MieterEcho
Nr. 268 - April/Mai 1998

Neues aus Johannisthal

"Wir möchten uns auf diesem Wege von Ihnen verabschieden und ihnen eine gedeihliche Zusammenarbeit mit dem Erwerber des o.g. Grundstücks bzw. mit der von ihm beauftragten Hausverwaltung wünschen," schrieb die WoBeGe am 20.3.98 den Bewohnern der Häuser Sterndamm 30 - 58 und Staudenweg 1 -2. Die WoBeGe hatte ihren Mietern keinen Grund zur Betroffenheit über diesen Abschied geliefert (siehe auch ME 267). Und dennoch, verglichen mit dem Nachfolger empfanden die Mieter den scheidenden Eigentümer fast sozial. Was Marktwirtschaft für die Mieter bedeutet und was sie den Erwerbern bieten kann, bekommen die Mieter jetzt in einem Schnellkurs vermittelt.

Noch bevor die Konzept Zwischenerwerb GmbH u. Co. KG - der Frankfurter Edelmann Friedrich E. Graf zu Solms-Laubach soll Presseberichten zufolge an ihr maßgeblich beteiligt sein - als Eigentümerin per 1.4.98 im Grundbuch eingetragen worden war, hatte sie sich von Mietern Kaufverzichtserklärungen unterschreiben lassen. Jetzt erhielten bereits mehrere der Mieter die Benachrichtigung, daß ihre Wohnung von Anlegern erworben worden seien. Daß die Mieter trotz schriftlicher Erklärung ihr Vorkaufsrecht behalten, hat die Konzept etc. in der Eile ganz offenbar übersehen. Eine maßlose Werbekampagne ist bereits losgetreten worden. Die Vertreter der Gesellschaft haben sofort Hausversammlungen einberufen, sprachen von ca. 2.000 Interessenten für die insgesamt 194 Wohnungen und entfalten daneben eine Hektik in und um die Häuser, die viele der älteren Mieter in Panik stürzt. "Frau Zimmer1) und ihre Mitbewohnerin sind in dieser Angelegenheit hilflos" schreibt eine Mieterin nicht ohne Verzweiflung. In den nächsten Tagen sollen Modernsierungsankündigungen versandt werden und dann wird die Konzept versuchen, in wenigen Wochen Sanierungen durchzuführen und die Verkäufe unter Dach und Fach zu bringen.

Immobiliengeschäfte lohnen sich wieder für Grafen. Die Mieter erinnern sich, daß diesen Herrschaften einst eine Bodenreform Grenzen gezogen hat, und sind entschlossen, sowohl den in so kurzer Zeit unvermeidlichen Sanierungspfusch nicht hinzunehmen sowie sich nicht zum Gegenstand profitabler Verwertung machen zu lassen. Die AG Umwandlung wird ihnen dabei helfen und demnächst wieder berichten.

AG UMWANDLUNG
Mittwochs 15 bis 19 Uhr
Tel: 204 48 70

1) Name wurde von der Redaktion geändert.

 
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