Mieterecho - Zeitung der Berliner Mietergemeinschaft e.V.

Nr. 298   Juli 2003

Kreditabzocker aus Austria

Sonderprogramm für Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger

Klaus Nolden

Etliche Berliner Mieter finden in diesen Tagen in ihren Briefkästen Post der Firma ALPHA Finanzsanierungs GmbH. Die in Österreich eingetragene Gesellschaft bietet an, Schulden problemlos mit einem Sonderprogramm von 1500 Euro bis 10.000 Euro zu erledigen. Besagtes Sonderprogramm soll ausdrücklich auch für Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger gelten. Für die vermögenslose, einkommensschwache und in der Regel verschuldete Kundschaft, der üblicherweise keine Bank mehr Geld geben will, wollen die Sanierer aus Neumarkt an der Weinstraße alle sonst üblichen Kredithürden beiseite räumen. Verzichten will man auf Vorkosten, Abschluss von Bausparverträgen und Versicherungen, auf Eigenkapital, auf Schufa-Auskünfte, auf Schufaeinträge, auf Bankauskünfte, auf Bürgen und auf Vertreterbesuch.

Eine Kreditanfrage zu stellen kann ja nix schaden, dachte sich auch eine alleinerziehende Sozialhilfeempfängerin aus Neukölln mit vier Kindern, die mit dem Geld Mietschulden bei ihrem Vermieter bezahlen wollte. Und richtig, schon nach wenigen Tagen kommt die positive Antwort: ein persönliches Angebot unter eigener Kundennummer mit der Mitteilung, dass eine private Finanzsanierungsgesellschaft einen Kredit mit einer garantierten Zusage von 7000 Euro für sie vorgesehen habe. Die Rückzahlung soll 82,36 Monate dauern, unter Zugrundelegung einer monatlichen Tilgungsrate von 100 Euro.

Hört sich gut an, dachte die um ihre Wohnung bangende Mieterin und unterschrieb sofort den mitgeschickten Kundenvertrag für die Einholung einer so genannten verbindlichen Zusage, die umgehend kostenlos zugeschickt werden sollte. Zusätzlich wurde die Ausfertigung eines Vertrags zur Finanzsanierung angekündigt, der ebenfalls zur Unterschrift zugesandt werden sollte.

Kaum eine Woche später - per Post kommt tatsächlich die verbindliche Zusage über 7000 Euro, eine Ablehnung ist ausgeschlossen. Dumm ist jetzt nur, dass der Originalvertrag über die genehmigte Finanzsanierung zur Übergabe im Büro bereitliegt. Denn das Büro liegt ja in Österreich. Die Lösung ist, man ahnt es schon, verblüffend einfach. Gegen Zahlung einer einmaligen Gebühr für sämtliche angefallenen Kosten und Gebühren in Höhe von 353 Euro per Nachnahme wird das wertvolle Original zugeschickt.

Infos für Geschädigte bei der Berliner MieterGemeinschaft unter Tel.: 215 90 62