MieterEcho 308/Februar 2005: Editorial

MieterEcho

MieterEcho 308/Februar 2005

 EDITORIAL

Liebe Leserinnen und Leser,

wir leben im Zeitalter der Sprachschöpfungen und des Etikettenschwindels. "Vermögensaktivierung" wird in der Berliner Politik genannt, was tatsächlich Privatisierung, Ausverkauf sozialen Kapitals oder private Enteignung gesellschaftlicher Reichtümer ist. Diesen Prozess würde die PDS, die den Verkauf der GSW ohne Opposition in den eigenen Reihen als "Notlagenverkauf" gefeiert hat, gern als "progressive Entstaatlichung" sprachlich maskieren. Und Frau Oesterheld (Bündnis 90/Die Grünen) nennt ihre Anregung, 150.000 Wohnungen aus öffentlichen Beständen bedingungslos auf den Markt zu pfeffern, "wohnungspolitischen Handlungsspielraum erhalten".

Die Allparteienkoalition der Liberalisierer und Privatisierer von PDS bis FDP spricht nicht gern aus, was sie tut - sie flüchtet sich lieber in Polit-Lyrik. In dem begrifflichen Container "soziale Gerechtigkeit" fühlen sich alle ausgesprochen wohl. Als sozial gerecht kann jeder politische Skandal veredelt werden und welche Partei würde schon für "soziale Ungerechtigkeit" antreten.

Das MieterEcho kennt solche Probleme nicht. Privatisierung nennen wir nicht nur Privatisierung, wir lehnen sie auch ab. Der Verkauf der Wasserwerke (deren Rückkauf jetzt im politischen Raum diskutiert wird) und seine Folgen, die sich in Betriebskostenabrechnungen unmittelbar widerspiegeln werden, gibt uns vollkommen recht.

In diesem Jahr würden wir gern verstärkt die Folgen der Verkäufe der GEHAG und der GSW beleuchten und bitten daher alle betroffenen Leser/innen um Mitteilung, falls Veränderungen seit den Verkäufen bemerkt worden sind. Die Mieter/innen in der Otto-Suhr-Siedlung, deren Wohnungen an die Apellas Property Management GmbH verkauft wurden, haben Grund genug, sich über den neuen Eigentümer zu beschweren. Sie bitten wir ganz besonders, sich mit uns in Verbindung zu setzen.

Wir sind telefonisch unter 21 00 25 84,
per E-Mail unter me@bmgev.de oder
schriftlich unter Berliner MieterGemeinschaft,
Möckernstr. 92, 10963 Berlin zu erreichen.
Ansprechpartner ist jeweils Joachim Oellerich.

Hartz IV mobilisiert langfristig. Nicht so stark, wie man es sich wünschen würde, aber das kann noch werden. Die Sozial AG, die sich bei der Berliner MieterGemeinschaft gebildet hat, ist jedenfalls sehr lebendig und garantiert allen, die dazukommen möchten, freundschaftliche Aufnahme, die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch und vielfältige Gelegenheiten, sofort eigene Aktivitäten zu entfalten.

Das nächste Treffen findet am Donnerstag, den
10.03.2005 um 19 Uhr in der Geschäftsstelle der
Berliner MieterGemeinschaft, Möckernstr. 92, 10963 statt.
Telefonische Auskünfte kann man gerne unter 21 00 25 84 bekommen.

Und schließlich möchten wir wieder auf unsere kostenlose Sozialberatung - auch für Nicht-Mitglieder - hinweisen. Sie findet jeden Dienstag ab 19 Uhr ebenfalls in der Geschäftsstelle der Berliner MieterGemeinschaft statt.

Ihr MieterEcho

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