MieterEcho
Nr. 266 - Januar/Februar 1998

Zu Plätze in Berlin "Das Marienviertel" ME 265

Eher würde ich mir die Hand abhacken und die Zunge abbeißen, daß ich den Anschluß der DDR an die BRD und Westberlin, wie es mit kleindeutscher Gedankenlosigkeit im Beitrag zum Marienviertel Volkes Stimme tut, als "Wende" bezeichnen würde. Umso mehr aber kotzt mich an, wenn das MieterEcho zum Tummelplatz für Ostalgiker aller Länder wird. Von wegen: "Die Ostberliner lieben ihre Stadthälf- te und deren Zentrum..." Quatsch mit Soße. Schon in der alten Zeit habe ich mich in der urbanen Wüste um den Fernsehturm herum zu Tode gelangweilt - "einer der großzügigsten Stadtfreiräume Europas"? Ja, frei von Stadt. Allenfalls gut für einen Quickie im Busch an der Marienkirche. Um städtisches Highlife zu genießen, ist unsereins (Urostberliner, Jahrg. 53) nach Prag und Budapest gefahren, und zu Hause fühlten wir uns im hoch verdichteten Prenzlauer Berg, der noch kein Prenzl' Berg war.

Das "ausgetüftelte System" der kinderfeindlichen, weil unfallträchtigen Rutschbahnspitzen am Fuße des Fernsehturms? Peinlicher Möchtegernmodernismus. Unnütz. Häßlich wie Westberlin. Haut weg den Scheiß! Das "Marx-Engels-Forum"? Entweder wieder ein richtiger Park, mit dem todtraurigen Denkmal, ohne Aufmarschfläche und Dauerfotoausstellungsblechkisten, aber möglichst eng und kleinteilig bebaut, wie das Marienviertel, hoffentlich. Damit endlich wieder Leben in die Bude kommt!

Klaus Laabs

 
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