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MieterEcho online 19.12.2017

Vonovia plant nächste Übernahme und europäische Expansion

Vor dem Landesgericht für Strafsachen in Wien begann letzte Woche der sogenannte BUWOG-Prozess, bei dem es um schwerwiegende Korruptionsfälle rund um die Privatisierung der BUWOG 2004 geht. Millionenschwere Beträge sollen an frühere FPÖ-Politiker geflossen sein, die seinerzeit das Privatisierungsgeschehen in Österreich vorantrieben. Die Geschichte ist nahezu vergessen.

Und wenig dürfte es die Vorstände von Vonovia interessieren, unter welch dubiosen Umständen die BUWOG damals privatisiert wurde. Denn der in Deutschland mit Abstand größte Wohnungsanbieter will wachsen und hat den Aktionären der österreichischen BUWOG am 18. Dezember ein Übernahmeangebot offeriert. Dieses liegt mit 29,05 Euro rund 20% über dem Aktienkurs vom letzten Freitag. Ein ganz passabler Ertrag, der vom Vorstand der BUWOG gegenüber den Aktionären entsprechend beworben wird. Es handelt sich also um keine feindliche Übernahme wie das 2016 gescheiterte Vorhaben, die Deutsche Wohnen zu kassieren.

Vonovia würde mit dem BUWOG-Deal knapp 400.000 Wohnungen ihr Eigentum nennen und würde zur ersten Wohnimmobilien Aktiengesellschaft dieser Größenordnung heranwachsen, die ihr Betätigungsfeld auf mehrere Länder ausweitet. Während mit über 375.000 Wohnungen der Großteil der Wohnungen weiterhin in einigen Ballungszentren Deutschlands liegen würde, hätte der Wohnungsgigant ein zweites Standbein in Österreich mit annähernd 25.000 Wohnungen.

Dass Vonovia auf Wachstum im europäischen Raum setzt, überrascht nicht, hatte der Konzern doch erst im Oktober eine Partnerschaftsvereinbarung mit der Groupe SNI, dem größten französischen Wohnungsanbieter unterzeichnet. Bei dieser Partnerschaft geht es u.a. um das Ausloten grenzüberschreitender Investitionen und effizienzsteigernder Maßnahmen.

Letztere dürften dann bei den 50.000 Wohnungen der BUWOG Anwendung finden, wovon sich annähernd 5.000 in Berlin befinden, womit die Hauptstadt (der steigenden Mieten) zunehmend strategische Bedeutung für Vonovia erhalten dürfte. Neben den über 43.000 Wohnungen, die der Konzern dann in Berlin bewirtschaften würde, kämen auch diverse Neubauprojekte und entsprechendes know-how unter die Fittiche der Immobilienprofis aus dem Ruhrgebiet. Sollten sich die Aktionäre mit dem Angebot anfreunden, soll die Übernahme im März über die Bühne gehen. Dann kämen die zwei größten Immobilien-Aktiengesellschaften – Vonovia und Deutsche Wohnen – zusammen auf über 150.000 Wohnungen in Berlin und damit knapp an die 10%-Marke des gesamten Berliner Mietwohnungsbestandes.