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MieterEcho online – 10.03.2011

Neue Eigentümer: Industrifinans

 

Der Berliner Wohnungsmarkt wurde in den letzten Jahren vollkommen verändert. Die traditionelle Wohnungswirtschaft, die Wohnungen baute, verwaltete und vermietete, existiert nicht mehr oder nur noch rudimentär. An ihre Stelle ist ein ausschließlich profitorientierter Wohnungshandel getreten.

Wohnungen werden wie Aktien ge- und verkauft, sie fungieren als Sicherheiten für Verbriefungen, sie sind Teil des Finanzmarktkapitalismus wie die staatlichen Schuldverschreibungen. Eine perverse Entwicklung der sich trotz Finanzkrise noch immer keine spürbare Gegenkraft in den Weg stellt.

In Berlin hat die politische Führung nicht nur dafür gesorgt, dass diese neuen verwertungsorientierten Eigentümer besonders gute d.h. profitable Bedingungen für ihre Transaktionen finden, sie hat die Stadt auch als Verwertungsobjekt europa-, ja weltweit permanent marktschreierisch angepriesen.

Man muss sich dessen stets vergegenwärtigen, wenn einem wieder ein neuer Eigentümer mit einer weiteren totsicheren Verwertungsstrategie über den Weg läuft. Diese Heuschreckenplage ist keine Naturkatastrophe, sie ist das Ergebnisse politisch-gesellschaftlichen Handelns und Unterlassens.

Die Industrifinans Real Estate gehört zu den neuen Investoren. Ihren Ursprung hat das Unternehmen in Norwegen, dem Land in dem die Finanzspekulation zur Staatsdoktrin erhoben wurde. In Berlin ist sie seit wenigen Jahren aktiv. In der Rekordzeit von 20 Monaten, so die eigenen Verlautbarungen, sei es gelungen, 43 Wohnimmobilien für 145 Mio. Euro zu erwerben.

Unverblümt wird als Geschäftsidee mitgeteilt, welchen Bestimmungen der Erwerb dienen soll:  Dem „Aufbau eines Berliner Wohnimmobilienportfolios. Tätigen von Investitionen in zentralen Lagen mit hohem Renditepotential durch Mietsteigerung. Strukturierung der Investitionen für eine spätere Portfolioveräußerung.“

Wem das zu holprig ist, noch einmal im Klartext: Man kauft Häuser in guten Lagen, will die Mieten auf Teufel komm raus erhöhen, und die so einen höheren Ertrag bringenden und daher entsprechend wertvoller gewordenen Immobilen spätestens nach zehn Jahren wieder verscheuern.

Die Politik hat einen Wohnungsmarkt geschaffen, den die Industrifinans folgendermaßen beschreibt: „Der Berliner Wohnungsmarkt ist einer der interessantesten Wohnimmobilienmärkte Europas. Günstige Einstiegspreise, steigende Mieten und hohe Mietsteigerungspotenziale, eine überwiegend positive demographische Entwicklung sowie eine geringe Neubautätigkeit sind gute Voraussetzungen für attraktive Renditen und ein hohes Maß an Investitionssicherheit.“

Damit der Markt aber auch so interessant bleibt, darf eines nicht geschehen: ein öffentlich geförderter Wohnungsbau. Wenn es wirklich nach dem Willen der  Stadtentwicklungssenatorin geht, wird es auch dabei bleiben.
 

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