MieterEcho
Nr. 290 - Mai 2002

Modernes Unternehmertum oder wie die Firma TECO von der AG Bürgerstadt wahrgenommen wird

 

 

Julia Oppermann

Die von Joachim Oellerich vorgestellte Firma TECO wird in der Öffentlichkeit unterschiedlich eingeschätzt:

Der Ring deutscher Makler (RdM) erhält pro Woche ca. 3 - 4 Anfragen, erklärt jedesmal mit großem Nachdruck, dass die Fa. TECO nicht Mitglied im RdM ist, steht dem, was er über die Praxis dieser Firma erfahrenen hat, mit großer Verwunderung gegenüber und distanziert sich ausdrücklich davon.

Der Verbraucherschutz stellt fest, dass immer, wenn die Anzeigen der Firma geschaltet werden, das Aufklärungsbedürfnis enorm steigt. Nach seiner Einschätzung muss es in der Keithstraße, dem Sitz der Firma, wie im Taubenschlag zugehen. Obgleich der Berufswechsel nicht zu seinen Kernproblemen gehört, sieht er keinen Grund zu positiver Einschätzung, um das mal außerordentlich freundlich zu formulieren.

Weil der Verbraucherschutz mit dieser Meinung nicht hinter dem Berg hält, veranlasst er die coolen Geschäftsleute der Firma TECO dazu, die Kontenance zu verlieren und nahezu handgreiflich zu reagieren.

Verständlich.

In Hamburg wo die Firma ebenfalls vertreten ist, entwickelt die Presse eine deutliche Abneigung gegen die Veröffentlichung ihrer Anzeigen.

Ganz anders aber ist die von der AG Bürgerstadt, den Protagonisten des Wohnungseigentums (man erinnert sich Dr. Hoffmann-Axthelm etc.) zum Ausdruck gebrachte Beurteilung. Sie folgt selbstverständlich der obigen Tendenz nicht.

Allein schon diese Tatsache ist interessant und weil das ME sich nicht dem Vorwurf der Einseitigkeit aussetzen möchte, bringen wir gerne Erfahrungen, die Frau Dr. Ludovica Scarpa, mit Herrn Dr. Hoffmann-Axthelm auf das engste verbundene venezianische Stadtplanerin, und in der AG Bürgerstadt sowie in Berliner Stadtentwicklungsdiskursen in vorderster Linie aktiv, mit der Firma TECO gemacht und über die AG Bürgerstadt veröffentlicht hat, auszugsweise zur Kenntnis.

Eine Urbanitin macht sich Gedanken

Frau Dr. Scarpa schreibt und liest gern. Und sie beschreibt auch gern, was sie liest. Irgendwann war es eine Anzeige, ... eine kleine, "… eine Kleinanzeige in der Zeitung. Es werden Menschen gesucht, die gerne schöne Wohnungen besichtigen und gutes Geld damit machen wollen.

Da rufe ich natürlich an, in der Tat bin ich neugierig. … eine nette Dame am Telefon sagt, sie hätte so viele Anrufe, sei gerade am Apparat, sie rufe zurück. Tut sie auch, und ich bekomme einen Termin gleich für den nächsten Tag. Lebenslauf soll ich mitnehmen. Vornehme Seitenstraße in der Urania-Gegend, seriöses Hochparterre-Büro, mehrere Menschen warten schon. Ich setze mich, von der freundlichen Damen aufgefordert, dazu, eine kleines Wartezimmer. Die Menschen werden einzeln aufgerufen und aufgeklärt. Nach einer guten Viertelstunde bin ich dran. Ein charmanter Abteilungsleiter, ausgeprägte Lippen, holt mich ab und erklärt mir, wie es geht."

Wie was geht, erklärt sie uns auch sofort.

"Ziemlich einfach: … sie würden mir eine Liste von Wohnungen in meinem Stadtviertel geben. … und dazu noch eine Liste von Wohnungssuchenden. Ich soll die angebotenen Wohnungen besichtigen, am besten dort mit dem Fahrrad hinfahren und den Zustand checken, die Infos an die Firma weitergeben, dann die Wohnungssuchenden anrufen und zu ›ihrer‹ Wohnung bringen: Pro vermittelten Mietvertrag gibt es für mich eine Kaltmonatsmiete, genau so viel wie für die Firma, pro verkaufte Wohnung gibt es für sie 4%, für mich 2% Provision. Den Mitarbeiter-Vertrag kann ich sofort unterschreiben.

Mit dem Vertrag verpflichte man sich übrigens für eine Blitzschulung in Mietrecht, Samstag von 10 bis 16 Uhr. Kosten für diesen einen Tag Schulung: 980 DM. (Das hat sich inzwischen geändert, d.Ain.) Allerdings, sagt der nette Mensch, dieses Geld wird beim ersten vermittelten Objekt zurückbezahlt. …

Ich kann mich einfach nicht entscheiden. Ich bin wieder mal einfach viel zu geizig, das ist es! Um mich dazu zu bewegen sagt er, dass er so eine Liste von Interessenten hat, bald ist der Prenzlauer Berg eben dann vergeben und weg! So eine Gelegenheit kommt nicht alle Tage.

So geht das also. Das ist doch eine gute Idee, sich die Festkosten durch die Samstags- Blitzschulung bezahlen zu lassen - bei zehn Personen pro Samstag sind es schon 9800 DM. OK, sie werden ja zurückbezahlt. Aber ob es überhaupt zu einer Vermittlung kommt? Wer weiß, ob es nicht immer dieselben Wohnungen sind? Sind sie überhaupt zu vermitteln? Sind sie einfach nur aus der Zeitung entnommen? Fragen über Fragen. Schlicht genial ist es jedenfalls, nicht nur das Risiko an den Menschen abzugeben, der Geld verdienen möchte, sondern allein an seiner Erwartung schon zu verdienen, ob es nun die gelisteten Wohnungen und Wohnungssuchenden gibt oder nicht.

So funktioniert also eine kleine Immobilienfirma. Was man den Arbeitssuchenden besser raten soll, weiß ich nicht. Wohnungssuchende, die eine Wohnung kaufen möchten, können es jedenfalls anders tun, über den Multiplikationseffekt einer Bürgerbewegung auf Aktien: Siehe unter www.buergerstadt.de.

Ist sie nicht entwaffnend, die Dame? Allen die gleich schlichten Gemütes sind, rufen wir den Wahlspruch der AG Bürgerstadt in Erinnerung: "Bürger kauft Eure Stadt, Mieter kauft Eure Wohnungen." und fügen freiwillig, noch unter dem Eindruck der Schilderung des Erlebnisses von Frau Dr. Scarpa, hinzu, wer dazu nicht in der Lage ist gehe zu TECO und schaue sich wenigsten gepflegte Wohnungen an.

Denn irgendwie, irgendwie ist das alles die gleiche Szene.

Q.e.d.

 

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