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MieterEcho online 11.08.2014

Spekulation an der Spree


Berlin verzeichnet für das letzte Jahr einen historischen Höchststand bei den Wohnungsverkäufen.

Nicht nur die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen nimmt in Berlin rasant zu - allein zwischen 2011 und 2013 hat sich die Zahl nahezu verdoppelt (siehe "Umwandlungskarrusell dreht sich weiter", Mieter-Echo-online vom 9.8.2014) - auch der Boom bei den Veräußerungen von Wohnungen hält unvermindert an. So erreichte die Zahl der Eigentümer/innenwechsel im vergangenen Jahr den höchsten Stand seit der Zusammenführung der beiden Stadthälften. Insgesamt 35215 Kaufverträge für Häuser, Wohnungen und Grundstücke wurden im vergangenen Jahr von Notaren beurkundet. Dies bedeutet eine Steigerung von 5 Prozent im Vergleich zum vorangegangen Jahr. "Bei gleichzeitig deutlicher Steigerung des Geldumsatzes um 15% auf 14,64 Milliarden Euro", heisst es in einem Vorabauszug des Berichtes des Gutachterauschuss für Grundstückswerte zum Berliner Immobilienmarkt. Die Umsatzzahlen lagen damit nur knapp unter dem Rekordjahr von 2006 mit 14,8 Milliarden Euro. Das Plus bei der Anzahl der Kauffälle sei auf Verkäufe des Wohnungs- und Teileigentums sowie bebauter Grundstücke zurückzuführen. Dort seien Zuwächse von 5% bzw. 8% zu verzeichnen. Demgegenüber gingen die Kauffallzahlen bei unbebauten Grundstücken um 7% zurück. Bezogen auf sämtliche Verkäufe entfällt nahezu jede siebente Immobilienübertragung auf Objekte in den Bezirken Pankow und Charlottenburg-Wilmersdorf. Demgegenüber erfolgte mit 3,4% aller Veräußerungen nur nahezu jede dreißigste Übereignung in dem im Ostteil gelegenen Bezirk Marzahn-Hellersdorf. "Beachtenswert ist der deutliche Anstieg der Anzahl von Verkäufen in Paketen im Vergleich zum Vorjahr von 151 auf 274, mit einem Geldumsatz von 887,9 Millionen Euro", so der Gutachterausschuss. Zum Vergleich: 2012 waren es "nur" 485 Millionen Euro.
Insgesamt ein Drittel der bundesweit vollzogenen 49 Großverkäufe mit rund 300000 Wohnungen im Jahre 2013 registrierte das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), das den Handel großer Wohnungsportfolios untersucht hat, auf dem Berliner Immobilienmarkt. Neben der börsennotierten Deutsche Wohnen AG, die durch die Übernahme von rund 90% der Anteile an der vom rot-roten Senat privatisierten GSW mit 53200 Wohnungen als auffälligster Markakteur in Erscheinung trat, waren auch die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften aktiv. Von den insgesamt 18000 Wohnungen, mit denen die Öffentlichen Wohnungsunternehmen ihre Bestände in der laufenden Legislaturperiode aufgestockt haben, stammen  rund 14000 aus Ankäufen. In sechs großen Paketkäufen haben die Howoge und Gewobag innerhalb von zwei Jahren dabei insgesamt 8500 Wohnungen erworben. Ob das am Ende den Mieter/innen und Wohnungssuchenden in der Hauptstadt zugute kommen wird, das bleibt abzuwarten. Preisgünstiger Wohnraum ist auch bei den im Landeseigentum befindlichen Wohnungen eher die Ausnahme.

Christian Linde

 

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