MieterEcho
Nr. 262 - Mai/Juni

Besetzer sind Handwerker

        

Das Haus Rigaer Str. 83 wurde im Sommer 1990 besetzt. Vorher war der gesamte hintere Teil wegen einer geplanten Schulerweiterung zur Sprengung vorbereitet worden und unbewohnbar. Das Vorderhaus war zwar reparaturbedürftig, aber bewohnbar. Seitdem ist einiges passiert:

Sprengschlitze neu vermauert. Fehlende Treppenstufen ersetzt. Treppengeländer neu eingebaut. Sämtliche Treppenhausfenster repariert und verglast. Haus- und Hoftüren ersetzt oder repariert. Meterhoher Schutt in Hof und Treppenhäusern entsorgt. Schornsteinköpfe neu aufgemauert. Weggerostete Kellergitter ersetzt. Undichtes Dach repariert. Dachrinnen repariert und gesäubert. Hofgullys gereinigt und repariert. Fünf Steigeleitungen für Wasser neu gelegt. Rohrbrüche im Keller repariert. Fallrohre ersetzt. Zerstörte Gasversorgung entfernt. Sanitäre Einrichtungen neu eingebaut. 500 qm Dielen und 50 Fenster neu eingebaut. Und das alles mit recyceltem Material.

Das alles wurde selbst gebaut und finanziert, obwohl in einem über Jahre gehenden Rechtsstreit mit der Wonhnungsbaugesellschaft Friedrichshain (WBF) von den Bewohnern Mietverträge eingeklagt wurden. Die seitdem des öfteren wechselnden Eigentümer oder Eigentumsanwärter sind allerdings bis heute nicht bereit, diese Urteile anzuerkennen.Wir wollen auch weiterhin hier wohnen und leben, ohne ständige Angst vor Polizei- und Behördenwillkür. Wir sind nicht bereit, wie viele (nicht nur Häuser) vor uns, einer von Angst vor Andersdenkenden gezeichneten Säuberungswelle zum Opfer zu fallen.

Die Bewohner der Rigaer 83


MieterEcho-Archiv | Inhaltsverzeichnis Nr. 262

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