Mieterecho - Zeitung der Berliner Mietergemeinschaft e.V.

Nr. 296   März 2003

Immobilienverwertungsbeilage

WoKiK e.V. - Ein Experiment, das Unterstützer sucht!

Es ist ungewöhnlich, dass in Zeiten der Individualisierung, des Eigenheimbaus und einer zunehmenden sozialen Kälte, Menschen ein Haus gemeinsam instand setzen und darin gemeinsam wohnen wollen, um sich solidarisch zu unterstützen und im Stadtbezirk dem Abbau von Kultur- und Jugendprojekten durch Eigeninitiative etwas entgegenzusetzen.

Vor drei Jahren traf sich eine kleine Gruppe von Köpenickern, aber auch "Stadtmenschen" verschiedenen Alters, um ihre Idee von einem selbstbestimmten Leben und von gemeinsam entwickelten und gelebten Kulturprojekten zu konkretisieren. Sie gründeten, um dieser Idee eine zeitgeistliche Form zu geben, einen Verein - WoKiK e. V. - "Wohnen und Kultur in Köpenick". Viele Diskussionen sind seither gelaufen, viele neue Interessenten wurden geworben, viele Projekte und Kämpfe mit der Treuhand gefochten und verloren - egal, diese kleine Gruppe, bestehend aus manchmal fast 30, manchmal weniger als zehn Menschen, gab nicht auf. Was uns fehlte, war ein enger Kontakt zu anderen Projekten und Menschen, die ein ähnliches Vorhaben in den letzten Jahren erfolgreich umgesetzt haben. Dabei war uns klar, dass sich unser Projekt dadurch auszeichnet, dass wir eine Verbindung von gemeinsamen Wohnen und Engagement für kulturelle Entwicklungen auf der Kiezebene anstreben, unser Wohnumfeld in unsere kulturellen Vorhaben einbeziehen möchten und damit auch Verantwortung für das Leben im unmittelbaren Kiez übernehmen möchten. So arbeiteten wir in unserem kleinen Kreis und versuchten, das Projekt endlich gemeinsam zu beleben.

Ein wichtiger Gedanke, der den Mitgliedern am Herzen liegt, ist der: Es ist unmenschlich und absolut unakzeptabel, dass alte Menschen, vom Kapital "als nicht mehr verwertbar" angesehen und in Altenheimen oder Seniorenresidenzen diskriminiert werden, indem sie vor der werbedominierten, schillernden und effektiven Gesellschaft weggeschlossen werden. Wir meinen, dass insbesondere alte Menschen das Recht haben, gebraucht zu werden und am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. So können sie ihre Lebenserfahrungen besonders an die Jüngeren weitergeben und den Mitbewohnern oft in vielen Dingen eine große Hilfe sein. Ein anderes Ziel ist es, ein Beispiel zu geben, dass Häuser vor dem "Missbrauch" durch Mietwucher und Spekulantentum oder Kapitalabschreibung "gerettet" und ohne die Einmischung durch Verwaltungen wesentlich besser belebt werden können.

Nach vielen Versuchen, ein Objekt zu finden, mussten wir jetzt ein zur Vermietung angebotenes Fabrikgebäude wieder aufgeben - der Mietpreis war einfach zu hoch - die sozial Schwächeren hätten wir ausschließen müssen. Dabei hat vor allem eine Rolle gespielt, dass das Land für derartige Projekte keine Fördermittel mehr zur Verfügung stellt, wir also unser Vorhaben aus eigener Kraft entwickeln müssen. Diese neuen Voraussetzungen lösten wiederum eine Auseinandersetzung um das Wesentliche aus: Ist unser Anspruch, sich solidarisch über verschiedene Generationen zu unterstützen, zu hoch, ein kindischer Traum in der Zeit der Gewinnmaximierung, Individualisierung, der Verwertung von allem und jedem?

Hält das Band uns noch zusammen? Wie hat sich jeder verändert?

Genau in dieser Phase lasen wir einen Artikel im Berliner Mieterecho über das Modell des Freiburger Mietshäuser Syndikats - eine Finanzierungsidee genau solcher Projekte, wie wir sie vorhaben. Die mittlerweile geknüpften Kontakte nach Freiburg, die uns freundlicherweise sofort Material zuschickten, der Kontakt zu einem Berliner Projekt, das sich zu realisierbaren Konditionen finanziert, haben uns Mut gemacht noch nicht aufzugeben, sondern weiter nach Möglichkeiten zu suchen.

Um unsere Ziele zu erreichen und eine stärkere Gemeinschaft zu werden, suchen wir:

Jeder ist uns willkommen!

Was WoKiK bedeutet in 12 Punkten:

Kontaktmöglichkeiten:
Anrufen: Annette Piayda Tel. 657 52 16 oder
Wolfgang Schnell Tel. 751 43 79
E-Mail: wasfrifra@t-online.de oder winzker@gmx.net
Internet: www.wokik.de
Treffen: Jeden 2. Dienstag im Monat, 20 Uhr,
Alte Möbelfabrik, Karlstraße 12, Köpenick