MieterEcho 319/Dezember 2006: Zwei Jahre Conwert ...

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MieterEcho 319/Dezember 2006

Quadrat PRIVATISIERUNG

Zwei Jahre Conwert ...

... waren für die Mieter/innen eine ereignisreiche Zeit

Mit "Zwei Jahre Conwert" war eine Einladung der Berliner MieterGemeinschaft zu einem Erfahrungsaustausch der Mieter/innen am Grazer Damm überschrieben. Die Wohnungen waren von der privatisierten GSW zunächst an Vivacon verkauft worden und wurden anschließend an die österreichische Immobilien-Firma Conwert veräußert. Es war nicht die erste Veranstaltung dieser Art und die Resonanz war wie üblich gut. Der lebhafte Erfahrungsaustausch ließ die Folgen der Privatisierung auf ganz alltäglicher Ebene sichtbar werden.

Der Anbau von Balkonen gehörte zu den ersten Maßnahmen der neuen Eigentümer. Viele Mieter/innen hatten deren Sinn nicht eingesehen und ihre Zustimmung verweigert. Teilweise nicht ohne Erfolg. Zwar ließ sich nicht verhindern, dass die Balkone an die Außenwände angeschraubt wurden, aber die Abbruch- und Umbauarbeiten in den Wohnungen und letztlich auch die Kosten für die als überflüssig angesehenen Balkone, blieben denjenigen Mieter/innen erspart, die sich nachhaltig genug geweigert hatten. Dadurch wurde aber nicht verhindert, dass auch sie Belästigungen durch die Balkone erdulden müssen. Kaum waren nämlich die Balkone montiert, begannen sie sich geräuschvoll bemerkbar zu machen. Das Krachen, Knacken und Quietschen hält noch immer an und ist nicht nur irritierend, sondern stört auch den Schlaf und beunruhigt, weil es immer wieder glauben macht, dass Fassadenkletterer ihr Unwesen treiben. Die Auskunft der Verwaltung, die Erscheinung würde nach einer gewissen Zeit verschwinden, wird bezweifelt, denn Fachleute führen sie auf mangelnde Isolierungen zurück.

Folgen der Modernisierung

Es ist bekannt, dass die neuen Investoren nur an der Verwertung des Wohnungsbestands interessiert sind. Am gründlichsten gelingt das durch die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen. Das Unternehmen Conwert gibt sich alle Mühe, den ersehnten Käufern großzügige Angebote zu machen. Zu diesem Zweck werden kleine Wohnungen zusammengelegt und durch Beseitigung der Trennwände große Räume geschaffen. Das hat Folgen. Denn auch wenn keine tragenden Wände entfernt wurden, haben die Zwischenwände stabilisierend gewirkt. Nach ihrer Entfernung beginnt der Fußboden zu schwingen.

Betriebskostenabrechnungen sind oft schwer nachvollziehbar. Doch die Conwert-Mieter/innen konnten in diesem Jahr ganz neue Erfahrungen machen. Während in der Vergangenheit die Veränderungen immer kalkulierbar waren, stiegen die Kosten nun in unerwartete Höhen. Die Vermutung vieler Mieter/innen, dass der Wasserverbrauch der an der Modernisierung beteiligten Firmen nicht gesondert abgerechnet wurde, wurde bisher von der Verwaltung nicht widerlegt.

Sehr breiten Raum nahm die Erörterung des Problems ein, wer denn überhaupt als Vermieter erklärungsberechtigt sei. Im Grundbuch ist die Kölner Firma German Real Estate Opportunities GmbH & Co. KG eingetragen. Diese Firma ist eine Tochter der Firma Vivacon, die die Bestände an die österreichische Firma Conwert verkauft haben soll. Im Grundbuch findet sich allerdings darüber nichts. Als Verwalterin fungiert offenbar noch immer die GSW und seit Neuestem gibt auch die Conwert Erklärungen ab. Ein Chaos nicht ohne einen gewissen Unterhaltungswert. Die Mieter/innen sind gut beraten, sämtliche Erklärungen wie Mieterhöhungen auf ihre Berechtigung überprüfen zu lassen.

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