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MieterEcho online 15.02.2012

Neues vom ‘Bizim Kiez’

Im Kampf um den Obst- und Gemüseladen ‘Bizim Bakkal’ (in deutscher Übersetzung “Unser Laden“) in der Kreuzberger Wrangelstraße hat sich eine neue Situation ergeben. Der Inhaber Ahmet Caliskan hat erklärt, dass er den Laden, den er seit 29 Jahren betreibt, zum 31. März aus gesundheitlichen Gründen aufgeben will. Als er im Frühjahr 2015 vom neuen Besitzer des Hauses eine Kündigung zum Sommer erhielt, hatte sich vor Ort bekanntlich eine breite Protestbewegung formiert, die über Berlin hinaus und sogar international Beachtung fand. Ihre Aktivitäten veranlassten den Besitzer Ioannis Moraitis zur Rücknahme der Kündigung, womit dem Inhaber aber, wie seitens der agierenden Initiative hervorgehoben wurde, keine längerfristigen Garantien gegen eine Verdrängung gegeben wurden.
Nach der jetzt erfolgten Verzichterklärung des Ladeninhabers schrieb die Initiative in ihrer Online-Einladung (www.bizim-kiez.de) zu der inzwischen Tradition gewordenen abendlichen Mittwochsversammlung, die am 10. Februar fällig war: “Wir sind darüber, dass der Laden nun doch nicht erhalten bleiben kann, sehr traurig und wir wünschen Ahmet alles Gute. Der ganzen Familie Caliskan sind wir dankbar – nicht zuletzt dafür, dass sie uns den Anstoß gab, als Nachbarschaftsbewegung ‘Bizim Kiez’ zusammen zu finden.“
Zugleich wurde erklärt, dass die widerständigen Aktionen fortgesetzt würden. “Wir brauchen,“ so heißt es in der Mitteilung, “UNSEREN Laden weiterhin als einen Ort, an dem die Bedürfnisse der Anwohnenden berücksichtigt werden und der den sozialen Zusammenhalt stärkt. Wir machen Druck auf den Vermieter und werden die Öffentlichkeit und die Politik auffordern, sich mit uns für eine kiezgerechte, sozial nachhaltige Nutzung der Ladenräume zu einem bezahlbaren Mietpreis einzusetzen.“
Der Appell an die Politik hatte zuvor bereits zu einem Gewissen Erfolg geführt, da die Bezirksverwaltung mit der zuständigen Abteilung unter Leitung von Stadtrat Panhoff den Schritt unternommen hatte, in der Wrangelstraße von dem sogenannten “gemeindlichen Vorkaufsrecht“ in Erhaltungsgebieten Gebrauch zu machen. Das Verfahren läuft zur Zeit und es ist noch offen, ob der Besitzer sich wehrt und Rechtsmittel dagegen einlegt.
Auf der abendlichen Versammlung am 10. Februar wurden Vorschläge und allgemeinere Ideen zur künftigen Nutzung des ‘Bizim Bakkal’-Ladens wie auch zur Fortsetzung der nachbarschaftlichen Aktivitäten gesammelt. In den Fokus geraten ist insbesondere eine Übernahme durch den räumungsbedrohten Gemischtwarenladen in der Manteuffelstraße 99, kurz ‘M99’, der auch bisher schon von der Bizim Kiez-Initiative unterstützt worden war. Er hat sich bereits mit bestimmten Angeboten als Nachbarschaftstreffpunkt hervorgetan, und diese Funktion ließe sich in der Wrangelstraße eventuell weiter ausgestalten.
Für die Märzversammlung am Mittwoch, dem 16.3. ist vor dem Laden ein großes Abschiedsfest für Familie Caliskan vorgesehen, zu der alle eingeladen sind.

Jürgen Enkemann 

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