Interessengemeinschaft und Beratung für Berliner Mieter
MieterEcho 379 / Februar 2016

Mieter/innen fragen – wir antworten

Fragen und Antworten zu Schimmel in Wohnungen

Von Götz Autenrieth        

                        

Wo tritt Schimmel häufig auf?    

    

Schimmelpilzbefall kann an vielen Stellen in einer Wohnung auftreten. Viele Mieter/innen kennen das: Im Bad, an der Dusche oder Badewanne verfärben sich die Fugen und bekommen dunkle Punkte. Im Schlafzimmer entstehen schwarze Flecken an der Außenwand oder über dem Fenster. Häufig verfärben sich auch die Fugen moderner Fenster. Wo dies passiert, hängt von vielen Faktoren ab wie dem Alter und Zustand des Hauses und der Fenster, der Lage der Wohnung im Haus etc.

 

Was sind die Ursachen für Schimmelpilzbefall?  

 

Zum Wachsen benötigen Schimmelpilze erstens Nährstoffe und zweitens Feuchtigkeit. Als Nährboden können Schimmelpilze eine Vielzahl von organischen Materialien nutzen wie diverse Holzarten, Spanplatten, Farben, Lacke, Papier, Pappe, Karton (auch Gipskarton), Tapeten, Tapetenkleister, Kunststoffe, Gummi, Silikon, Leder. Schimmelpilze können außerdem auf Materialien wachsen, die selbst keine Nährstoffe abgeben, wenn sich organische Partikel und Stäube aus der Luft auf diesen abgesetzt haben (zum Beispiel auf Glas). Feuchtigkeit kann aus verschiedenen Gründen in der Wohnung vorhanden sein. Zu prüfen ist beispielsweise, ob es einen Wasserschaden im Haus gab, durch den Feuchtigkeit in das  Mauerwerk gelangt ist, oder ob die Dachrinne undicht ist. Wenn Schäden an Außenwänden auftreten, kann es sich auch um Kondensat (Niederschlagsfeuchtigkeit aus der Raumluft) handeln. Schäden, die durch Kondensat verursacht werden, treten oft auf, wenn die Außentemperatur unter 0°C sinkt. Leider ist die Feststellung eines solchen Schadens nicht ganz einfach. Seit einigen Jahren weiß man, dass bestimmte Schimmelpilzarten nicht erst beim Auftreten von Kondensat, sondern bereits ab einer relativen Luftfeuchtigkeit von 80% an der Materialoberfläche wachsen können. Diese Situation kann bereits entstehen, wenn die relative Luftfeuchtigkeit sonst im Raum nur 55% beträgt. Um das zu verstehen, ist ein kleiner Ausflug in die Physik notwendig. Man spricht von sogenannter relativer Luftfeuchtigkeit, da Luft bei höheren Temperaturen mehr Feuchtigkeit und bei niedrigeren Temperaturen weniger Feuchtigkeit aufnimmt. Gelangt nun zum Beispiel warme, feuchte Luft aus Ihrem Bad, in dem Sie gerade geduscht haben, durch die offene Tür ins kühlere Schlafzimmer, passiert folgendes: Die Außenwände haben im Winter, je nach energetischem Standard Ihres Hauses, auf der Innenseite eine niedrigere Oberflächentemperatur als die Raumluft. Beträgt die Temperatur der Raumluft beispielsweise 20°C, kann die Oberflächentemperatur der Wand 15°C oder in Außenecken auch nur 10°C betragen. Die Raumluft kühlt dann an den Oberflächen der Außenwände ab. Dadurch steigt in diesen Bereichen die relative Luftfeuchte an und kann den kritischen Wert von 80% erreichen. Wenn die Luftfeuchtigkeit an der Materialoberfläche 100% erreicht, fällt Kondensat aus. Gut sichtbar ist dies, wenn alte Fenster auf der Innenseite beschlagen. Kondensat ist Wasser und daher meist zu sehen oder zu fühlen. Eine hohe Luftfeuchtigkeit ist dagegen nicht zu sehen. Das macht die Sache problematisch.     

                                    

Welche Rolle spielt das Heizen und Lüften und wie mache ich das richtig?    


Das „richtige“ Heizen und Lüften, über das Hausverwaltungen und Medien oft sprechen, ist nur bei Außentemperaturen von weniger als ca. + 5°C von Bedeutung. Nur dann besteht die Gefahr, dass Kondensat entsteht. Genau darum geht es: Um die Vermeidung von hoher Luftfeuchtigkeit und Kondensat. Durch Kochen, Waschen, Wäschetrocknen und Duschen fallen erhebliche Mengen Feuchtigkeit im Haushalt an. Diese müssen hinaus gelüftet werden. Hier kommt wieder der physikalische Effekt zum Tragen, dass wärmere Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann als kältere. Beim Lüften zieht die warme Luft, die viel Feuchtigkeit enthält, nach draußen ab und kältere, „trockene“ Außenluft strömt nach innen. Wenn Sie das Fenster wieder schließen, erwärmt sich die herein geströmte Luft. Dadurch sinkt die relative Luftfeuchtigkeit und die Gefahr des Schimmelpilzwachstums ist gebannt.    

In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass es atmende Wände nicht gibt. Feuchtigkeit diffundiert nur in äußerst geringer Menge durch die Wände. Außenwände aus Stein, die verputzt, tapeziert und gestrichen sind, lassen kaum Feuchtigkeit durch. Eine geringe Menge Feuchtigkeit entweicht in der Regel durch undichte Fenster und Türen. Der größte Teil muss durch Lüften abgeführt werden.        

Richtig Lüften ist ganz einfach: 3 bis 5 Mal am Tag für ca. 5 Minuten die Fenster oder die Balkontür ganz öffnen. Wenn möglich mit Querlüftung, das heißt, dass Sie an den gegenüberliegenden Wänden der Wohnung – beispielsweise in Bad und Wohnzimmer – gleichzeitig die Fenster öffnen. Wenn tagsüber niemand in der Wohnung ist, können Sie selbstverständlich nur morgens und abends lüften. Feuchtigkeit, die durch das Trocknen der Dusche/Wanne und des Handtuchs in die Raumluft gelangt, verbleibt dann in Ihrer Wohnung (siehe hierzu die letzte Antwort).        

Extrem wichtig ist, dass Sie im Winter die Fenster nicht kippen, weil dann folgendes passiert: Der Bereich um das Fenster kühlt durch das lange Öffnen des Fensters stark aus. Nach dem Schließen des Fensters passiert das Gleiche wie bereits beschrieben: Die warme Raumluft kühlt an den kalten Wänden am Fenster (vor allem an den Fensterlaibungen) ab, die relative Luftfeuchte steigt und es kann zu Schimmelpilzwachstum kommen. Auch das richtige Heizen ist nicht schwer: Verändern Sie die Einstellung an der Heizung oder am Thermostat immer nur leicht. Drehen Sie bei Abwesenheit nur wenig zurück und wenn Sie zuhause sind, wieder etwas höher. Entgegen der früher vorherrschenden Meinung ist es nicht sinnvoll, die Heizung bei Abwesenheit ganz auszustellen bzw. den Thermostat am Heizkörper auf „0“ zu stellen. Die Räume können dann stark auskühlen und das anschließende Hochheizen benötigt mehr Energie, als wenn Sie leicht durchgeheizt hätten. Wichtig ist eine möglichst konstante Beheizung.                                    


Ich möchte im Schlafzimmer nicht heizen, da es mir dann zu warm wird. Ist das ein Problem?                


Wenn Sie Ihr Schlafzimmer nicht heizen, die anderen Räume aber schon, entsteht ein Temperaturunterschied zwischen dem Schlafzimmer und dem Rest der Wohnung. Steht dann die Schlafzimmertür offen, beispielsweise beim Saubermachen oder Aufräumen, gelangt wärmere Luft aus den anderen Räumen ins Schlafzimmer und es passiert der oben beschriebene Effekt: Die wärmere Luft kühlt im Schlafzimmer ab, dadurch steigt die relative Luftfeuchte und es kann zu Schimmelpilzwachstum kommen. Sie sollten daher die Heizung zumindest so einstellen, dass der Heizkörper im oberen Bereich leicht warm wird. Einfach ausprobieren, je nach Außentemperatur den Thermostat zum Beispiel auf „1“ stellen. Und natürlich hilft auch, die Schlafzimmertür geschlossen zu halten und regelmäßig im Schlafzimmer das Fenster zu öffnen und zu lüften.              

 

Wer ist schuld, wenn in meiner Wohnung Schimmelpilze vorhanden sind?    


Bei dieser Frage dreht es sich meistens um die Ursache von Feuchtigkeit. In solchen Fällen gibt es häufig Streit, da der Vermieter zumeist angeben wird, dass Sie nicht ausreichend gelüftet und/oder geheizt haben. Es muss dann festgestellt werden, ob Mängel im Wärmeschutz des Gebäudes vorhanden sind. So sind zum Beispiel nach Norden ausgerichtete Außenecken von Altbauten häufig auch bei ausreichender Lüftung und Beheizung nicht schimmelfrei zu halten. Auch in Gebäuden der 1950er, 60er und 70er Jahren kühlen Außenwände und -ecken im Winter stark aus, sodass der oben genannte kritische Wert von 80% relativer Luftfeuchtigkeit an den betreffenden Stellen erreicht werden kann. In solchen Fällen muss der Vermieter Abhilfe schaffen. Anders sieht es in Bädern und Schlafzimmern aus. Hier sorgt häufig das Nutzerverhalten für Schimmelpilzbefall. Wie zuvor beschrieben, kann es, wenn das Schlafzimmer nicht beheizt wird, zum Wachstum von Schimmelpilzen kommen. Im Bad kann die Luftfeuchtigkeit nach dem Duschen oder Baden stark ansteigen. Vor allem, wenn Sie den ganzen Tag außer Haus sind und nicht lüften können. Tritt Schimmelpilzwachstum unter der Tapete (auf dem Putz) auf, ist mit großer Wahrscheinlichkeit von außen eindringende Feuchtigkeit die Ursache, beispielsweise durch Risse in der Fassade oder aufsteigende Feuchtigkeit.          

 

Welche Gefahren gehen von Schimmelpilzen aus?        

 

Schimmelpilze sind ein natürlicher Teil unserer belebten Umwelt. Sie sind fast überall zu finden, also auch in Innenräumen. Sie sind normalerweise harmlos, viele Menschen mögen zum Beispiel Schimmelkäse. Übersteigt allerdings die Schimmelpilzkonzentration ein bestimmtes Maß, kann es zu gesundheitlichen Problemen für die Bewohner/innen kommen.Haben Sie Schimmelpilzbefall in Ihrer Wohnung, gelangen Pilzbestandteile, -sporen und Stoffwechselprodukte in die Raumluft. Werden sie eingeatmet, können sie allergische Reaktionen hervorrufen. Die häufigsten bei Schimmelpilzbelastungen beschriebenen Symptome sind unspezifisch, zum Beispiel Kopfschmerzen, Atembeschwerden, Husten, Ausschlag und Müdigkeit. In seltenen Fällen können bestimmte Schimmelpilzarten bei bestimmten Risikogruppen auch Infektionen hervorrufen. Besonders betroffen davon sind Menschen mit einem geschwächten oder noch nicht voll ausgebildeten Immunsystem. Bei diesen Risikogruppen – ältere oder kranke Menschen und Kinder – kann es zu chronischen Erkrankungen wie Asthma kommen.                      

 

Woran kann ich Schimmelpilzbefall erkennen?          

 

Wenn Sie an einer Wand, in einer Ecke oder in Fliesenfugen Verfärbungen feststellen, kann es sich um Schimmelpilze handeln. Typisch ist die punktuelle Dunkelfärbung. Ein gleichmäßiges Auftreten, das sogenannte rasenartige Wachstum, ist seltener. Außerdem kann Geruch ein Hinweis auf Schimmelpilze sein. Wenn es in der Wohnung oder einzelnen Räumen muffig oder modrig riecht, obwohl alles sauber ist und keine anderen Geruchsquellen vorhanden sind, kann zum Beispiel hinter einer Verkleidung oder in einem Hohlraum Feuchtigkeit zu Schimmelpilzwachstum geführt haben. Die 100%ige Sicherheit verschafft die Auswertung einer Probe im Labor.                                        


Was mache ich, wenn ich in meiner Wohnung Schimmel vermute oder festgestellt habe?    

            

Das hängt davon ab, wie groß der Befall ist. Hierfür gibt es einen guten Ratgeber vom Umweltbundesamt, den „Schimmelpilz-Leitfaden“. Dieser unterteilt Schäden in 3 Kategorien. Abhängig von der Größe des Schadens werden Empfehlungen gegeben, wie man sich verhalten sollte.    Einen kleineren Schaden bis ca. 5 mal 5 cm oder 2 mal 10 cm können Sie selbst beseitigen. Dazu nehmen Sie am besten Spiritus (hochprozentigen Alkohol). Dieser tötet die Pilze ab und hat den Vorteil, dass er verdunstet und keine Feuchtigkeit an der betroffenen Stelle verbleibt. Viele handelsübliche Schimmelentferner bestehen zum Teil aus Wasser und enthalten Chlor, das Ihre Gesundheit belasten kann. Daher ist von solchen Reinigern abzuraten.Ist der Schaden größer als 0,5 qm, also zum Beispiel 50 mal 100 cm, sollte die Freisetzung von Pilzbestandteilen unmittelbar unterbunden werden. Das kann durch Abdecken der betroffenen Stelle mit einer Folie und Abkleben erfolgen. Die Ursache des Schadens ist kurzfristig zu ermitteln. Es ist empfehlenswert, sich in dem betroffenen Zimmer nur kurz aufzuhalten und dort nicht zu schlafen. Die Zimmertür sollte geschlossen bleiben, um den Austausch der Luft mit anderen Zimmern zu unterbinden. Bei einem Schaden dieser Größe sollte ein Fachmann hinzugezogen werden, damit Sie sich nicht unnötigen Gesundheitsgefahren aussetzen und die richtigen Maßnahmen ergriffen werden können.                                        


Begünstigt eine Wärmedämmung des Hauses mit einem sogenannten Wärmedämmverbundsystem das Schimmelpilzwachstum?


Immer wieder hört man, dass es nach dem Anbringen einer Wärmedämmung vermehrt zu Schimmelpilzbefall kommt. Die Wärmedämmung ist aber nicht die Ursache. Ganz im Gegenteil: Durch das Anbringen einer Außendämmung erhöhen sich die Oberflächentemperaturen der Außenwände. Die Wände werden nicht mehr so kalt, sodass sich kein Kondensat mehr bilden kann. Warum wird das dann aber immer wieder erzählt? Der Grund ist ein anderer: Da bei Sanierungen häufig auch die Fenster und/oder die Wohnungstüren erneuert werden, ist die Wohnung „dicht“. Es gibt keine Zugluft, die sogenannte „natürliche Lüftung“, mehr. Dadurch müssen Sie mehr lüften, um die Feuchtigkeit abzuführen.         

                            

Was kann ich tun, um einen Schimmelpilzbefall zu vermeiden?    

    

Als Wichtigstes natürlich, wie oben beschrieben, ausreichend Lüften und Heizen, um die Feuchtigkeit abzuführen. Die relative Luftfeuchte sollte während der Heizperiode nicht über 50% liegen. Empfehlenswert ist die Anschaffung eines Feuchtemessers (Hygrometer), mit dem Sie die Luftfeuchtigkeit kontrollieren können. Wenn Sie das Schlafzimmer nicht oder nur wenig heizen, sollte die Tür geschlossen sein. Wenn Sie tagsüber nicht lüften können, weil Sie berufstätig oder unterwegs sind, verbleibt die durch das morgendliche Duschen entstandene Feuchtigkeit in der Raumluft. Vor allem in Bädern kommt es dadurch immer wieder zu Schimmelpilzbefall. Hier kann ein Luftentfeuchter Abhilfe schaffen, der mittels Granulat der Raumluft überschüssige Feuchtigkeit entzieht. Einen solchen Luftentfeuchter erhalten Sie im Baumarkt für ca. 10 bis 15 Euro. Eine lohnende Investition. Wenn es kritische Bereiche in Ihrer Wohnung gibt wie eine nach Norden ausgerichtete Außenwand, kann der Anstrich mit einer Silikatfarbe das Risiko eines Schimmelpilzbefalls senken. Durch die enthaltenen Mineralien hat diese Farbe einen hohen ph-Wert von 11 und ist somit basisch. Für Schimmel sind das schlechte Bedingungen. Silikatfarben enthalten häufig keine Lösungsmittel und Weichmacher, was sie ideal für Allergiker macht. Anti-Schimmel-Farben mit fungiziden (pilztötenden) Zusätzen sind dagegen nicht zu empfehlen. Da es bei der Verwendung dieser Produkte zur Freisetzung von gesundheitsgefährdenden Stoffen kommen kann, ist von der Verwendung in bewohnten Räumen abzuraten.        

 

Der Sachverständige und zertifizierte Bauschadenbewerter Götz Autenrieth bietet Mitgliedern nach Beratung und auf Empfehlung durch unsere Berater/innen folgende Dienstleistungen zu Sonderkonditionen an: Kurzgutachten bei Schimmelpilzbefall, Feuchtemessungen, Feststellung und Einschätzung von Mängeln, Begleitung bei Wohnungsabnahmen und Belegeinsicht bei Betriebskosten.

 

 


MieterEcho 379 / Februar 2016

Schlüsselbegriffe: Schimmel, Wohnungen, Schimmelpilzbefall, Ursachen, Feuchtigkeit, Heizen, Lüften, gesundheitliche Probleme, Schimmelpilzbelastungen, Symptome, Wärmedämmung

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