MieterEcho 331/Dezember 2008: Aus Schrott Geld machen?

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MieterEcho 331/Dezember 2008

Quadrat PRIVATISIERUNG

Aus Schrott Geld machen?

Berlin will die Berliner Immobilien Holding verkaufen

Benedict Ugarte Chacón

Im Zuge der „Risikoabschirmung“ für die 2001 ruinierte Bankgesellschaft Berlin wurde deren Immobiliendienstleistungsgeschäft, das die Krise hauptsächlich auslöste, in der Berliner Immobilien Holding (BIH) zusammengefasst und vom Land übernommen.

Das Fondsgeschäft der Bank wurde in den 90er Jahren von ihrer Tochter IBG entwickelt, die in kurzer Zeit zur Marktführerin im Bereich geschlossener Immobilienfonds aufstieg. Dies lag unter anderem an den unüblichen Garantien, die die IBG den Fondszeichnern mit auf den Weg gab: So garantierte sie zum Beispiel feste Mieteinnahmen und damit Rendite für die Zeichner. Wenn die Immobilien die nötigen Einnahmen nicht erbrachten, zahlte die IBG sie selbst. Die IBG legte immer mehr und immer größere Fonds auf, um mit den kurzfristigen Einnahmen aus den neuen Verträgen die fälligen Garantiezahlungen der alten Fonds begleichen zu können. Dieses Schneeballgeschäft brach 2001 zusammen.

Bei der BIH befinden sich heute 29 Fondsgesellschaften mit über 41.000 Mieteinheiten, überwiegend Wohnungen, in ganz Deutschland. Die garantierte Rendite für die Zeichner wird heute vom Land Berlin bezahlt.

Die ursprüngliche Strategie des Senats sah vor, den Zeichnern ihre Anteile abzukaufen und danach die Fonds abzuwickeln. Doch dabei spielten einige Zeichner nicht mit, die auf ihre garantierte Rendite pochten und scharenweise vor Gericht zogen.

Nun will Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) die gesamte BIH samt Garantiezahlungsverpflichtungen verkaufen und hofft auf ein gutes Geschäft. Das erste gute Geschäft wird die beratende Investmentbank machen, die vom Land Berlin fünf Millionen Euro Honorar erhalten soll. Kenner der Szene bezweifeln jedoch, dass sich für die BIH überhaupt ein Käufer findet. Zu hoch sind die Risiken und zu schlecht das Portfolio.

Es könnte aber auch anders kommen: Fondsgesellschaften verkaufen, Risiken beim Land belassen. Das wäre dann typisch Sarrazin.

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