MieterEcho
Nr. 266 - Januar/Februar 1998

Zwangsversteigerungen nehmen immer mehr zu

Im vergangen Jahr wurden bundesweit über 40.000 Wohnungen zwangsversteigert, rund 22 % mehr als 1996. In Berlin stieg die Zahl der Versteigerung noch dramatischer um über 100 % von ca. 650 1996 auf knapp 1.400 im vergangenen Jahr.

Diese Zahlen verunsichern immer mehr Mieter. Ein Vermieterwechsel bedeutet häufig auch Scherereien wie Mieterhöhungen oder Modernisierungsmaßnahmen. Aber eine Versteigerung kann das Mietrecht oder die Regelungen des Mietvertrages nicht außer Kraft setzen. Der Käufer hat zwar ein außerordentliches Kündigungsrecht, doch will er davon Gebrauch machen, muß er triftige Gründe wie Eigenbedarf anmelden und plausibel machen können. (Genau damit wird Heike Berger* wahrscheinlich Schwierigkeiten haben. Sie wußte ob des Mietverhältnisses vor Erwerb der Immobilie. Siehe hierzu Seite 6 "Da hilft nur noch der Härtefall").

Nach einer internen Statistik des Amtsgerichtes Charlottenburg wurden im Jahr 1997 die Immobilien im Durchschnitt zum Verkehrswert oder darüber ersteigert. 1996 dagegen betrug das Meistgebot im Schnitt noch 60 bis 80 %. Es sind also nicht mehr so leicht Schnäppchen zu machen. Verändert hat sich auch das Verhältnis von Eigentumswohnungs- zu Hausversteigerungen. Abgesehen davon, daß Wohnungen nur in Städten in dem Umfang versteigert werden können (auf dem Land gibt es nämlich überwiegend Einfamilienhäuser), hat sich hier das Verhältnis der versteigerten Wohnungen gegenüber versteigerten Häusern angeglichen - Tendenz steigend. Da in Berlin im wesentlichen Mietshäuser stehen, ist deren Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen für den Anstieg der Wohnungsversteigerungen verantwortlich zu machen.

o.k.

* Name von der Redaktion geändert

 
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