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MieterEcho online 09.11.2012

Offener Brief an Herrn Franell

Das Bündnis Zwangsräumungen verhindern wendet sich mit einem offenen Brief an den Hauseigentümer André Franell. Franell ist Eigentümer des Miethauses Lausitzer Straße 8 in Kreuzberg, aus welchem am 22.10.2012 die Familie Gülbol zwangsgeräumt werden sollte. Die Räumung durch eine Gerichtsvollzieherin war jedoch mittels einer Sitzblockade vor dem Haus verhindert worden (MieterEcho online berichtete). Das Bündnis bekam viel Zuspruch für ihr Handeln und hat angekündigt auch weitere Räumungsversuche verhindern zu wollen.

Nun bittet Zwangsräumung verhindern den Eigentümer Franell, von einer Räumung der Familie Gülbol abzusehen und die Kündigung der Wohnung zurückzunehmen. Der offene Brief bezieht sich auf eine von André Franell gegründete Stiftung. Diese unterstützt angeblich die „Ärmsten der Armen“ in Vietnam, die„einfach aus Ihren Häusern vertrieben worden“ seien. Ein Kommentar erübrigt sich.

MieterEcho online wir weiter berichten.
 

Der offene Brief im Wortlaut:
 

Franell Consulting GmbH
z. Hd. Herr André Franell
Emser Str. 9
10719 Berlin

Offener Brief

Sehr geehrter Herr Franell,

die Franell Consulting GmbH ist Eigentümerin des Hauses Lausitzer Straße 8 in 10999 Berlin.
In diesem Haus wohnt die Familie Gülbol mit ihren drei Kindern. Sie haben dieser gekündigt nachdem die Familie einen Prozeß wegen Mieterhöhung verlorenen hatte. Die Kündigung erfolgte wegen einer Fristverletzung, die ausstehende Mieterhöhung ist längst beglichen.
Sie betreiben eine Stiftung mit dem Anspruch „Damit es allen Menschen auf unserer Welt besser geht, helfen wir ein kleines Stück mit und hoffen, dass wir unsere Aktivitäten in den nächsten Jahren ausweiten können...“. Mit dieser Stiftung wollen Sie u.a. Menschen helfen, die „... einfach aus Ihren Häusern vertrieben worden (sind)“. Dies erscheint uns mit ihrem Vorgehen in der Lausitzer Straße schwer vereinbar zu sein.
Wie ihnen sicher wegen des großen Medienechos bekannt ist, ist die Zwangsräumung der Familie Gülbol am Montag, dem 22.10.2012, am Widerstand der Nachbarinnen und Nachbarn gescheitert. Die überwältigende Solidarität der Nachbarschaft sowie unzähliger Mieterinitiativen in der ganzen Stadt lässt vermuten, dass auch ein weiterer Räumungsversuch erfolglos bleiben wird.
Es liegt in Ihrer Hand eine weitere Eskalation des Konfliktes zu verhindern und wir hoffen, dass Sie ihrem Stiftungsgedanken nicht zu wider handeln werden.
Deshalb bitten wir Sie, die fristlose Kündigung rückgängig zu machen und der Familie Gülbol einen Verbleib in der Wohnung zu ermöglichen.

In Erwartung einer baldigen Antwort verbleiben wir mit freundlichen Grüßen
Bündnis Zwangsräumung verhindern


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