MieterEcho
Nr. 262 - Mai/Juni

Hausbesetzern droht Räumung

        

Nachdem der Hauseigentümer Peter Schmidt der Senatsverwaltung für Bauen und Wohnen sein eigenes Sanierungskonzept ohne Berücksichtigung der derzeitigen Situation vorgelegt hat, sehen wir, die HausbewohnerInnen der Scharnweberstr. 28 / Colbestr. 18, völlig machtlos der baldigen Räumung entgegen. Von Anbeginn waren wir an friedlichen Lösungen interessiert.

Im November 1996 sind wir mit dem Bau- und Wohnungsaufsichtsamt in Kontakt getreten. Die ersten Sicherungsmaßnahmen, wie die Entfernung von losen Teilen an der Hausfassade etc. wurden bald durchgeführt. Am 31.1.1997 hatten wir dann unsere erste Baubesichtigung. Die beanstandeten Mängel mußten bis zum 5.3.1997 beseitigt sein. Neben der Vervollständigung der Treppengeländer, Reparaturen an funktionstüchtigen Öfen etc. mußte der gesamte Bauschutt in Haus und Hof beseitigt werden. Eine der aufwendigsten Arbeiten war die Installation einer komplett neuen Baustromanlage. Unterstützung bekamen wir von der KITEC Elektrotechnik GmbH. Alle Arbeiten wurden in Eigenarbeit mit großem Geld- und Zeitaufwand bewältigt. Nachdem wir die Arbeiten zum größten Teil verrichtet hatten, wurden wir zum dritten Mal in der Nacht vom 31.1. zum 1.2.1997 Opfer eines Brandanschlages. Große Teile des Daches wurden zerstört. Doch mit fachkundiger Hilfe ist uns auch die Wiederinstandsetzung des Daches gut gelungen. Das Bauaufsichtsamt hat alle Arbeiten für gut befunden und uns versichert, daß keine Gefahr für Leib und Leben besteht.

Auch sind wir bereit, die Betriebskosten zu bezahlen. Im September 1996 bekamen einige BewohnerInnen Anzeigen wegen Diebstahl von elektrischer Energie und Wasser. Die Anzeigen bezüglich des Stromdiebstahls sind unbegründet, da wir seit Jahren die fälligen Stromrechnungen bei der BEWAG bezahlen. Auf Anfragen unsererseits an die Wasserwerke und an Peter Schmidt haben wir bis heute keine Rechnungen über die Wasserkosten erhalten.

HausbewohnerInnen, die S.O.G. (Selbstverwaltete Ostberliner GenossInnenschaft e.G.), der Sanierungsträger LIST und auch Mitglieder der Bezirksverordnetenversammlung haben des öfteren versucht, mit Peter Schmidt in Kontakt zu treten, was jedoch stets mit ablehnenden Reaktionen abgetan wurde. In enger Zusammenarbeit mit uns erstellte der Sanierungsträger LIST ein Sanierungskonzept für das gesamte Objekt. Auch dieses wurde von Herrn Schmidt ohne Begründung abgelehnt. Am 7.4.1997 erhielten wir von Rechtsanwalt Karlhainz Sendke, beauftragt von Hauseigentümer Schmidt, als Antwort auf unser Schreiben, indem wir unsere Verhandlungsbereitschaft erklärten, einen Brief, in dem steht: "Ich pflege, auf Briefe ohne Unterschrift nicht zu antworten". Unter diesem eigenartigem Vorwand wird wieder einmal jegliche Gesprächsbereitschaft unterbunden.

Eine weitere Schikane seitens der Polizei ereignete sich am Morgen des 13.4.1997. Mit der fadenscheinigen Begründung "Ruhestörung" wurden die Räumlichkeiten der dort stattfindenden Party geschlossen und versiegelt. Diese Aktion dehnte sich zu einer Hausdurchsuchung und kurzzeitigen Räumung des gesamten Objektes aus. Erst nach Vorlage der schriftlichen Bestätigung der erfolgreich abgeschlossenen Baubegehung durften die Bewohner wieder in das Haus zurückkehren.

Nach all diesen Vorkommnissen müssen wir uns ernsthaft fragen, welche Zusagen wir noch ernst nehmen können und was noch alles passieren muß, um endlich das Haus legalisieren zu können.

Die Bewohner der Scharnweberstr. 28


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