Mieterecho - Zeitung der Berliner Mietergemeinschaft e.V.

Nr. 293/2002

TECO 2. Akt - Abgang TECO - Auftritt KOLJA POPPE IMMOBILIEN GmbH

"Jeder Mensch ist ein Künstler", meinte Joseph Beuys, und Rafael Horzon ergänzt in diesem Sinne: "Wenn sich ein Möbelhändler als Künstler definieren kann, so kann sich auch ein Künstler als Möbelhändler bestimmen." Darüber kann man lange nachdenken. Es scheint, als hätten die Herren Jürgen Kirsten, Wolfgang Hüttemann, Kolja Poppe, Baron, Wolff und Co. zusammen mit Frau Barbara Pniower von TECO genau das getan. Nicht ohne Ergebnis, denn wenn sich ein Mensch als Künstler verstehen kann, ein Künstler als Möbelhändler, warum soll dann nicht auch jedermann ein Immobilienmakler sein? Was man braucht - Wohnungsangebote und Wohnungsnachfragen - findet sich schließlich in jeder Zeitung. Werden beide miteinander verknüpft, ist die Wohnungsvermittlung perfekt und der Immobilienmakler erschaffen. Zwei Monatsmieten Provision werden sich wohl auch noch kassieren lassen.

Das Prinzip TECO

Die Theorie klingt vielversprechend, die Praxis ist jämmerlich. Warum, leuchtet jedem, der schon einmal eine Wohnung gesucht hat, sofort ein. Die einschlägigen Zeitungen kauft man sich selbst, vor allem die am Wochenende mit den meisten Anzeigen, und möglichst früh am Sonntag oder bereits am Sonnabend, schaut man sie nach gewünschter Größe, Lage und Mietpreis durch. Man markiert die in Frage kommenden Objekte und beginnt zu telefonieren. Spätestens am Nachmittag ist man damit fertig, hat entweder nichts gefunden oder Besichtigungstermine vereinbart. Die Inserate mit späteren Kontaktmöglichkeiten merkt man sich vor. Würde sich ein Dritter in die Suche einschalten und einem die Angebote, mit denen man sich eben beschäftigt hat, noch einmal machen wollen, dann ergäbe das gar keinen Sinn. Es gibt überhaupt keinen Platz für einen Vermittler. Und ebenso unmittelbar präsentieren sich auch die Wohnungen dem Zugriff der Interessenten. Die Anrufe gehen sofort ein und versorgen das Angebot spontan mit breiter Nachfrage. Gewiss, beide sind nicht immer wirklich ausgeglichen, oft bleibt ein Rest, hauptsächlich schwer vermittelbare Wohnungen, sehr viel seltener, einfach übersehene. Auch führt nicht jeder Besichtigungstermin zum Abschluss eines Mietvertrages. Aber dennoch: der Rest ist kläglich und stark problembehaftet.

Wenn die Sache selbst auch zwangsläufig zum Fiasko führen muss, werden sich die oben genannten Herrschaften gesagt haben, könnte doch aus der Idee Kapital zu schlagen sein. Man braucht dazu neben den Immobilieninseraten noch eine weitere Anzeige mit der man "Menschen, die gerne gepflegte Wohnungen besichtigen (auch branchenfremd), Tel. (030) 21 96 53 33" sucht.

Eigentlich sollte es heißen: möglichst branchenfremd. Denn je branchenfremder, desto leichter kann man den Interessenten erklären: "Der Immobilienmarkt befindet sich im Aufwind, (...) der dynamische Wachstumstrend beschert dem Maklerberuf eine sichere Perspektive." Und dass man der sicheren Perspektive wegen die Branchenfremdheit durch eine Schulung zu überwinden hat, erscheint plausibel. Zumal diese Schulung nichts kostet. Gestellt werden muss nur eine Kaution (z.Zt. in der Regel 590 Euro), die aber bei der ersten erfolgreichen Vermittlung zurückbezahlt werden soll.

Damit ist das Geschäftsprinzip der Firma grundsätzlich erklärt. An Menschen, die - weil arbeitslos - um etwas zu verdienen, auch gepflegte Wohnungen besichtigen würden, ist kein Mangel. Folglich boomt das Schulungs-Kautionsgeschäft schon seit Jahren und leider noch immer wie der Neue Markt, jedoch wie dieser zu seinen besten Zeiten. Nach der Schulung kann die Tätigkeit der erfolgreichen Absolventen, die wir von nun an, dem Sprachgebrauch der Firma TECO folgend, "Partner" nennen wollen, sofort beginnen und dazu werden sie mit Terminen für Wohnungsbestandsaufnahmen und später mit Listen von Wohnungssuchenden ausgestattet.

Die Praxis der TECO

Jeweils an den Wochenenden werten studentische Hilfskräfte Zeitungsanzeigen aus und erstellen nach Angebot und Nachfrage getrennte Listen. Die Firma verspricht den Partnern, dass nur Wohnungssuchende auf die Listen kommen die bereit sind, zwei Monatsmieten Provision für eine erfolgreiche Vermittlung zu bezahlen. Vermietern, die ihre Wohnung noch nicht vermietet haben, bietet die Firma in den darauf folgenden Tagen eine kostenlose Vermittlung an und vereinbart Termine zur Wohnungsbesichtigung. Die Partner nehmen die Termine wahr und fertigen eine Bestandsaufnahme der Wohnung an. Danach erhalten sie auf Anforderung Listen von Wohnungssuchenden und können jetzt munter loszumakeln beginnen. Bei unseren einleitenden skeptisch stimmenden Überlegungen sind wir davon ausgegangen, dass der Vermittlungsversuch unternommen wird, wenn die Anzeigen erscheinen. Auf den TECO-Listen sind aber die neuesten Eintragungen im günstigsten Fall fast eine Woche alt und die ältesten mehrere Monate.

Die Überraschungen der Partner

Partner, die nun engagiert dennoch mit diesem Material arbeiten wollen, erleben jetzt nur noch Überraschungen. Die Listen sind nicht nur antiquiert, und daher mit entsprechend vielen "Karteileichen" versehen, sie sind auch nicht, wie versprochen, für einen bestimmten Bezirk erstellt, sondern kunterbunt zusammengewürfelt. An der gereizten Reaktion ihrer Gesprächspartner erkennen die Partner, dass dieses antiquierte, kunterbunte Zeug bereits an andere Partner gegangen ist, vermutlich sogar an alle. Die im nebenstehenden Erfahrungsbericht gezogene Bilanz, derzufolge von 164 aufgelisteten Mietinteressenten 26 überhaupt nur noch aktuell waren, ist kein Einzelfall. Dass es aber überhaupt noch 26 waren, könnte fast verwundern, wenn die Partner nicht erfahren würden, dass dieser Klientel aus den verschiedensten Gründen nur außerordentlich schwer passende Angebote gemacht werden könne. Angebote, die den Partnern jedenfalls gar nicht zur Verfügung stehen. Doch TECO hält weitere Überraschungen bereit. Partner, die vereinbarungsgemäß die zu löschenden Interessenten melden, finden sie auf den nächsten Listen unverändert wieder. Die Listen sind also nicht nur antiquiert, nicht nur kunterbunt zusammengestellt und quasi TECO-öffentlich, sondern durch die vielen erledigten Fälle bewusst ,künstlich verschmutzt'.

Derartiges Material ist, das leuchtet ein, zu vielem zu gebrauchen, vornehmlich auch zu sanitären Zwecken, aber nicht zum Vermitteln von Wohnungen.

TECO ist unverbesserlich

Partner, die derartige Probleme ansprechen, klären und lösen wollen, erleben eine weitere Überraschung wenn sie in ihrem Briefkasten plötzlich ein Schreiben mit folgendem Inhalt finden:

TECO-Kündigung

Die Kündigung ist selbstverständlich kein Grund für die Rückzahlung der Kaution und sie verdeutlicht nur den feinen Humor, über den die TECOisten inzwischen verfügen. Bei vielen Geschädigten hat sich nämlich der Eindruck herausgebildet, dass erfolgreiche Vermittlungen durch die Partner von der Firma TECO gar nicht gewollt sind. Dieser Eindruck mag nicht nur die Partner, sondern auch andere überraschen, ist aber durchaus plausibel. TECO legt in den Verträgen Wert auf die Klarstellung, dass die Partner nicht angestellt sind. Wenn sie bei TECO nicht angestellt sind, sind sie selbständig und wenn sie selbstständig sind, brauchen sie eine Gewerbeerlaubnis. Dieses Problem wird in den Gesprächen und in der Schulung - wenn überhaupt - nur sehr marginal behandelt. Wüssten die Interessenten nämlich, dass sie ein Gewerbe anmelden und führen müssten (die erforderliche Erlaubnis kostet ca. 530 Euro, die Anmeldung weitere 26 Euro) würde mit Sicherheit nur ein kleiner Teil von ihnen zu dem TECO-Abenteuer bereit sein. Würde jedoch andererseits eine Schar gewerbeloser TECO-Partner erfolgreich vermitteln, riefe das sicherlich, die Gewerbeaufsicht und die im Berliner Ring deutscher Makler vertretene Konkurrenz, die sich bisher so seltsam zurückhaltend zeigt, auf den Plan.

Das austarierte TECO-System, das Jonglieren mit Zeitungsinseraten, die Verwendung der Kaution als Einnahmen, würde bei den dann zu erwartenden groben Interventionen gewiss Schaden leiden. TECO braucht, um zu funktionieren (und es funktioniert schon sehr lange) Ruhe und Windstille. In letzter Zeit ist es damit nicht mehr so gut bestellt. Verschiedene Veröffentlichungen stören. Die Berichte im MieterEcho sind bekannt, werden über das Internet von vielen potentiellen Interessenten zur Kenntnis genommen und Kopien der Artikel verteilt der Verbraucherschutz. Der sich in Schweigen hüllende Staatsanwalt Reusch ermittelt.

Kein Wunder also, dass es die Firma TECO gar nicht mehr gibt. Wer jetzt die immer noch regelmäßig in den Zeitungen erscheinende Nummer als "Mensch, der gerne gepflegte Wohnungen besichtigt" anruft, hat und das ist die vorläufig letzte Überraschung, die nach einem der emsigsten TECOisten benannte Kolja Poppe Immobilien GmbH am Draht. Ansonsten aber geht alles weiter, wie gehabt.

Doch nicht mehr lange! Und das ist dann keine Überraschung.

Erfahrungen mit TECO

Hohe Ausgaben ohne Einnahmen

Mit großem Interesse habe ich Ihren Artikel über die TECO-Immobiliengesellschaft gelesen. Ich selber bin eine von den Betroffenen, die für TECO arbeitet und kann Ihre Erfahrungen bestätigen. Ich bin von Beruf Diplomingenieurin und habe durch die schlechte Auftragslage diesen Nebenjob angenommen. Jedoch musste ich nach zwei Wochen leider feststellen, dass eine Wohnungsvermittlung nach diesem System nie möglich sein wird. Daraufhin bat ich um einen Gesprächstermin mit Herrn Wolff von der TECO (zuständig für alle freien Mitarbeiter), der mir die Wohnungsvermittlung erklärte: "Sie müssen da etwas falsch machen". Um meine Einlage von 590 Euro zu bekommen, bat ich um die Exklusivvermittlung der Wohnungen, die aber abgelehnt wurde mit der Begründung, dass das nur bei Eigentumsobjekten möglich wäre. Also versuchte ich erneut eine Wohnungsvermittlung zustande zu bringen. Trotz extrem hohen Telefonkosten (fast alle Vermieter und Interessenten geben ihre Handynummern an), Stress (Wettlauf mit der Zeit), genervten Mietinteressenten und Vermieter (die von verschiedenen TECO-Mitarbeitern auf das gleiche Objekt angesprochen wurden), hohem Zeitaufwand (An- und Abfahrtswege und Sichtung der TECO-Listen), habe ich bisher noch keine Wohnung vermitteln können.

Ich gehe davon aus, dass sich TECO über die "Schulungen" finanziert, denn wenn je Schulung (zwei Mal in der Woche) sich nur acht Mitarbeiter bewerben, nimmt TECO eine Summe von über 37.000 Euro monatlich ein. Diese Schätzung kann man am unteren Bereich anordnen, denn es werden sich bestimmt mehr als 16 Interessenten wöchentlich auf TECO-Anzeigen bewerben.

Meine Einlage von 590 Euro habe ich mittlerweile abgeschrieben, aber ich bin nicht bereit, diesen Machenschaften der Firma zuzusehen und bin an einer Veröffentlichung dieser Abzocke interessiert.

Aus diesem Grunde kam mir Ihr Artikel sehr entgegen.

Keine Wohnungsvermittlung möglich

Udo Breger *

Als ich am 25.10.01 in der Berliner Morgenpost auf eine Anzeige stieß, in der Menschen gesucht wurden, "die gerne gepflegte Wohnungen besichtigen", dachte ich mir angesichts meiner bisherigen Tätigkeit als Projektsteuerer und Makler: klein aber oho - hier rufst du mal an.

Gleich am folgenden Tag empfing mich Herr Poppe - ein freundlicher Vierziger im "feinen Zwirn" mit dem strahlenden Lächeln eines erfolgreichen Managers, erläuterte mir die Verfahrensweise und freute sich über meine beim Verständnis der Firmenphilosophie hilfreichen Vorkenntnisse. Diese Philosophie würde mir u. a. in einem für jeden neuen Mitarbeiter obligatorischen 6-Stunden-Seminar nahegebracht werden. Die Kosten von 980 DM würden nach der ersten Vermittlung zurückgezahlt werden.

Auf meine ausdrückliche Nachfrage hinsichtlich der Vermittlungschancen erklärte Herr Poppe, dass der Start mit der Bestandsaufnahme von zehn Wohnungen erfolgen würde. Diese würden mit dem umfangreichen Bestand an Wohnungsinteressenten abgeglichen und selektiert für jede Wohnung ausgedruckt. Auf nochmaliges Nachfragen gab Herr Poppe die daraus resultierende Vermietungschance mit drei bis fünf Vermietungen aus acht bis zehn aufgenommenen Wohnungen an, da die Selektion sehr detailliert erfolge. Die Provision von zwei Monatskaltmieten sei zu teilen.

In dem Seminar am 01.11.01 wurde zunächst ein Video gezeigt, welches das sensible Eingehen auf die speziellen Wünsche des Mietinteressenten deutlich und plausibel demonstrierte. Dann folgte vor dem fachlichen Teil die Aufklärung über den Firmennamen TECO und die TECO-Philosophie: TE = tender (behutsam), CO = consulting (Beratung). Herr Jürgen Kirsten "erläuterte" das Wohnungsvermittlungsgesetz (was sich darin erschöpfte, nicht vermittelbare Wohnungen zu beschreiben, die Provisionshöhe zu nennen, und eine Kopie mit fünf Antworten als Einwandbehandlung zu übergeben) und das neue Mietrecht (nur oberflächlich: Kündigungsfristen, Mieterhöhungen, Modernisierung, Betriebskosten-Abrechnung, Eigenbedarf, Mietspiegel, II. BVO, DIN 283). Als Unterlagen erhielten wir eine Übersicht mit "Fachbegriffen zur Seminarvorbereitung", ein Mustertelefongespräch und ein Abkürzungsverzeichnis. Den Abschluss bildete ein schriftlicher Test, bei dem auf drei Blättern Fragen bzgl. der Besichtigung von Wohnungen, warum Menschen umziehen und eine Wohnung mieten, zu beantworten waren. Zu der Eigenartigkeit dieses Tests passte, dass jeder seinen eigenen Test im Zuge eines mit allen geführten Gespräches bewertete und korrigierte.

Das Zertifikat "Immobilienmakler" erhielt ich am 05.11.01 dazu ein Vertragsangebot und eine Liste mit elf aus Zeitungen herausgesuchten Adressen zur Wohnungsaufnahme.

Ich habe schriftlich versucht, Widersprüche im Vertragstext aufzulösen, Korrekturen vorzunehmen und Gedanken für eine effektive Zusammenarbeit einzubringen. Diese wurden von TECO teilweise falsch eingearbeitet bzw. kommentarlos ignoriert. So sah ich mich gezwungen, umfangreiche Korrekturen im Zuge einer nach langem Drängen erreichten mündlichen Verhandlung mit dem Geschäftsführer Herrn Hüttemann nachzuschieben. Zu diesem Zeitpunkt vermutete ich eher eine gewisse Unerfahrenheit bei Verträgen als dass ich Verdacht schöpfte.

Von den elf Adressen führten nur zwei zu Wohnungsaufnahmen, die übrigen konnten, weil vermietet, verkauft, selbst vermietet, fehlerhafte Daten etc., nicht bearbeitet werden. Die beiden aufgenommenen Wohnungen waren den von TECO gelieferten Interessenten nicht anzubieten (fehlende Hauptmerkmale, zu große Differenzen zu den Wünschen usw.). Damit begann am 18.11.01 ein Schriftverkehr, welcher inzwischen neben einem etwa 1 cm dicken Papierstapel, 67 Faxe und 6 SMS zur Thematik Zusammenarbeit, Qualität der Selektierung und Korrekturen von Wohnungs-Besuchsaufträgen einen nicht unerheblichen Umfang annahm. Insgesamt erhielt ich für 45 aufgenommene Wohnungen, von denen nur 28 mit TECO tatsächlich arbeiten wollten, aus dem TECO-PC 164 Adressen von Mietinteressenten. Davon waren nur 26 (15,8 %) überhaupt verwertbar.

Kurz vor Weihnachten bot ich TECO für ein klärendes Gespräch fünf Termine zwischen dem 21.12.01 und dem 04.01.02 an, worauf schon fast erwartungsgemäß nicht reagiert wurde. Bis 13.01.02 habe ich mit allen mir zur Verfügung stehenden Kommunikationsmitteln versucht, ein Gespräch mit dem Ziel einer effektiven Zusammenarbeit zu erreichen. Die TECO-Reaktion erfolgte in Form einer am 08.01.02 ausgesprochenen Kündigung zum nächstmöglichen Zeitpunkt ohne jegliche Begründung.

Aus den vorgenannten "Erlebnissen" ist inzwischen ziemlich klar erkennbar, dass der Anzeige, den Vereinbarungen und Erklärungen zu Seminar, Gebühren und Rückzahlung eine völlig andere Bedeutung beizumessen ist. Die Einnahmen der Firma TECO dürften lediglich aus den Seminargebühren bestehen.

TECO-Anzeige Berliner Morgenpost

* Die Namen der Autoren sind von der Redaktion geändert.