Mieterecho - Zeitung der Berliner Mietergemeinschaft e.V.

Nr. 298   Juli 2003

Eine gute und eine schlechte Nachricht

Die schlechte: Kolja Poppe macht weiter.
Die gute: es wird ihm wenig nutzen!

Joachim Oellerich

Doch der Reihe nach: Kolja Poppe trat in die Fußstapfen der TECO-Chefin Barbara Pniower, gegen die der Staatsanwalt wegen Betrugs ermittelt. Das gleiche, bei der Arbeitsweise der Berliner Staatsanwaltschaft (siehe Kasten links) nicht sonderlich bedrohliche, Schicksal hat inzwischen auch Kolja Poppe ereilt. Doch das hätte ihn nie davon abgehalten, das von Frau Pniower entwickelte lukrative Geschäft weiter zu betreiben.

Zur Erinnerung: Jahrelang erschienen fast täglich in diversen Tageszeitungen sowie in der Zitty Anzeigen mit denen "Menschen, die gerne gepflegte Wohnungen besichtigen", von einem Immobilienbüro gesucht wurden. Wer sich angesprochen fühlte, wurde umgehend zu einem Beratungsgespräch eingeladen und einer der zahlreichen freundlichen, gutgekleideten Herren erläuterte die glänzende Perspektive beruflich betriebener Wohnungsvermittlung. Die Firma TECO habe so viel zu tun, dass sie dringend Mitarbeiter suche, und ganz besonders geeignet sei, das ließe sich sofort erkennen, der jeweilige Gesprächspartner. Eine Einführung in das sonst nicht übermäßig anspruchsvolle Geschäft der Wohnungsvermittlung würde dem Interessenten kostenlos zuteil und eine Beschäftigungsgarantie bekäme er selbstverständlich auch. So etwas hörte sich, vorgetragen von den geschulten Beratern, verlockend an: ein Wohnungsmarkt, der nach Vermittlung lechzt, eine hochqualifizierte Schulung und die Garantie beschäftigt zu werden. Dass man eine Schutzgebühr bzw. eine Kaution für die Schulung zu zahlen habe, war nicht verwunderlich, denn die Qualität des Gebotenen würde ansonsten die Konkurrenz verlocken, das Niveau ihrer eigenen Mitarbeiter drastisch zu steigern. Aber man bekäme die Gebühr/ Kaution bei der ersten Vermittlung selbstverständlich zurück. Kein Risiko also. Die Schulung erschien den meisten Teilnehmern nicht so gehaltvoll wie dargestellt, dafür wurde die Beschäftigungsgarantie tadellos eingehalten. Die frisch geschulten TECO-Partner erhielten ein Zertifikat als Wohnungsmakler und Adressen von Wohnungen nebst Listen mit Wohnungssuchenden. Mit diesem aus den Tageszeitungen zusammengeklaubten Material konnte man sich lange und aufwendig beschäftigen, nur kein Geld verdienen. Wenn von den tausenden ,Genasführten’ wirklich irgendwann jemand eine Wohnung vermittelt hatte, war das reiner Zufall. Grundsätzlich gelang das nicht und so blieben die Kautionen (zunächst 980 DM und später dann 590 Euro) in der Kasse des Hauses TECO.

Die Geschädigteninitiative wird aktiv

Die Geschäfte liefen großartig. Frau Pniower verdiente klotzig, die Staatsanwaltschaft (verantwortlich Oberstaatsanwalt Roman Reusch) arbeitete wie in Berlin üblich, d.h. gefahrlos für die des Betrugs Beschuldigten. Manch ein TECO-Opfer wandte sich zwar an die Verbraucherzentrale, erfuhr aber gegen eine Gebühr von zuletzt 7,50 Euro nur, dass man nichts machen könne, denn die Verträge seien wasserdicht.

Ansonsten passierte gar nichts und alles hätte noch jahrelang zur immer größeren Zufriedenheit von Frau Pniower weitergehen können, vor allem da die Nachfrage nach Verdienstmöglichkeiten durch Arbeitslose, Teilzeitbeschäftigte etc. permanent stieg, wenn nicht ein kleiner fast unscheinbarer Beitrag im MieterEcho erschienen wäre.

Diesen Artikel fand, wer sich im Internet über die Firma TECO informieren wollte. Angeregt durch wiederholte Nachfragen, begann das MieterEcho eigene Recherchen, veröffentlichte weitere Beiträge und initiierte einen regelmäßigen Treff von Geschädigten.

Geschäfte wie die der Firma TECO werden, so zeigt die Erfahrung, kaum durch Staatsanwalt und Kriminalpolizei beeinträchtigt, aber sie vertragen keine Öffentlichkeit. Nachdem durch die Berliner MieterGemeinschaft und das MieterEcho die Tageszeitungen aufmerksam wurden und verschiedene Fernsehanstalten berichtet hatten, traten Frau Pniower und ihr enger Mitarbeiter Wolfgang Hüttemann, genannt Hühnerbusch, im Herbst letzten Jahres von der Bühne ab und überließen Kolja Poppe, zuvor Berater bei Teco, das ansonsten unveränderte Geschehen.

Herr Poppe ist nur ein Epigone, den Verfall konnte er nicht aufhalten. Ein kurzer Bericht in der BZ mobilisierte Massen von Opfern und die Geschädigteninitiative organisierte vor der Keithstraße 14 eine Mahnwache. Wer das Haus betrat um "gepflegte Wohnungen" zu besichtigen, erhielt Informationen über Poppes Angebote, und auch die Nachbarschaft - schon vorher argwöhnisch - wurde aufgeklärt.

Kolja Poppe fühlte sich als Opfer und verkündete, dass er selbst der Firma TECO und der Frau Pniower auf den Leim gegangen wäre und gab die Schuld allen seinen Mitarbeitern: den Damen vom Telefondienst sowie den Beratern, die zuletzt 65 Euro für jeden von ihnen gekeilten Schulungsteilnehmer erhielten.

Er sprach davon auszuziehen, sein Büro begann zu verwaisen.

Ein kluger Entschluss, wollte man meinen. Doch dann, irgendwie im Verbund mit einem Herrn Schütz, entwickelte Kolja Poppe eine neue Geschäftsidee. Jeder bekommt nun ein Exposé für eine Wohnung zur alleinigen Vermittlung, die Fa. Poppe inseriert in der Zeitung und mit den zahlreichen Wohnungsinteressierten, die sich bei der Firma melden, wird ein Termin ausgemacht. Der Begünstigte des dann unvermeidlich folgenden Abschlusses eines Mietvertrags wird der Poppe-Partner, der nur noch die zwei Monatsmieten Maklerprovision zu kassieren braucht und dann auch die Kaution zurückbekommt.

Noch ist nicht klar, warum die Firma die Provision nicht selbst kassieren kann. Aber das wird auch nicht klar werden, denn Wohnungsvermittlungen haben bisher ebenso wenig stattgefunden wie zuvor.

Und die Geschädigteninitiative schließlich bleibt dem Herrn weiterhin auf der Fährte.

Die Geschädigteninitiative trifft sich monatlich in der Geschäftsstelle der Berliner MieterGemeinschaft, Möckernstr. 92, 10963 Berlin.Den Termin für das nächste Treffen erfragen Sie bitte unter Tel.: 215 90 62 oder unter www.bmgev.de (Arbeitsgruppen).