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Die Plackerei machte sich ezahlt | ||
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Albert Eckert und Peter Weber
"Das Genossenschaftsthema ist eigentlich bei uns schon durch", sagte ein Mitarbeiter der Berliner MieterGemeinschaft, als wir wegen dieses Artikels anriefen. "Und", fügte er hinzu, "wir stehen diesen neuen Mietergenossenschaften, die von manchen plötzlich als wohnungspolitisches Allheilmittel gepriesen werden, eher skeptisch gegenüber." Recht hat er. Zum wohnungspolitischen Rettungsanker taugen diese Selbsthelfer-Genossenschaften nicht. Doch wie Recht er hatte, wusste er damals sicherlich nicht. Kurz vor Ostern hat der rot-rote Senat beschlossen, im nächsten Haushalt keine öffentlichen Gelder mehr für die Wohnungssanierung im Altbau auszugeben. Damit ist auch das Selbsthilfeprogramm gestorben. In den 80er Jahren in West-Berlin unter einem CDU-Senator eingeführt, hat es die Wendewirren überstanden und kam in Ost-Berlin durch den riesigen Sanierungsbedarf, die vielen Eigentümerwechsel und durch die allgemeine Aufbruchstimmung zu neuer Blüte. Das soll nun vorbei sein. Der neue Senat will die knappen Mittel nur noch in das Wohnumfeld (u.a. Grünflächen, Schulen, Kitas) investieren. Doch wer kann dies in den Innenstadtbezirken später noch nutzen, wenn für Familien das Wohnen dort unbezahlbar geworden ist? Leider hört man von SPD und PDS zu diesem Thema nichts.
Junge Mietergenossenschaften In der Genossenschaft gilt es, Kostendeckung und Kreditrückzahlung zu erreichen, um langfristig stabile Mieten zu garantieren - und um soziale Verantwortung zu zeigen. Nicht zufällig sind sehr viele gemeinnützige Projekte in Selbsthilfehäusern beheimatet, da sie dort Engagement und bezahlbare Räume finden. Dieser Nutzen für die Stabilisierung und Verbesserung des Wohnumfeldes wird nicht durch rot-rote Förderprogramme zu erreichen sein. Die Idee der genossenschaftlich ausgeübten, solidarischen Selbstbestimmung ist sicherlich bei der baulichen Selbsthilfe am greifbarsten. Die SelbsthelferInnen müssen arbeitsteilig einen Planungs- und Bauablauf organisieren, der sie fordert und für einige Jahre ihr Leben bestimmt. Ein Selbsthilfeprojekt bedeutet deshalb nicht immer - und vor allem nicht sofort - billiges Wohnen. Zunächst ist viel Arbeit zu leisten, oft zwischen zehn und 20 Stunden pro Woche über mindestens zwei Jahre. Deshalb sind Selbsthilfe-Projekte nur für Menschen mit einem langem Atem geeignet, die mit ihrer Familie eine Wohnperspektive in der Stadt suchen. Diese Gruppe stellt in unserer Genossenschaft die Mehrheit der Mitglieder und wir unterstützen sie dadurch, dass alle Hausbewohner anteilig für die von den Kindern genutzten Flächen mitarbeiten. Wirklich billig sind die Mieten in Selbsthilfe-Häusern oft nicht. Nach der Sanierung liegt die zur Hausbewirtschaftung erforderliche Miete nur wenig unter den Mietobergrenzen in den Sanierungsgebieten. Diese Mieten haben die Nachbarn im eigenen Haus anfänglich auch, wenn sie nach der Sanierung zurückkehren, allerdings ohne den Baustress. Die Diskussion, ob die bisherigen Instrumente in der sozialen Stadterneuerung dazu taugten, Aktivität und nicht Passivität zu fördern, hat sich nun leider durch die Senatsentscheidung erübrigt. Dennoch ist die genossenschaftliche Altbausanierung in Mieterselbsthilfe meist auch individuell lohnend gewesen. Nirgends kann man wohl sonst die Wohnung und das Haus nach den eigenen Bedürfnissen gestalten und ausbauen, ohne erhebliches Eigenkapital besitzen zu müssen. Keineswegs behaupten wir, dass die Zusammenarbeit in den Hausgruppen und in der Genossenschaft konfliktfrei sei. Wenn viele verschiedene Menschen zusammenkommen, die sich oft nicht weiter kennen, über mehrere Jahre ihr Leben umstellen und eine hohe Verantwortung übernehmen müssen, sind Konflikte unvermeidlich. Auch diejenigen, die in den Gremien der Genossenschaft mitarbeiten, mussten erst in diese Aufgabe hineinwachsen. Wir haben in den letzten zehn Jahren sehr viel gelernt und dabei Lehrgeld gezahlt. Was tun, wenn ein Selbsthelfer die zur Hausfinanzierung dringend erforderliche Miete nicht zahlt und dies unter anderem mit dem Baulärm auf der Selbsthilfebaustelle begründet? Was tun, wenn eifrige Anwälte nach der Hälfte der Bauzeit plötzlich für einen Selbsthelfer eine Umsetzwohnung fordern, der Bezirk Genossenschaftsmitgliedern jedoch keine zur Verfügung stellt? Es gäbe noch viele Konfliktbeispiele. Fehlt der gute Wille, dann sind solche Probleme nur durch Verträge, Absicherungen, Gerichtsverfahren lösbar, und nebenbei soll dann auch noch das Haus fertig werden.
Gut und erschwinglich Wohnen | ||
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© Berliner Mietergemeinschaft 2001 |