Mieterecho - Zeitung der Berliner Mietergemeinschaft e.V.

Nr. 294/ 2002

Wohnungssuche

Ulrike Mevius

"Der Wohnungsmarkt in Berlin hat sich entspannt", "Leerstand bei den Wohnungsbaugenossenschaften im Osten", diese und ähnliche Schlagzeilen drangen sogar bis in die Täler der Eifel, wohin es mich die letzten zwei Jahre verschlagen hatte. Gut, dachte ich, als ich mich entschlossen hatte wieder nach Berlin zurückzukehren, dann wird es wohl nicht so schwierig werden, eine Wohnung dort zu finden.

Ich quartiere mich also für eine Woche bei einem liebenswürdigen Freund ein, kaufe mir eine BVG-Karte und stürze mich auf den Wohnungsmarkt. Zuerst sehe ich im Internet nach. "Über 5000 Wohnungen im Angebot!", lese ich und freue mich. Als ich dann die Wohnungen mit Ofenheizung, die mit einem Quadratmeterpreis von mehr als 5,50 Euro Kaltmiete und die in Spandau ausschließe, bleiben nur noch eine handvoll übrig.

Zuerst rufe ich bei einer Wohnungsbaugenossenschaft an. Ja, setzen Sie sich telefonisch mit dem Hausmeister in Verbindung, der zeigt Ihnen unsere freien Wohnungen. Alles klappt bestens, er zeigt mir mehrere Wohnungen, eine ist zu klein, eine zu groß, eine liegt an einer lauten Straße. Eine Wohnung ist hell, großzügig geschnitten, nicht zu teuer, hat einen Balkon und bietet einen weiten Blick über die umliegenden Dächer. Ich rufe bei der Wohnungsbaugenossenschaft an, sage, dass mir die Wohnung gefällt, obwohl sie nicht vollständig renoviert hinterlassen wurde. Ich betone, dass ich die Wohnung ab sofort brauche. Ja, kommen Sie morgen früh in unser Büro.

Gespannt mache ich mich am nächsten Morgen auf. Unterschreiben Sie bitte den Antrag auf Mitgliedschaft in der Genossenschaft und überweisen sie uns die Aufnahmegebühr. So, die Wohnung können Sie nach Bestätigung des Vorstands haben. Vorher sprechen Sie bitte noch mit unserem Technischen Leiter. Der sagt mir dann, dass noch andere Türen eingebaut und noch mehrere Reparaturen durchgeführt werden sollen. Dies brauche etwa vier Wochen. So lange kann ich nicht warten. Enttäuscht verlasse ich die Genossenschaft.

Ich rufe einige weitere Wohnungsbaugenossenschaften und -gesellschaften an. Manche beschreiben die Wohnungen am Telefon, wobei ich die meisten gleich ausschließen kann, andere geben mir die Adressen leerstehender Wohnungen, sodass ich sie mir von außen ansehen kann, wobei mir vor allem schnell klar wird, wohin ich nicht ziehen will, andere laden mich erst in ihr Büro vor, damit sie mir dort sagen, dass sie nichts haben, was meinen Wünschen entspricht.

Es folgen Termine, Telefonate mit Hausmeistern, diverse Wohnungsbesichtigungen - ich lerne die räumliche Ausdehnung von Berlin neu kennen.

Die Beschreibung einer Wohnung in Bahnhofsnähe klingt nicht schlecht, drei Zimmer, Küche, Bad, Gasetagenheizung. Ich sehe mir die Wohnung an. Halb abgerissene Tapeten an den Wänden, abgeplatzter Lack an Türen und Fenstern, abgetretenes Linoleum in der Küche und die Klarstellung "der Vormieter hatte noch einen Ostmietvertrag und brauchte nichts an der Wohnung zu machen, aber wenn Sie ausziehen, müssen Sie alle Schönheitsreparaturen durchführen", schrecken mich dann doch ab. Ich suche weiter. Der Freund, dem ich jeden Abend von meinen Misserfolgen berichte, bleibt glücklicherweise unverändert liebenswürdig.

Aus der Zeitung erfahre ich von einer weiteren interessant klingenden Wohnung: Gute Lage, zwei Zimmer, Küche und Bad, Zentralheizung, keine Provision. Wieder mache ich mich auf den Weg. Die Wohnung gefällt mir sehr, sie ist hell, großzügig geschnitten und es gibt sogar einen Fahrstuhl. Ich soll am nächsten Tag ins Büro kommen. Dort legt man mir einen Zettel zur Unterschrift vor: Ich soll mich verpflichten, in den nächsten Tagen den Mietvertrag zu unterschreiben und Kaution und Provision zu zahlen. Andernfalls sei eine erhebliche Vertragsstrafe fällig. Von einer Verpflichtung des Vermieters mir gegenüber steht nichts da. Ich lehne dankend ab.

Ich erinnere mich daran, dass ein Hausmeister bei einer früheren Besichtigung von weiteren freiwerdenden Wohnungen gesprochen hatte und rufe noch einmal bei der Wohnungsbaugesellschaft an. Ja, sie hätten noch eine Wohnung, die ab sofort renoviert zur Verfügung stehe, die könne ich mir auch noch ansehen. Tatsächlich, die Wohnung ist in einem durchaus akzeptablem Zustand, die Wände sind tapeziert, die Fenster und Türen größtenteils frisch gestrichen, das Bad ist gefliest und die Küche hat einen fast neuen Gasherd. Erschöpft sage ich zu, erhalte die Schlüssel und kann einziehen.

Meine Tipps:

  1. Nehmt Euch für die Wohnungssuche zwei bis drei Monate Zeit!
  2. Geht nicht alleine zu Wohnungsverwaltungen oder Maklern!
  3. Glaubt nichts!
  4. Unterschreibt nichts, bevor ihr nicht eine Nacht darüber geschlafen habt!
  5. Tretet frühzeitig in Mieterorganisationen ein!
  6. Bleibt hartnäckig, die guten Wohnungen werden zum Schluss angeboten!

Das alles ist natürlich nicht neu und nicht immer durchführbar, aber manchmal ist es ganz gut, wenn man vor Beginn der Wohnungssuche darüber nachgedacht hat.