftlich haften oder eine Einstweilige Verfügung oder die Einsetzung eines gerichtlich bestellten Zwangsverwalters.

Für alle Varianten wurden das "Für" und das "Wider" abgeklärt. Weitere Treffen wurden verabredet, die dann hausweise stattfinden sollten. Und so kam es auch. Langsam rannte die Zeit weg. Der Februar nahte und die winterlichen Temperaturen hielten an.

Dann hörten wir eine Weile nichts von den MieterInnenn und fragten nach.

Die MieterInnen einigten sich auf die Einsetzung eines Zwangsverwalters. Jetzt merkte Beulker wohl, dass es den MieterInnen ernst war und ihm in diesem Fall nur Nachteile entstehen würden: Er lenkte ein. Die Wärmelieferung erfolgte weiter und kein(e) MieterIn musste frieren.

Hätten sich die MieterInnen nicht zusammengetan und informiert, hätten sie sich vorerst warm anziehen müssen. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, dass es Sinn macht, mit seinen NachbarInnen zu sprechen, sich Hilfe zu holen und gemeinsam eine Lösung zu suchen.

Hätten die MieterInnen einzeln agiert, wären erheblicher Aufwand und gravierende Wohnqualitätseinbußen die Folge gewesen. Ob und wann es eine Lösung gegeben hätte, bleibt dabei offen.