Interessengemeinschaft und Beratung für Berliner Mieter

Mängelbeseitigung auf Heimwerkerniveau

Der Immobilienkonzern Taekker bietet für hohe Mieten wenig Service – Mieter/innen ziehen für die fachmännische Ausführung von Reparaturen vor Gericht

Jutta Blume
 

„Am Anfang haben wir alle gedacht, was für eine tolle Hausverwaltung“, berichtet eine Mieterin aus der Köpenicker Straße. Der Schriftverkehr sei schnell und freundlich erfolgt und bei kleinen Mängeln ein Hausmeister schnell zur Stelle gewesen. Das Verhältnis zur Hausverwaltung Taekker, Teil der Unternehmensgruppe des dänischen Immobilienunternehmers Jörn Taekker, verschlechterte sich dann aber rapide.

 

Im Jahr 2008 stellte die Mieterin erstmals fest, dass von ihrer Dachterrasse Wasser ins Schlafzimmer lief. Was folgte, waren Flickarbeiten des Hausmeisters und immer wieder Ankündigungen, dass Firmen den Schaden beheben würden. Die angekündigten Handwerker tauchten aber nie auf. Mietminderungen akzeptierte die Hausverwaltung zwar ohne zu murren, aber eine grundlegende Beseitigung des Schadens erfolgte nicht. Die Feuchtigkeit zog unter den Holzfußboden, der sich bis heute aufwölbt. Fußleisten lassen sich deshalb nicht mehr anbringen. In den Gipskartonwänden breitete sich Feuchtigkeit aus, hier wurden die Gipsplatten teilweise ausgetauscht.
 

Reparaturversuche ohne Erfolg

Im Sommer 2009 rief die Mieterin schließlich die Bauaufsicht. Einige Monate später reichte sie eine Klage ein, um so Taekker zu verpflichten, Dachterrasse und Dachfenster instand zu setzen.

Der Anwalt der Firma antwortete auf die Klageschrift, der Anspruch auf Instandsetzung sei verwirkt, weil die Klägerin ihrer Mitwirkungspflicht zur Feststellung und Beseitigung der Mängel nicht nachgekommen sei und die Ausführung von Arbeiten verhindert habe.

„Ich habe das Recht, dass die Arbeiten von einer geeigneten Firma ausgeführt werden“, meint hingegen die Mieterin, die statt der Flickarbeiten des Hausmeisters auf einer Reparatur der Terrasse durch eine Dachdeckerfirma bestanden hatte. Laut der Rechtsanwältin Gudrun Zieschang dürfen Mieter/innen, Reparaturarbeiten ablehnen, wenn diese bereits mehrfach ergebnislos geblieben sind. „Taekker schickt den Hausmeister, weil geeignete Firmen die Gewährleistung nicht übernehmen wollen“, vermutet die betroffene Mieterin. Eine Komplettsanierung der Terrasse, für die eine Dachdeckerfirma die Gewährleistung übernehmen würde, sei dem Eigentümer zu teuer. Taekker hingegen hält den firmeneigenen Hausmeister für fachkundig genug; er habe eine Weiterbildung im Bereich Wohnungssanierungen absolviert.
 

Hohe Mieten bei Neuvermietungen

Rechtsanwältin Zieschang glaubt, dass Taekker versucht, die Häuser schnell wieder zu verkaufen, wenn sie unerwartet hohe Kosten verursachen. Auch ein Neuköllner Mieter suchte bei ihr Unterstützung, da seine Aufforderungen zur Mängelbeseitigung von Taekker ignoriert wurden. Mithilfe der Anwältin schrieb er die Hausverwaltung wegen bestehender oder im Laufe der Zeit entstandener Mängel an Tür, Fenster und Fußboden an. „Taekker reagierte gar nicht, oder es kam der Hausmeister vorbei und schraubte an irgendetwas herum“, berichtet er. Die Auseinandersetzung mit Taekker läuft seit Anfang 2009. Mehrmals ließ der Mieter die Mängel durch externe Gutachter bestätigen, um ihre Reparatur vor Gericht einfordern zu können. „Die warten erst mal ab und gucken, ob man Ruhe gibt“, schätzt er die Strategie des Unternehmens ein. Auch eine unberechtigte Mieterhöhung hätte er erhalten, die er aber mit Bezug auf den Mietspiegel abwenden konnte. Das Unternehmen entschuldigte sich. Bei Neuvermietungen im Haus würde dafür erheblich aufgeschlagen. Auch Rechtsanwältin Zieschang vermutet, dass Taekker auf eine hohe Fluktuation setzt und bei Neuvermietungen die Preise heftig erhöht. Gerichtliche Auseinandersetzungen mit dem Unternehmen über Miethöhen sind ihr nicht bekannt.

Taekkers Geschäftsführung sollte sich eigentlich gut mit dem Mietrecht auskennen. Seit April 2010 führt Christian Kohlhoff, Rechtsanwalt für Immobilienrecht, die Berliner Geschäftsstelle. Zuvor war er Mitarbeiter in der Kanzlei Bang und Regnarsen, die die Firma Taekker noch heute berät und vertritt. Auch der Anwalt, der die Mängelbeseitigung in der Köpenicker Straße abzuwenden versucht, ist dort ansässig.
 

MieterEcho Nr. 344 / Dezember 2010


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