MieterEcho
Nr. 264 - September/Oktober

Erst geräumt - dann gefeuert

Am 29. Juli haben Polizei und Innensenat drei weitere, seit sieben Jahren besetzte Häuser geräumt. Die Pfarrstr. 88 in Lichtenberg, sowie die Rigaer Str. 80 und die Scharnweberstr. 28 in Friedrichshain. Doch die Räumungen waren noch nicht das Ende. Drei Wochen später - am 22. August - wütete ein Feuer in der Scharnweberstr. 28. Dazu folgende Erklärung des Mieterladens Bänschstraße:

Seit der Räumung steht das Haus leer, ist mit Stahlplatten gesichert und Polizeistreifen fahren regelmäßig vorbei. Während der bewohnten Phase wurde das Haus, entsprechend bauamtlicher Auflagen, durch die BewohnerInnen instandgesetzt. Viermal kamen die Arbeiten wegen Brandstiftung ins Stocken. Gingen die Brandstiftungen auf das Konto des Eigentümers? Ein Täter wurde nicht ermittelt. Ein Abrißantrag des Eigentümers war vom Bezirksamt abgelehnt worden. Das Haus steht unter Bestandsschutz. Wer auch immer die Brände legte, er hätte Menschen töten können. Die BewohnerInnen hatten einfach nur Glück. Seit der Brandstiftung an mehreren Stellen am 22.8. ist das Haus ohne Dachstuhl, der 4. Stock ist ausgebrannt. Trotzdem, so die Einschätzung von Bauamt und Feuerwehr, ist die Substanz des Hauses noch gut. Wer hat ein Interesse daran, diese Haus abzufackeln? Fazit: Wieder hat Berlin mehr Obdachlose. Wieder wurde bezahlbarer Wohnraum dem Markt entzogen. Wieder hat Polizeigewalt über das Zivilrecht gesiegt. Wann werden die Verantwortlichen endlich für die BürgerInnen dieser Stadt Politik machen, statt für einige wenige Haus- und Grundbesitzer und Industrielle?


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