Nr. 257 Juni/Juli/August 96

Das ”Beste” aus der Vermieterpraxis (II)
Messerstecher als Hilfsverwalter von A. Jahn-Immobilien

Wer im Hinterhaus der Bödikerstraße 9 in Prenzlauer Berg wohnt, lebt gefährlich: Traf doch ein Mieter am 6. Mai vier Unbekannte auf der Treppe, von denen einer angab, eine Wohnung angemietet zu haben, während ein anderer den Bewohner mit einem Messer bedrohte, weil er angeblich ein illegaler Untermieter wäre. Wer hierher zu Besuch kommt, lebt auch gefährlich: Am 13. Mai wurde ein Besucher von diesen vier Unbekannten bedroht. Diese hatten inzwischen wohl aufgerüstet, hielt doch diesmal jeder von ihnen ein blankes Messer in der Hand, und einer dazu noch ein Handy, aus dem eine Stimme den Gast aufforderte, die Wohnung zu verlassen, in der er zu Besuch war.
 
Alle Umstände sprachen dafür, daß diese Stimme dem Herrn Hausverwalter Jahn gehörte, der seine eigenen Praktiken nun in verschärfter Form durch Schlägertypen fortsetzen ließ. Dieser Jahn war z.B. im August 1995 in eine Wohnung eingedrungen und hatte eine dort im Bett schlafende Besucherin gezwungen, aufzustehen und die Wohnung zu verlassen. Auf die Hilfeschreie der Frau eilten einige Personen herbei - eine von ihnen wurde von Jahn tätlich angegriffen. Ähnliches passierte in der Folgezeit wiederholt. Am 28. März 1996 schließlich zwang er mit Hilfe einer Art Leibwächter einen Mann, der für eine Mieterin Möbel in deren Wohnung transportiert hatte, diese Möbel wieder zu entfernen und ihm den Schlüssel der Wohnung auszuhändigen. Danach kam es zum Türschloß-Ringelspiel: Verwalter läßt Schloß auswechseln. Mieterin kann nicht rein - läßt Schloß auswechseln. Verwalterin Crasselt kann nicht rein - läßt wiederum Schloß auswechseln!
 
Messerstecher als Hilfsverwalter von A. Jahn-Immobilien
Diese aufreibende Tätigkeit mag erklären, warum die Hausverwaltung ihrer eigentlichen Aufgabe, für die Instandhaltung des Hauses zu sorgen, nicht oder nur sehr verspätet nachkommt. So dauerte es im letzten Winter zwei Monate, ehe eine defekt gewordene Wasserleitung im Hinterhaus repariert wurde. So lange waren mehrere Mietparteien in ihrer Wohnung ohne Wasser!
 
Am 14.5. forderten die Mieter/innen die Hauseigentümer auf, wegen der unhaltbar gewordenen Verhältnisse die Hausverwaltung zu wechseln. Bei Redaktionsschluß war von einer Antwort noch nichts bekannt. Allerdings ist zwischenzeitlich etwas Ruhe im Hinterhaus eingekehrt: Kripo-Beamte zogen am 15. Mai Erkundigungen über den oben erwähnten messerbewehrten neuen Mieter ein. Später wurde bekannt, daß dieser in einer Wohnung in der Koppenstraße erschossen aufgefunden worden war und das Ganze mit dem Drogenmilieu zu tun haben dürfte. Gegen den Hausverwalter jedenfalls wollen die Mieter/innen nun auch gerichtlich vorgehen.
 
ME

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