Interessengemeinschaft und Beratung für Berliner Mieter

MieterEcho online

*Für euch ist es Urlaub – für uns ist es Ausbeutung!*

Steht in großen Buchstaben auf dem Transparent der ehemalige Angestellten
des Amadeus Hostels, das sie für eine Kundgebung am Samstag um 15 Uhr vor
der Brunnenstraße 70 in Mitte vorbereiten.

Berlin kennt viele Großereignisse, wie die Modemesse Bread & Butter, die
Berlinale oder die große Sylvesterparty am Brandenburger Tor. Millionen
von Touristen verbringen jährlich ihren Urlaub in Berlin. Hinter den
Kulissen putzen, kochen und reinigen täglich unzählige Menschen, um dieses
Touristenkarussell aufrecht zu erhalten. Ihre Arbeit findet oft unter
miesen Bedingungen statt und zu Löhnen, von denen nicht mal eine Wohnung
bezahlt werden kann. Dazu gehören auch die Angestellten des Amadeus
Hostels in der Brunnenstraße 70 und ihre Geschichten.

“Ich arbeitete 39 Stunden in der Woche und am Monatsende erhielt ich 100€,
umgerechnet waren das ca. 65Cent pro Stunde”, so ein ehemaliger
Angestellter. Andere erzählen, dass Strafzahlungen vom Hostelbetreiber
nach ihrer Kündigung eingefordert wurden. “Eine Kollegin erbat 2 Tage
Urlaub über die Weihnachtsfeiertage,daraufhin wurde sie fristlos gekündigt
und musste eine Vertragsstrafe von 1000€ zahlen.”

Die jungen Menschen aus verschiedenen europäischen Ländern landen über
Internetanzeigen bei Arbeitgebern wie dem Amadeus Hostel. Ein freundlich
klingendes Schild am Eingang offeriert: “Kostenlose Unterkunft und
Verpflegung für ein paar Stunden Arbeit.”In der Praxis folgen ungesicherte
Arbeitsverhältnisse und schlechte Bezahlung. “Bei Amadeus erhielten wir
nur Arbeitsverträge, wenn wir permanent nachfragten und drängten. Übervorteilt wurden wir bei Vertragsabschluss alle.” Nach Aussagen der Gewerkschaften und eines Arbeitsanwaltes wird kein Arbeitsgericht diese Verträge akzeptieren.

Neben den prekären Arbeitsbedingungen wird auch der rassistische Hostel
Alltag auf der Kundgebung im Fokus stehen. Ein hinter der Rezeption
verstecktes Schild weist die Angestellten darauf hin, dass Menschen aus
Rumänien, Bulgarien und Israel nicht aufgenommen werden dürfen. Dagegen
leben in dem Hostel unter hygienisch schlechten Bedingungen Menschen aus
Polen und Russland, die von ihren Firmen hier untergebracht werden. “Ich
wurde regelmäßig beauftragt Schimmel in den Zimmern zu überpinseln. Viele
Betten waren verdreckt und von Insekten befallen. Aufgrund unbezahlter
Rechnungen waren viele Schädlingsbekämpfungsfirmen nicht mehr bereit für
das Hostel zu arbeiten.”

Berliner Jobcenter scheinen dagegen wenig Probleme mit den Zuständen zu
haben. Einige der Zimmer werden bezahlt, um von Wohnungslosigkeit bedrohte
Menschen unterzubringen. Wer sich gegen diese Zustände und die Ausbeutung
wehrt, verliert umgehend den Job. “Wir alle haben uns daher zusammengetan
und rufen zur Kundgebung am Samstag auf”, so eine ehemalige Angestellte.

“*Für euch ist es Urlaub – für uns ist es Ausbeutung!” – Kundgebung 15 Uhr
Brunnenstraße 70, U-Bahnhof Voltastraße *

 

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