MieterEcho
Nr. 262 - Mai/Juni

Langer Atem lohnt sich
Die Schönhauser Allee 150 soll wiedervermietet werden

        

Inzwischen haben die Aktivitäten gegen den Leerstand in der Schönhauser Allee 150 im Prenzlauer Berg erste Erfolge gezeigt. Mitte April beschloß die Bezirksverordnetenversammlung Prenzlauer Berg, daß der Leerstand im Vorderhaus unverzüglich durch Wiedervermietung beseitigt werden soll. Falls Hauseigentümer Frank Blaschke sich weiterhin zieren sollte, soll notfalls auch ein Zwangsgeld gegen ihn verhängt werden. Außerdem wurde die Baustadträtin Dorothee Dubrau (Bündnis90/Grüne) aufgefordert, sämtliche Akten zur Schönhauser 150 offenzulegen.

Schon Anfang Januar hatten die Leute vom Kiezladen in der Dunckerstraße die Schnauze voll. (siehe auch MieterEcho 261). Seit 1994 stand das Hinterhaus der Schönhauser Allee 150 schon leer. Und unter dem Druck des Hauseigentümers Frank Blaschke waren inzwischen auch die ersten MieterInnen aus dem Vorderhaus ausgezogen. Ohne daß die von Blaschke und auch schon der Voreigentümerin angekündigte Sanierung in Sicht kam. Kurzerhand organisierten die Kiezaktivisten einen ihrer Leerstandsspaziergänge. Mit Musik und Kuchen wurde das Haus besichtigt. Bei einem spontan organisierten Runden Tisch auf dem Hof versicherte Baustadträtin Dorothee Dubrau noch, es verlaufe alles ordentlich. Die Wohnungen des Hinterhauses seien in einem dermaßen schlechten Zustand, daß sie nur mit großem Aufwand wieder vermietet werden könnten. Allerdings mußte Dubrau zugeben, das Haus nur bis zum zweiten Stock besichtigt zu haben. Im dritten und vor allem im vierten Stock aber befinden sich die nach einem Dachstuhlbrand rekonstruierten Teile des Hauses. Trotzdem sah sie keine Eile. Nach mehreren Gesprächen habe Blaschke Abstand von Teilen seiner ursprünglichen Pläne genommen, meinte Dubrau. Er habe zugesichert, den für die Sanierung notwendigen Bauantrag bis Ende Februar einzureichen. Eigentlich wollte der angeblich so sanierungswütige Blaschke, den Hof überbauen, einen Supermarkt und eine Gaststätte ins Erdgeschoß setzen und möglichst auch noch die erste Etage in lukrative Gewerberäume umwandeln. Zumindest offiziell. Denn gleichzeitig annoncierte er das Haus mehrfach zum Verkauf.

So war es kein Wunder, daß die Leute vom Kiezladen davon ausgingen, daß es Blaschke in erster Linie nur darum ging, die MieterInnen zu vertreiben, um das dann leerstehende Haus teurer verkaufen zu können. Da sind natürlich vor allem die engagierten MieterInnen im Weg. Einer Mieterin schickte Blaschke Mitte März die fristlose Kündigung. Binnen zehn Tagen sollte sie die Wohnung verlassen. Er warf ihr vor "als Mitglied der sogenannten Betroffenenvertretung Helmholtzplatz am gewaltsamen Aufbruch des Quergebäudes beteiligt" gewesen zu sein. Außerdem habe sie "in verleumderischer Weise Hetzkampagnen gemeinsam mit der Hausbesetzerszene gegen den Eigentümer geführt". Nebenher fand Blaschke dann doch noch Zeit, die Bauanträge einzureichen. Zwar nicht bis Ende Februar, wie versprochen, und auch nur für das leerstehende Hinterhaus, aber immerhin.

Doch auch die Kiezladenleute blieben aktiv. Mehrfach nervten sie die Bezirksverordnetenversammlung mit ihrem Anliegen. Und da diese sich zunächst abwartend verhielt, wurden Fraktionssitzungen und Stadträte besucht, bis die Bezirkspolitiker nach und nach begriffen, daß hier einiges schiefläuft. Schließlich konnte die Betroffenenvertretung Helmholtzplatz, unterstützt von drei Bezirksverordneten den später erfolgreichen Antrag zur Wiederherstellung und Wiedervermietung in die BVV einbringen. Auch soll nun bei der Erteilung der Baugenehmigung darauf geachtet werden, daß die zum zweiten Hof liegenden Wohnungen im Erdgeschoß des Hinterhauses erhalten werden. Zudem wurde das Bezirksamt aufgefordert, einen Bericht zu erstellen, der sämtliche Vorgänge zur Schönhauser 150 und zu anderen Blaschke gehörenden Häusern auflistet und kommentiert. Ob die von Blaschke betriebene Mietervertreibung jetzt ein Ende hat und die Sanierung im Sinne der BewohnerInnen stattfinden wird, bleibt allerdings noch abzuwarten. ga

Die Betroffenenvertretung Helmholtzplatz bittet alle MieterInnen, die in Blaschke-Häusern wohnen, zum Erfahrungsaustausch Dienstags abends um 19 Uhr in den Kiezladen Dunckerstr. 14 (Prenzlauer Berg) zu kommen oder sich unter Tel: 444 56 34 zu melden. Blaschke soll in mehreren Häusern Umwandlung in Eigentumswohnungen betreiben. Er besitzt Häuser in der Hufeland- und in der Bötzowstraße, vermutlich auch in Lichtenberg und Friedrichshain. Im Zusammenhang mit Blaschke-Häusern tauchen auch häufig die Firma Immo-Trend, sowie die Hausverwaltung M+F auf.

Der Kieztreff jeden Dienstagabend ist grundsätzlich immer offen, für alle die sich im Bereich Sanierung, Mietervertreibung und Leerstand engagieren wollen oder denen entsprechendes im Helmholtzkiez aufgefallen ist.


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